Zuletzt hatten einige Marktbeobachter dafür plädiert, verstärkt in Aktien zu investieren, die eine hohe Dividendenrendite versprechen, um so die Zinsverluste bei festverzinslichen Papieren auszugleichen. Sind die Dividendentitel entsprechend gefragt, wirkt sich das langfristig auch auf die Bewertungen aus. Steigende Bewertungen machen viele Anleger nervös. Analyst Basse rät, sich in solchen Momenten auch einfach mal zu trauen, die entsprechenden Papiere zu verkaufen. Wenn die schwankungsreiche Zeit vorbei ist, könne man im Zweifel günstiger wieder einsteigen. Auch Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest rät für die volatile Phase zu Gewinnmitnahmen bei Kurssprüngen. Wer Angst hat, den passenden Moment zum Verkauf regelmäßig zu verpassen, kann Stoppkurse für einzelne Titel einbauen. Werden diese unterschritten, kommt es automatisch zum Verkauf des Papiers.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Ein kompletter Ausstieg ist allerdings nicht empfehlenswert, dafür fehlen die Alternativen zu Aktien. Wer sein Depot Sommerfest machen will sollte zunächst auf eine gute Streuung achten - global gestreute Investments und ein gutes Mischdepot mit Absicherungs-Assets wie physischem Gold lassen vorsichtige Anleger ruhiger schlafen.
Zudem ist viel rein und raus bei Aktienkäufen nicht jedermanns Sache, auch weil jeweils Bankgebühren anfallen. Experten warnen in bestimmten Fällen vor zu rigorosen Verkäufen. Schon der 1999 verstorbene Börsenexperte André Kostolany wusste, das Anlegertreue manchmal wichtig ist: „Wer Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen“, hieß eine seiner Regeln.
Leichtsinnig zu verkaufen kann sich zudem rächen, wenn die Papiere schon lange im Depot liegen. Denn Kursgewinne von Aktien, die vor 2009 gekauft wurden, sind steuerfrei, erst danach wurde die Abgeltungsteuer von 25 Prozent eingeführt. Besonders in solchen Fällen kann es sinnvoll sein, sich mit Kurssicherungsinstrumenten zu behelfen, anstatt gleich die Verkaufskeule herauszuholen.
Wer Aktien mithilfe von Derivaten absichern will, hat dafür verschiedene Möglichkeiten. Einige davon sind vergleichsweise einfach. „Anleger, die mit einer weiter fallenden Kursentwicklung beim Dax rechnen, können mit sogenannten Short-ETFs auf den Index profitieren“, erklärt Ingo Theismann vom unabhängigen Vermögensverwalter Consulting Team. Ein Short-ETF bewegt sich immer entgegengesetzt zum jeweiligen Index. Fällt der Dax, steigt das ETF - und umgekehrt. Deshalb muss das Papier im Ernstfall auch schnell wieder verkauft werden. Erhältlich ist das Papier beispielsweise von db x-trackers (WKN DBX0BY) oder Lyxor (WKN LYX0FV). Aktuell ist der Kurs der Papiere vergleichsweise günstig, steigt aber angesichts der zunehmenden Marktschwankungen.
Anleger, die noch spekulativer auf fallende Kurse setzen wollen, können Short-ETFs auch gehebelt kaufen. Während die Kursentwicklung bei einem normalen Short-Papier 1:1 entgegengesetzt zum Index verläuft, steigt das gehebelte Papier überproportional. Bei einem doppelten Hebel beispielsweise steigt das Short-ETF um zwei Prozent, wenn der Dax um einen Prozent fällt.
Das Prinzip der Short-Produkte ist zwar relativ einfach, Anleger müssen aber trotzdem aufpassen, wie sie die Instrumente einsetzen, um Verlusten zu entgehen. Grund dafür ist die Berechnung, die sich bei steigenden Kursen nachteilig auswirkt. Steigt der Dax etwa um zehn Prozent von 100 auf 110 Punkte, verliert das Short-ETF entsprechend zehn Prozent, es fällt von 100 auf 90 Zähler. Fällt der Dax allerdings am nächsten Tag wieder auf 100 Punkte zurück, steigt das ETF lediglich auf 98,2 Punkte, da der Indexfall von 110 auf 100 einem Rückgang von 9,1 Prozent entspricht. Das ETF kann nur so viel steigen, wie der jeweilige Tagesverlust des Index. Über einen längeren Zeitraum können durch diese Berechnungsweise auch bei Seitwärtsbewegungen der Kurse für den Anleger Verluste entstehen.