Simone Bagel-Trah Die Chefin der Chefs bei Henkel

Seite 2/7

Henkel: Jungmanager müssen Quelle: AP

Noch ist die Frau die große Unbekannte in einem großen Unternehmen. Schlichte Eleganz zeichnet sie aus. Normalität ist die beste Tarnung. Mal weiße Bluse zur Jeans, mal hellblaues Shirt zum grauen Hosenanzug. Und dazu Ballerinas, selten Schuhe mit Absätzen. Bagel ist groß, 1,80 Meter, und schlank. Und wirkt überraschend nahbar und bodenständig, schiebt keine Bugwelle aus Macht und Bedeutung vor sich her.

Simone Bagel kommt am 10. Januar 1969 als Tochter von Fritz und Anja Bagel in Düsseldorf zur Welt, hineingeboren in die Industriellenfamilien Henkel und Bagel. Nach der Scheidung ihrer Eltern wachsen Simone und ihre Schwester Friderike bei der Mutter Anja Bagel-Bohlan auf. Sie ist Volkswirtin und veröffentlicht Bücher zur Sexualmoral im 19. und 20. Jahrhundert oder Hitlers industriellen Kriegsvorbereitungen. Sie engagiert sich beim Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte und ist eine hochgeschätzte Gesprächspartnerin.

Von klein auf fürs Unternehmen begeistert

Persönlichkeiten wie Marcel Reich-Ranicki oder Rita Süssmuth sind zu Gast im Hause Bagel – und Simone und ihre Schwester „helfen als Kinder beim Servieren und durften später mitdiskutieren“, erinnert sich Bagel. In der Wohnung liegen Bücher herum, Mutter und Töchter tauschen sich über die Inhalte aus.

Es ist das Leben in einem unkonventionellen, intellektuellen und wohlhabenden Haus. Dem Konzern nähert sie sich spielerisch, scheinbar zufällig. Mit elf Jahren tobt Simone mit ihren Cousins und Cousinen auf dem Firmengelände herum. Patriarch Konrad Henkel hat die Kinder eingeladen. „Er hat uns überall herumgeführt. Das war sehr beeindruckend.“

Die kleinen Henkelaner klettern auf ein großes Podest, um die qualmenden Fabrikschlote sehen zu können. An die anschließende Feuerwehrübung erinnert Bagel sich noch heute. „War sie vielleicht nur für uns inszeniert?“ Jedenfalls war sie Methode – um die jüngeren Clan-Mitglieder mit dem Unternehmensvirus zu infizieren, um dem Zerfall der Dynastie, oft schon in der zweiten Generation, meist aber spätestens in der dritten, entgegenzuwirken.

Doktorhut und Unternehmergeist

„Mit ihrer Herkunft hat Simone nie angegeben“, erinnert sich eine Schulfreundin. Dass sie eine Henkel-Erbin ist, wissen dennoch die meisten ihrer Mitschüler auf dem Düsseldorfer Max Planck-Gymnasium. „Sie war in allen Fächern Spitze, ließ andere abschreiben, und wir kannten sie nur mit Dauerwelle.“

Nach dem Abitur 1988 studiert Bagel Biologie in Bonn und promoviert 1998 im Fachbereich Mikrobiologie mit „sehr gut“. Der Titel der Doktorarbeit: „Adhärenzeigenschaften chinolonresistenter E.coli-Isolate“. Die begabte Forscherin entscheidet sich schnell gegen eine Habilitation, denn sie kann mit „akademischen Scheuklappen“ und „Tausend Meter Tauchtiefe“ nichts anfangen, will lieber selbst etwas machen. Sie hat den Unternehmergeist ihrer Vorfahren im Blut.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%