Kurz nach dem Drei-Milliarden-Dollar-Deal der Bayern begann in der Chipbranche eine Übernahmewelle. Ploss hat frühzeitig gehandelt und wurde dadurch nicht in eine teure Bieterschlacht hineingezogen. Hinzu kommt: Infineon hat das US-Unternehmen völlig geräuschlos und schneller als geplant integriert.
Im Unternehmen sprechen sie von einem Kulturwandel, der mit Ploss Einzug gehalten habe. Der Ingenieur gilt als unprätentiös, authentisch und bodenständig. Mit den Insignien der Macht, wie sie andere Dax-Chefs vor sich hertragen, kann er so wenig anfangen wie mit großen Entouragen und Kofferträgern. Ploss reist auch mal, die Aktentasche unter dem Arm, allein um die Welt.
Ein langjähriger und ranghoher Infineon-Manager spricht von einem langen Prozess, der vom früheren Infineon-Chef Ulrich Schumacher über die Nachfolger Wolfgang Ziebart und Peter Bauer bis zu Reinhard Ploss geführt habe: am einen Ende des Spektrums der ruppige und bisweilen großspurige Schumacher, der zum Börsengang im Rennwagen an der Wall Street vorfuhr.
Am anderen Ende der stille Tüftler und Technikfreak Ploss, von dem man sich nicht vorstellen kann, dass er auch mal laut wird. „Heute hat zumindest keiner mehr Angst, auch mal einen Fehler zuzugeben“, sagt der ranghohe Infineon-Manager. Die Hierarchien seien flacher geworden.
Das ist Ploss wichtig. Denn wie, fragt er, können Innovationen entstehen, wenn die Mitarbeiter nicht auch mal etwas wagen. Andererseits warnt er vor unkalkulierbaren Risiken, die es um jeden Preis zu vermeiden gelte. Bei einem autonom fahrenden Auto etwa, betont Ploss, dürfe nicht ein einziger Speicherchip auch nur den kleinsten Fehler aufweisen.
Dem Franken liegt nicht unbedingt der mitreißende Auftritt, der den Massen eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Ploss, der am Wochenende gern an Modellfliegern bastelt, blüht auf, wenn es gilt, technische Details zu analysieren.
Die fünf großen Gefahren für Chinas Wirtschaftswachstum
Seit Jahren schießen die Immobilienpreise in Chinas Großstädten in ungeahnte Höhen - seit Monaten mehren sich jedoch Zeichen für einen Kollaps.
Neben den trägen Staatsbanken hat sich in China ein großer Markt von nicht-registrierten Geldinstituten etabliert, die der Staat bislang nicht kontrollieren kann.
Banken haben ohne genaue Prüfung Firmen immense Kredite für unproduktive und verschwenderische Investitionen gegeben.
Mit Subventionen der Regierung haben viele Branchen gewaltige Überkapazitäten aufgebaut, beispielsweise die Solarindustrie. Aber sie werden ihre Produkte nicht los.
Chinas Wirtschaft hängt vom Export ab. Geraten wichtige Abnehmerländer in Krisen, hat auch China Probleme.
In internen Workshops kann es den sonst so ruhigen Konzernchef schon mal vor Ungeduld zerreißen, wenn der Vortragende die Zusammenhänge seiner Meinung nach nicht treffend genug darstellt. Dann nimmt Ploss ihm die Schaubilder aus der Hand und erklärt den Zuhörern, von wo nach wo die Atome bei einer bestimmten physikalischen Reaktion wirklich wandern.
Bei seiner Strategie zur Eroberung des Fernen Ostens blickt Ploss inzwischen weit über Malaysia hinaus. Vor allem beim Thema China, wo Infineon ein Viertel seines Umsatzes erzielt und in Wuxi bei Shanghai eine Chipfabrik betreibt, gerät Ploss ins Schwärmen.