Selbst Steinhäuser in der Toskana gibt es günstiger.
Viele trauen sich am Ende nie. Peter Hoenisch, 79, griff dagegen gleich zwei Mal zu. Schon vor 30 Jahren kaufte der frühere Kommunikationsberater mit seiner Frau ein Haus in Ligurien. Aus einer Laune heraus – weil es ihnen dort bei einem Besuch so gut gefallen hatte. „Eine verwohnte Butze war das“, erinnert sich Hoenisch. Dafür kostete sie damals auch nur 36 000 Euro. Nach einigen Investitionen verkauften sie das Haus gut 15 Jahre später deutlich aufgehübscht – für 155 000 Euro.
Vor gut zehn Jahren tat es ihm in Ligurien erneut eine „Bruchbude“ an, die nur 25 000 Euro kostete. Etwa 200 000 Euro steckten Hoenisch und seine Frau in den Ausbau des alten Steinhauses im kleinen Bergdorf Tavole. Heute verbringt das Berliner Ehepaar ein Drittel des Jahres hier. Hoenisch: „Direkt hinter dem Haus geht es auf 1000 Meter hoch. Und zum Meer sind’s auch nur 20 Minuten.“ Zum Flughafen von Nizza brauchen sie eine Stunde. So kommen auch Kinder und Enkel schnell ins Ferienhaus. Auch heute ließe sich für 50 000 Euro in Ligurien noch eine ausbaubare Ruine finden, sagt Hoenisch. Für 150 000 Euro sei ein ordentliches Haus drin.
Italien ist von Preisstürzen wie in Spanien verschont geblieben. Rare Top-Lagen, etwa in Venedig, sind mit bis zu 10 000 Euro je Quadratmeter teuer wie eh und je. In anderen beliebten Regionen, etwa an den norditalienischen Seen und auch in der Toskana, haben die Preise seit dem Hoch von 2007/08 zwar um 10 bis 30 Prozent nachgegeben. Doch die Nachfrage ist viel stärker eingebrochen. So hat sich die Anzahl der Hausverkäufe seit 2006 landesweit mehr als halbiert. „Die Banken geben keine Kredite mehr“, berichtet Angela Andretta, Maklerin bei Italresidence am Lago Maggiore. „Für uns Makler ist die Lage katastrophal.“ Preisstützend wirkt, dass – anders als in Spanien – vor allem Privatleute Immobilieneigentümer sind. Wer nicht muss, verkauft zu Niedrigpreisen nicht.
Auch Nils Dyken von Toscana Immobili, der seit 20 Jahren in der Toskana als Makler arbeitet, hatte „über Jahre weniger Anfragen von deutschen Interessenten“. Viele hätten angesichts von Euro-Krise und den ständigen Regierungswechseln Sorgen um die politische Stabilität gehabt. Langsam kehre das Vertrauen zurück. „Jetzt melden sich wieder mehr“, sagt Dyken, „und die wollen wirklich kaufen.“ Für Interessenten böten sich Chancen: Noch konzentriere sich die Nachfrage auf einfachere Wohnungen am Meer bis 200 000 Euro und auf höherpreisige Landgüter. „Im mittleren Segment zwischen 400 000 und 800 000 Euro gibt es noch wenig Interessenten.“
Dyken rät zu den Küstenlagen der südlichen Toskana, von Livorno bis Grosseto, „naturbelassen und unverbaut“. Ferienhäuser seien vor allem bei Florenz, Siena und Lucca interessant. Einige davon seien günstig: „Viele Italiener wollten vor Jahren vom Boom der Agriturismi profitieren, einer Art Ferien auf dem Bauernhof“, sagt Dyken. Oft seien die Urlauber dann aber ausgeblieben, Vermieter hätten sich übernommen. „Diese müssen nun verkaufen und können nicht mehr warten.“
Auch der deutsche Ferienwohnungsvermieter Don Scheunert spürt „seit einigen Monaten eine bescheidene Nachfrage“ und hofft auf Besserung. Vor zwölf Jahren haben er und seine Frau ihre Jobs als Möbeleinkäufer und Marketing-Projektleiterin aufgegeben, um in die Marken westlich der Toskana auszuwandern. Sie haben ein abgelegenes Steinhaus als Ruine gekauft, saniert und ausgebaut. Dank viel Eigenarbeit konnten sie die Investition für ihre „Casa Lucia“ mit drei Ferienwohnungen auf 310 000 Euro begrenzen.