Deutsche Telekom Warum Höttges den Neustart wagt

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Geschäftslage bei T-Systems wird schwieriger

Zugespitzt hat sich die Geschäftslage vor allem bei T-Systems. Dabei sollte die Sparte „führend bei Geschäftskunden“ werden, sich als „Digitalisierer der deutschen Wirtschaft“ profilieren und gemeinsam mit der heimischen Industrie das „Wirtschaftswunder 4.0“ schaffen. Die Anfang 2015 vorgelegte interne Mittelfristplanung sieht deshalb ein jährliches Umsatzplus von durchschnittlich drei Prozent vor. Doch das Geschäft mit externen Kunden geht zurück – und das, obwohl der IT-Markt mit Lösungen rund um Trendthemen wie Cloud Computing und Internet der Dinge zweistellig wächst.

Einige gescheiterte IT-Projekte haben das Ansehen von T-Systems bei den IT-Verantwortlichen großer Konzerne empfindlich lädiert. Bei zwei Großvorhaben mit deutschen Konzernen, die nicht genannt werden wollen, schlugen die Telekom-Alarmsysteme sogar so spät an, dass T-Systems Strafen wegen nicht rechtzeitig gelieferter Leistungen zahlen musste. Clemens hat das verlorene Vertrauen kaum zurückgewonnen. Zwar sprach der Spartenchef selbst unermüdlich bei potenziellen Kunden vor. Aufträge brachte er von seinen Ausflügen aber zu wenig mit, um die Einbußen auszugleichen.

Auch sein noch unbekannter Nachfolger dürfte es schwer haben. Die Lage ist so verfahren, dass der Telekom-Vorstand erneut über einen schon früher heiß diskutierten Plan nachdenkt. Danach könnte er T-Systems in zwei unabhängige Sparten aufspalten: in eine für das klassische Outsourcing von Rechenzentren verantwortliche IT-Tochter und einen näher an Vernetzungsthemen rund um die Fabrik 4.0 und das Internet der Dinge arbeitenden Geschäftsbereich „Digital und Telecommunications“.

John Legere führt T-Mobile als rebellischer Chef aus der Krise. Doch bei der Suche nach Fusionspartnern läuft es für ihn gerade nicht so gut.
von Jürgen Berke, Matthias Hohensee

Zusammen mit einem strategischen Partner oder Finanzinvestor könnte vor allem die abgespaltene IT-Tochter schneller die Trendwende schaffen. Das Konzept der gemeinsamen Sanierung und des anschließenden Verkaufs hat die Telekom schon bei der Scout-Gruppe praktiziert.

Mit der Suche nach einem geeigneten Partner hat Höttges seinen Vertrauten Thorsten Langheim betraut. Der ehemalige Manager der Private-Equity-Gesellschaft Blackstone orchestriert als „Generalbevollmächtigter Unternehmensentwicklung“ alle Verkäufe und Übernahmen. Als Aufsichtsrat von T-Systems kennt er sich mit den Problemen bestens aus. IT-Experten der Telekom bezweifeln jedoch, dass sich überhaupt ein Investor für den Sanierungsfall findet. Die Telekom teilte auf Anfrage mit, die Pläne zur Aufspaltung seien „Spekulation“ und will sich nicht weiter äußern.

Markenwerte der wertvollsten Telekommunikationsmarken

Vor zehn Jahren, kurz nach dem Amtsantritt von Höttges’ Vorgänger René Obermann, hatte die Bundesregierung die ersten Verkaufspläne von T-Systems noch gestoppt. Berlin fürchtete, dass ein neuer, womöglich ausländischer T-Systems-Eigner Einblicke in die geheimen Datentransfers der Regierung bekommt. Die Gefahr besteht nun nicht mehr. Denn anstelle einer privaten Gesellschaft soll künftig die Bundesanstalt für Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) den Datenaustausch zwischen den Behörden steuern. Das Gesetz dazu hat der Bundestag bereits im Frühjahr verabschiedet.

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