Wärmedämmung Deutschland im Dämmwahn

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Zu viel heiße Luft

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Modell eines Einfamilienhauses Quelle: dpa
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Hannover Quelle: dpa

Auch eine jüngst veröffentlichte Studie der Universität Cambridge belegt, dass eine Orientierung am U-Wert wesentliche Aspekte vernachlässigt. Wissenschaftler des Studienbereichs Architektur haben dazu die Verbrauchswerte von 3400 Wohnhäusern in Deutschland sowie weiteres Datenmaterial ausgewertet. Ihr Ergebnis: Deutsche Politiker würden die mögliche Energieersparnis durch energetische Sanierung und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen deutlich überschätzen.

Die Studie von Minna Sunikka-Blank und Ray Galvin sehen dabei vor allem die Konzentration auf den Energiekennwert eines Wohngebäudes kritisch. Der wird vom Gesetzgeber und den zuständigen Behörden herangezogen, um anhand der thermischen Gebäudeeigenschaften, des Zustands der Heizanlage und der Gebäudelage den jährlichen Energiebedarf pro Quadratmeter zu schätzen. Die Cambridge-Autoren monieren, dass bei dieser Betrachtung der Faktor Mensch außen vor bleibe. Denn bei der Betrachtung der tatsächlichen Verbrauchswerte zeige sich, dass gerade die Bewohner von unsanierten Häusern wesentlich weniger Energie verbrauchen, als der Energiekennwert vorhersagt. Sunnika-Blank sieht die Gründe dafür bei den Energiekosten: „Je schlechter ein Haus isoliert ist, desto mehr versuchen die Bewohner ihre Heizkosten zu kontrollieren. Aus finanziellen Gründen müssen sie das.“

Damit werden die vorherrschenden Voraussagen über das große Einsparpotenzial beim Energieverbrauch, die allein auf technischen Lösungen wie der Gebäudesanierung beruhen, allerdings infrage gestellt. „In einigen Fällen bringen diese Maßnahmen nur die Hälfte der erwarteten Einsparungen, vielleicht sogar noch weniger“, konstatiert Sunnika-Blank. Der errechnete durchschnittliche Energiekennwert, so die Ergebnisse der Cambridge-Studie, liegt demnach bei 225 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. In der Realität liegt er aufgrund der untersuchten Verbrauchswerte aber nur bei 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Demnach ist der Energiekennwert durchschnittlich 30 Prozent zu hoch angesetzt.

Das hat natürlich Auswirkungen auf das kalkulierte Einsparpotenzial und verlängert somit auch die erwartete Amortisationsdauer für die Sanierungskosten. „Weil sich durch die Sanierung ja keine Energie einsparen lässt, die tatsächlich gar nicht verbraucht wurde, hat das Auswirkungen auf die wirtschaftliche Realisierbarkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen“, sagt Sunnika-Blank.

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