In der entwickelten Welt mit Geburtenraten von 1,36 in Deutschland bis 2,0 in Frankreich ist fast jeder Junge der einzige Sohn oder sogar das einzige Kind, so dass die Angst um sein Überleben militärische staatliche Abenteuer unpopulär machen würde – anders als in Ländern mit hoher Geburtenrate, wo das Weiterbestehen einer Familie beim Verlust eines Sohnes weniger gefährdet ist.
Deshalb neigen entwickelte Staaten dazu, in ihren Kriegen Menschen durch Technik zu ersetzen, um ihre Verluste zu minimieren und nicht den Rückhalt in der Heimat zu verlieren. Keinem anderen Zweck dienen die von den USA in Afghanistan und Pakistan eingesetzten Drohnen, deren Einsatz Spezialisten in sicheren Stützpunkten am Computer steuern.
Doch damit lassen sich nur Gegner vernichten, nicht aber die Herrschaft über ein Gebiet aufrechterhalten, vor allem wenn der Gegner aufgrund hoher Geburtenraten auf Jahre hinaus genügend Nachwuchs rekrutieren kann. Weil solche Kriege auf dem Feld der Demografie entschieden werden, ist es nur zwangsläufig, dass sich die USA, nach dem Rückzug aus dem Irak, auch aus Afghanistan zurückziehen werden.
Frieden aus Altersschwäche
Doch Mitte des Jahrhunderts zeichnen sich dramatische Veränderungen der demografischen Strukturen ab. Zumindest besagen das die langfristigen Projektionen der Vereinten Nationen. Während von 1950 bis 1990 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren mehr als ein Viertel der Bevölkerung in der sogenannten Dritten Welt ausmachten, wird ihr Anteil im Jahr 2050 nur noch in den Ländern südlich der Sahara so hoch sein, in den anderen Weltregionen aber auf 15 Prozent oder niedriger gesunken sein.
Für Friedensforscher Urdal beginnt mit dem steigenden Durchschnittsalter in der Dritten Welt möglicherweise ein neues Zeitalter. „Wird die alternde Welt friedlicher sein?“, fragt er - und prophezeit einen „Friedens aus Altersschwäche“(„geriatric peace“). Vorsichtig wie der Wissenschaftler ist, fügt er aber ein Fragezeichen hinzu.