Gründer Innovation statt Imbissbude

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Gründer nicht mehr wegzudenken

Die Sieger des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs 2011: (von links) Philipp, Patrik und Daniel Tykesson Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

Auch für Harry McCarney. Der 32-jährige Brite hat in England lange als freiberuflicher Programmierer gearbeitet – jetzt baut er in in Berlin das Internet-Startup Friendfund auf. Oder die Tykesson-Brüder, die kürzlich mit ihrem Startup E-Bility den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb gewonnen haben. Sie haben neben ihren deutschen auch schwedische Wurzeln – und starten gerade richtig durch.

Dass Gründer mit Migrationshintergrund aus Deutschland nicht mehr wegzudenken sind, bestätigt auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Demnach hat fast jeder vierte Gründer hierzulande einen Migrationshintergrund. Die Gründerquote unter Migranten liegt bei etwa sieben Prozent – und damit um mehr als 50 Prozent über der von Nichtmigranten.

Und das nicht nur, weil ihre Chancen, einen guten Job zu finden, nicht immer rosig aussehen – Migranten also oft wenig anderes übrig bleibt, als sich selbstständig zu machen. Sondern auch, weil viele von ihnen geborene Unternehmer sind – und erfolgreiche dazu: Gründen Migranten ein Unternehmen, sind sie „im Schnitt nicht weniger innovativ als die anderer Gründer“, schreiben die IAB-Forscher. Sie stellen sogar mehr Mitarbeiter ein.

Ganz im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Klischee: Einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung zufolge glaubt fast jeder dritte Deutsche, dass Ausländer nur nach Deutschland kommen, „um unseren Sozialstaat auszunutzen“.

Migranten stützen die deutsche Wirtschaft

Das Gegenteil ist der Fall: Sie stärken ihn. Rund 50 Jahre nachdem Deutschland Anwerbeabkommen für Gastarbeiter geschlossen hat, sind die Zuwanderer und ihre Nachfahren eine feste Stütze der deutschen Wirtschaft. Sie sind Deutschlands heimliche Jobproduzenten.

Die gebürtige Türkin Zeynep Babadagi-Hardt hat deswegen schon zu Lebzeiten ein Denkmal bekommen. In der einen Hand eine Bettpfanne, in der anderen eine Pillendose und unter dem Fuß ein Stapel Bücher: So steht ihr lebensgroßes Abbild seit Kurzem vor der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer in Duisburg, wo jeder dritte Gründer einen Migrationshintergrund hat.

Babadagi war sieben, als sie mit ihrer Familie aus Sivas, der Hauptstadt Zentralanatoliens, ins Ruhrgebiet zog. Ihr Vater schuftete als Gastarbeiter, ihre Mutter war Analphabetin. Babadagi besuchte ein Gymnasium, schloss eine Ausbildung zur Krankenschwester ab und leitete später einen Pflegedienst.

Als sie zum zweiten Mal Mutter wurde, bekam ihr Chef Zweifel an ihrer künftigen Einsatzbereitschaft und legte ihr nahe, sein Unternehmen zu verlassen.

Heute dürfte er das bereuen. Denn Babadagi-Hardt gründete die Pflegezentrale in Duisburg, die 25 Mitarbeiter beschäftigt, sich um knapp 185 Pflegebedürftige kümmert und in einer eigenen Akademie Pflegekräfte weiterbildet. Quasi nebenbei studiert die 37-Jährige, anschließend will sie promovieren.

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