Mister Dausend Bernd Förtsch - Investor mit mysteriösem Geldkreislauf

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Zukauf beim Angermayer-Nachlass

Die Unternehmensgruppe des schillernden Finanzinvestors wird aufgelöst und die Einzelteile unter den Partnern aufgeteilt. Welche Folgen das für Unternehmen, Mitarbeiter und Aktionäre haben wird, ist indes unklar.
von Melanie Bergermann

Frisch hinzugekommen sind einige Unternehmen aus dem Nachlass von Christian Angermayer. Der einst als Wunderkind der Finanzbranche gefeierte 35-Jährige gründete mit Altira einen Vermögensverwalter, mit der Silvia Quandt & Cie AG eine Investmentboutique und noch allerlei andere Unternehmen. Förtsch hatte schon früh in Angermayer-Projekte investiert, etwa in die African Development Corporation, die in der Sub-Sahara-Region aktiv ist. Als die Angermayer-Gruppe zerschlagen wurde, sicherte sich Förtsch mit einem Anteil an der Altira AG das Kernstück der Gruppe und damit Anteile an deren Beteiligungen, etwa am Konzertveranstalter Deutsche Entertainment AG (DEAG) und eben an der Heliad (hier können Sie kostenlos die Grafik zum millionenschweren Geldkreislauf als PDF herunterladen).

Seit jeher gibt es viele Synergien innerhalb des Imperiums. In seiner Zeit als Chefredakteur beriet Förtsch auch Aktienfonds. Die von ihm beratenen Fonds schalteten Anzeigen im „Aktionär“, Förtsch trat als Fondsmanager im DAF auf, und ein „Aktionär“-Kolumnist setzte gleich die Nummer einer teuren 0190er-Hotline unter seinen Text. In einer einzigen Ausgabe der Zeitschrift legte Förtsch einmal Lesern 20 Aktien ans Herz, die gleichzeitig in den Fonds lagen. Wer Aktientipps früher haben wollte, konnte die vorab per kostenpflichtigem Fax abrufen. Darüber hinaus wurde in Börsenbriefen und im Internet für Aktien getrommelt. Immer wieder fiel es an der Börse negativ auf, dass Förtsch-Fonds oder Leute aus seinem Umfeld sich mit später beworbenen Aktien eingedeckt hatten.

Bemerkenswerte Karriere

Aus der Schmuddelecke der 0190er-Hotlines und Börsenbriefe ist Förtsch heute indes längst hinausgewachsen, stattdessen findet das am Neuen Markt entwickelte Prinzip des „eine Hand wäscht die andere, und beide gehören mir“ heute auf Ebene der Beteiligungsgesellschaften statt.

So unterhielt Flatex beim Börsengang gleich mit vier Gesellschaften, die Förtsch mittel- und unmittelbar gehören, Geschäftsbeziehungen: Kredite, Dienstleistungs- und Beratungsverträge. Das mag damals Privatsache von Förtsch gewesen sein. Seit Flatex an der Börse ist und damit externe Aktionäre im Spiel sind, ist es das nicht mehr. Dennoch, dieser Eindruck drängt sich auf, scheint Förtsch hier frei zu schalten und zu walten.

Bei Förtsch drehte sich schon früh alles ums Geldverdienen: „Bereits als jungen Mann sah man ihn mit einem ,Handelsblatt‘ unter dem Arm“, berichtet ein Weggefährte. Sein erstes Geld soll er – so will es die Legende – an einer Tankstelle verdient haben, wo er mit dem Sohn des Besitzers Porsche-Modelle zu Cabrios umbaute.

1989 gründet er den Börsenbuch-Verlag mit, der Bücher von Investoren-Legenden wie George Soros übersetzt und vertreibt.

Außer an Medien verdiente er prächtig an der Fondsberatung. Zeitweise wurden von der Gesellschaft für Börsenkommunikation über zehn Fonds beraten. Bei den unter dem Label DAC („Der Aktionärs Club“) startenden Produkten saß Förtsch häufig selbst im Anlageausschuss. Als Flaggschifffonds galt der DAC-UI, der in der Spitze über 720 Millionen Euro schwer war. Allein hier kassierten die Fondsberater im Geschäftsjahr 1999 laut Rechenschaftsbericht knapp fünf Millionen Euro. Im Jahr 2000 dürfte fast noch mal so viel hängen geblieben sein – mit einem einzigen Fonds.

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