Denn Bezos expandierte anders als Ebay in neue Geschäftsfelder wie Cloud Computing, bei dem Kunden Software, Filme oder Bücher aus dem Internet abrufen, statt auf dem eigenen Rechner zu installieren. Er zog ein ausgeklügeltes Logistiksystem auf, bereitete den elektronischen Büchern den Massenmarkt und schwang sich mit dem Amazon-eigenen Lesegerät Kindle gar zum Unterhaltungselektronikanbieter auf. Der Kauf des Online-Telefonanbieters Skype im September 2005 für 2,6 Milliarden Dollar brachte Ebay zwar die gewünschte Aufmerksamkeit, allerdings nicht die erhoffte Expansion in neue Märkte. Weil „Skype nicht die gewünschten Synergien“ brachte, stieg Donahoe aus dem Unternehmen wieder aus. Heute gehört es Microsoft.
Doch langsam geht es für Ebay wieder aufwärts. Als Donahoe im März 2008 Ebay von dessen langjähriger Chefin Meg Whitman übernahm, steckte der Online-Gigant in einer Identitätskrise und verlor Verkäufer an den aggressiven Konkurrenten Amazon. Die Kunden folgten den Abtrünnigen. Klagen über gefälschte oder nicht gelieferte Ware beschädigten zudem das Image von Ebay. Frisch an der Spitze, musste Donahoe Entlassungen ankündigen, die ersten in der Unternehmensgeschichte.
Der Käufer ist König
Zugleich leitete Donahoe einen ersten Strategiewechsel ein. Er entschied, auf dem Ebay-Marktplatz immer weniger Online-Auktionen zu veranstalten, sondern mehr Angebote mit festen Preisen sowie Neuwaren zu präsentieren. Und er veränderte die Preispolitik. Das Anbieten der Waren kostete fortan wenig oder gar nichts, dafür wurden Provision beim Verkauf fällig. Das sorgte auf einen Schlag für ein wesentlich umfangreicheres Angebot auf dem Ebay-Marktplatz. Allerdings klagten kleinere Händler, dass ihre Angebote unter der Offerten-Flut von Profihändlern kaum noch zu finden waren.
Die bis dahin größte Veränderung brachte Donahoes neue Vorgabe, dass ab sofort der Käufer König sei und die Verkäufer sich dessen Bedürfnissen unterordnen müssten. Top-Seller auf dem Ebay-Marktplatz müssen heute beispielsweise die Rücknahme von Waren anbieten, wenn sie ihren Status behalten wollen. Gegen heftigen Protest der Händler setzte Donahoe zudem durch, dass Verkäufer generell kein negatives Feedback mehr bei Käufern hinterlassen dürfen. In der Vergangenheit konnten sich Händler bei Kunden, die spät zahlten oder Probleme bereiteten, mit einer negativen Bewertung revanchieren. Seitdem es damit vorbei ist, müssen die Verkäufer regelrecht vor ihren Kunden buckeln.
Potenzial für Verwirrung
So sehr sich Ebay wandelt, so konstant bleibt der Unmut der Verkäufer, wenn Ebay mir nichts, dir nichts seine Geschäftsbedingungen ändert. In einschlägigen Internet-Foren der Verkäufer hagelt es nur so böse Kritik an „Unternehmensberater Donahoe und seinen Einpeitschern“.
Darum ist fraglich, ob Donahoe in Deutschland mit seiner Idee durchkommt, die Kunden ihre Rechnungen über Ebay bezahlen zu lassen. Eingefleischte Ebayianer waren schon lange über die geplanten Veränderungen erbost. In einer Umfrage des Online-Handelsverbandes Händlerbund unter mehr als 3.000 Nutzern erhielt das neue System auf einer Schulnotenskala im Schnitt eine Fünf.