Nach heftigen Preisstürzen bieten sich erste Chancen.
Mercedes Korzeniowski liebt Spanien. Ihre Mutter war Spanierin, ihr Vater Deutscher. Von ihnen hat sie in der Touristen-Hochburg Benidorm eine Wohnung geerbt. Die 45-Jährige würde die an der unter Deutschen sehr beliebten Costa Blanca gelegene Bleibe gerne verkaufen. „Das ist aber nicht so einfach“, sagt Korzeniowski. Das Angebot dort ist groß; die Preise sind stark gefallen. „Ich wollte mal 70 000 Euro für die Wohnung, jetzt bin ich bei 40 000 Euro.“ Noch weiter will sie nicht runtergehen.
Ihr 40 Quadratmeter großes Apartment liegt zentral in einem Komplex mit Schwimmbad. Eine Zeit lang hatte sie es vermietet: „Aber das lohnt sich bei einer so kleinen Wohnung gar nicht.“ Denn nicht nur die Preise auf dem Ferienimmobilienmarkt sind in den vergangenen drei Jahren ordentlich gefallen, sondern auch die Mieten. Nur in den spanischen Metropolen und in Top-Lagen auf den Balearen habe es leichte Mietsteigerungen gegeben, hat das Immobilienportal Idealista ermittelt. An der Küste haben die Mieten hingegen nachgegeben.
Kein Wunder also, dass auch die Kaufpreise von Bestandsobjekten in den vergangenen zwölf Monaten landesweit um weitere gut sieben Prozent abgerutscht sind. Nach Berechnungen des Londoner Finanzanalysten Borja Mateo haben sich auch Ferienimmobilien massiv verbilligt. Deren Preise seien seit 2009 um über 50 Prozent gefallen. „Teilweise liegt der Preisrückgang bei 88 Prozent. Das gilt zum Beispiel für die wenig attraktive andalusische Küste vor Almeria“, sagt Mateo.
Eine schnelle Trendwende erwartet Mateo nicht. Bei preisgünstigeren Objekten drückt das große Angebot. Schätzungsweise 750 000 Immobilien sollen in Spanien insgesamt zum Verkauf stehen, die meisten davon sind neu. „Die spanischen Banken und verbleibenden Sparkassen versuchen derzeit, die Preise oben zu halten, weil sie immer noch über einen großen Bestand verfügen, dessen Wert sie nicht komplett abschreiben wollen“, sagt Mateo. Um die Preise nicht zu stark zu drücken, würden sie die Immobilien nur nach und nach anbieten. Allein die spanische Bad Bank Sareb verfügt über 100 000 Immobilien, die sie derzeit nicht verkaufen kann. Der Großteil davon liegt an der Küste. Interessenten können bei spanischen Banken gezielt nach solchen Objekten fragen, bei denen große Preisnachlässe drin sind.
Immerhin rechnet selbst der pessimistische Finanzanalyst Mateo mit einem Preisanstieg auf breiter Front – wenn auch erst ab 2016. Noch können sich Kaufinteressenten also in Ruhe umschauen. In einzelnen Urlaubsregionen ziehen die Preise aber schon wieder an, etwa im Südwesten Mallorcas, vor allem bei Luxusobjekten. „Hier gibt es Bewegung im Bereich fünf bis zwölf Millionen Euro“, sagt Heidi Stadler vom Maklerbüro First Mallorca. Hotspot sei nach wie vor das malerische Hafenstädtchen Port d’Andratx, wo mangels freier Grundstücke Villen abgerissen und von Investoren wieder aufgebaut werden.
Ansonsten können Käufer aber auch auf Mallorca günstiger zum Zug kommen – etwa im Südosten der Insel. Dort gehen die Preise von vielen Wohnungen, die nicht in der ersten Reihe liegen, weiter nach unten. Ganz zu schweigen vom Insel-Inneren: „Hier findet man jetzt wirkliche Schnäppchen, weil sich gar nichts bewegt“, sagt Stefan Greim, der für die mallorquinische Baufirma Novoforma Proyectos arbeitet.
Zu diesen Schnäppchen gehört etwa ein Haus im malerischen Dorf Pina, knapp 30 Autominuten östlich von Palma. Im Jahr 2007 wurde es gebaut, 30 000 Euro flossen seitdem in die Instandhaltung. Nach verzweifelten Verkaufsversuchen, anfangs zu geforderten 360 000 Euro, gibt der Eigentümer Nicolas Llergo es nun für 240 000 Euro ab: „Damit decke ich nur noch meine Kosten.“ Weil das Haus nicht am Strand, sondern in einer Anlage im Landesinneren liegt, ist es schwer zu verkaufen. Vor allem Spanier müssen unter Druck verkaufen, weil sie sich Instandhaltungskosten nicht mehr leisten können.
Stark im Preis gefallen sind auch die Luxuswohnungen des vom spanischen Makler Vallehermoso beworbenen Projekts Cap Blau in Cala Figuera an der Südostküste von Mallorca. Hier wurde vor der Krise für die teuersten Wohnungen rund eine Million Euro bezahlt. Jetzt müssen Käufer nur noch halb so viel mitbringen.
Aber es gibt auch Abschnitte in Spanien, welche die Krise fast unbeschadet überstanden haben, etwa an der teilweise unter Naturschutz stehenden Atlantikküste Costa de la Luz, insbesondere die Region von Cádiz bis nach Tarifa. Hierher zieht es nicht nur Surfer und Madrilenen, sondern auch viele Ausländer, die Ruhe suchen. „Die Preise sind hier direkt an der Küste kaum gesunken“, sagt die Norwegerin Ellen Kittelsen, die in Zahara de los Atunes als Maklerin für Ferienimmobilien arbeitet. Wer nicht verkaufen kann, kassiert erst mal die Miete – und die steigt wegen des knappen Angebots in diesem Küstenabschnitt.
Stabile, jüngst sogar leicht steigende Preise gibt es auch an der Mittelmeerküste, etwa in Marbella. Der Jetset-Ort zieht vor allem reiche Russen an.