Für Anbieter zyklischer Konsumgüter, wie den Bekleidungshersteller VF Corp., die Hotelkette Marriott oder Darden Restaurants, sind diese Kennziffern sehr ungünstig. Ihre Umsätze je Mitarbeiter liegen mit 245.000 Dollar deutlich unter dem Durchschnitt der 500 Unternehmen im Standard & Poor’s 500 Index, der 432.000 Dollar beträgt. Höhere Löhne und Gehälter würden, makroökonomisch gesehen, normalerweise als höhere Konsumausgaben zurückkommen, doch das Geld wird derzeit eher für Gesundheit und Technologie ausgegeben als für Bekleidung oder Restaurants. FedEx, Tenet Healthcare und Jacobs Engineering stehen ebenfalls auf der Liste.
Für die Börse spielt das Thema bisher kaum eine Rolle. David Kostin, Strategieexperte bei Goldman Sachs, hat die Kurse der 50 arbeitsintensivsten Unternehmen in einem Korb mit jenen der 50 am wenigsten arbeitsintensiven verglichen und festgestellt, dass sich die Aktien der arbeitsintensiven Gruppe bis vor Kurzem besser entwickelten. „Wir scheinen jedoch an einem Wendepunkt angelangt“, sagt Kostin.
Das wären gute Nachrichten für Unternehmen wie Netflix oder Nike, Maschinenbauer Deere, Pharmawert Express Scripts und Chipgigant Qualcomm, die allesamt niedrigere Lohnkosten im Verhältnis zum Gesamtumsatz und zur Marge haben. „Aktien von Unternehmen mit hohen Lohnkosten werden schlechter laufen als der Durchschnitt“, prognostiziert Kostin.
Man sollte annehmen, dass es nicht nur Unternehmen wie Netflix oder Facebook gibt, die weniger negativ betroffen sind, sondern auch echte Gewinner steigender Löhne. Etwa Finanzdienstleister. Deren Kunden müssten mehr Geld für Konsumentenkredite haben. Eigentlich. Davon ist jedoch bisher nichts zu spüren, denn der kurzfristig positive Lohneffekt wird noch immer von den Langfristfolgen der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg überlagert.
Unternehmen wie Synchrony Financial, Discover Financial, American Express und Capital One mussten sogar mehr faule Kredite als im Vorjahr berichten; ihre Aktien stürzten teilweise zweistellig ab. Die Aktien solcher auf Konsumenten spezialisierter Finanzdienstleister werden im Schnitt nur noch mit dem Zehnfachen des prognostizierten Jahresgewinns für 2016 gehandelt; doch ein Schnäppchen sind sie damit laut Ed Yardeni von Yardeni Research immer noch nicht. Ein starker Lohnzuwachs vor allem in mittleren und unteren Einkommensgruppen werde zwar den Verbraucherkreditmarkt stützen, meint Yardeni, „doch die Abschreibungen auf uneinbringliche Kredite von vor 2008 werden gleich hoch bleiben oder sich bestenfalls sehr langsam vermindern“.