Finanz- und Schuldenkrise Wie sich Sparer vor Inflation und Deflation schützen

Wie Sparer ihr Geld vor Entwertung retten, für wen sich jetzt der Kauf einer Immobilie lohnt, welche Anlagen auch eine längere Deflationsphase mit fallenden Preisen überstehen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Inflationsangst: Droht eine Hyperinflation wie in den 20er Jahren? Quelle: fotolia.com

Schweizer sind nüchterne Beobachter: Die Schuldenkrise der Staaten, sagt der renommierte Vermögensverwalter Felix Zulauf, könne auf zwei Wegen bekämpft werden: „Deflationär, wenn wir vermehrt sparen und Kredite zurückzahlen, oder inflationär durch Gelddrucken und eine massiven Geldentwertung.“ Und er fügt skeptisch hinzu: „Wir wissen heute noch nicht, wie das Spiel ausgeht. Aber wir wissen, dass die Bürger die großen Verlierer sein werden – so oder so.“

Bürger als Verlierer eines Spiels mit ungewissem Ausgang – solche Warnungen wecken bei den Deutschen kollektive Erinnerungen, vor allem an die Inflation 1923, die der Schriftsteller Hans Fallada in „Wolf unter Wölfen“ so beschrieb: „Irgendwo in dieser Stadt stand eine Maschine... und erbrach Tag und Nacht Papier über die Stadt, das Volk. Geld nannten sie es, sie druckten Zahlen darauf, wunderbare, glatte Zahlen mit vielen Nullen (...). Und wenn du gearbeitet hast, wenn du dich geschunden hast, wenn du dir etwas erspart hast auf deine alten Tage – es ist schon alles wertlos geworden, Papier, Papier und Dreck!“

Kaufkraft

Die Inflationsängste der Deutschen nehmen zu, bestätigt Rolf Bürkl vom Nürnberger Marktforscher GfK. Zum Beispiel die von Claus und Margit Jahnke* aus dem westfälischen Soest: „Wir fürchten, dass die Inflation unser Erspartes auffrisst“, sagen sie. „Fette Renditen brauchen wir nicht, aber wir wollen das, was wir erarbeitet haben, doch erhalten.“

Vermögen erhalten – das wollen auch Jochen und Elke Drillisch*. Sie wohnen zur Miete, im Frankfurter Nordend, und haben 230.000 Euro gespart und geerbt. 10.000 Euro stecken in einem Fonds mit Unternehmensanleihen, alles andere liegt auf einem Tagesgeldkonto bei der ING Diba, bringt dort müde 1,5 Prozent Zinsen und würde bei ansteigender Inflation rapide an Wert verlieren. Das Geld wollen Jochen und Elke Drillisch jetzt am liebsten in eine Immobilie stecken.

„Extrem gestiegene Staatsverschuldung und die Zentralbankpolitiken in der Welt deuten zwar auf erhöhtes Inflationspotenzial hin – aber es könnte trotzdem eine Deflation geben“, sagt Emmerich Müller, Partner und persönlich haftender Gesellschafter der noblen Frankfurter Privatbank Metzler. Was also tun? 

„Wenn man akzeptiert hat, dass man die Zukunft nicht kennt, diversifiziert man“, sagt Privatbankier Müller, dessen Haus mit dieser Philosophie seit mehr als 330 Jahren erfolgreich ist. Risiken streuen – nur dieser Weg führt durch eine ungewisse Zukunft. 30 Prozent jeweils in Aktien und soliden Unternehmensanleihen, 20 Prozent in physischem Gold und je 10 Prozent in Goldminen-Aktien und Tagesgeld könnten eine angemessene Streuung sein (WirtschaftsWoche 20/2010).

Diese Quoten gelten für flüssiges Vermögen. Das meiste Geld der Deutschen aber steckt in Immobilien – Profis benutzen für eine solch einseitige Verteilung das hässliche Wort „Klumpenrisiko“.

* Namen geändert

Wertstabile Immobilien

Wird der Euro zur Weichwährung? Quelle: fotolia.com

Der Spruch vom „Betongold“, das vor Inflation schützt, ist längst Allgemeingut. „Vor allem Wohnimmobilien in Deutschland sind sehr wertstabil“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Doch Inflation macht nicht jeden Immobilienkauf zum guten Geschäft. In Problemregionen, etwa im Ruhrgebiet und in weiten Teilen Ostdeutschlands, drohen Käufern auch bei anziehender Inflation reale Verluste.

Das Gleiche gilt in Lagen, in denen von Inflationsängsten geplagte Käufer die Preise schon zu weit getrieben haben. So wechseln in den Top-Lagen von München und Hamburg Wohnungen für bis zu 16.000 Euro pro Quadratmeter den Besitzer. Weitere Preissteigerungen waren fest eingeplant: Bis zu 20.000 Euro je Quadratmeter verlangen Münchner Projektentwickler für neue Luxuswohnungen am Gärtnerplatz. Damit scheint nun allerdings eine Schmerzgrenze überschritten; die Top-Objekte stehen teilweise leer, der Markt schluckt trotz steigender Inflationsängste nicht mehr alles. Auch in Berlin haben Verkäufer Probleme, die Preise weiter in die Höhe zu schrauben.

Eigenheim oder Miete?

Ein Investor, der Wohnungen in Mitte für 9000 Euro je Quadratmeter verkaufen wollte, strich die Segel; ein Konkurrent unternimmt einen neuen Versuch – für 2500 bis 4000 Euro. Die Analysten des Marktforschers Planet-Home gehen davon aus, dass die Preise in Top-Lagen „auf absehbare Zeit nicht weiter klettern werden“. Ob eine Immobilie zum Kapitalerhalt taugt, hängt außer vom Preisumfeld – Deflation oder Inflation – eben immer noch von der Lage ab. Und von der Nutzungsart – selbst bewohnt oder vermietet. Vermieter können sich Objekte in besonders aussichtsreichen Regionen aussuchen. Selbstnutzer nicht, sie müssen dort kaufen, wo sie arbeiten. Liegt der Wohnort in einer abstiegsgefährdeten Region, kann es rationaler sein, zu mieten und das Ersparte breit zu streuen. Eigentum wäre dann Luxus.

Deflation schadet Vermietern weniger als Selbstnutzern: Die Mieteinnahmen helfen, die – gemessen an der Kaufkraft – immer teureren monatlichen Kreditraten zu begleichen, wenn die gekaufte Immobilie teils auf Kredit finanziert wurde. Außerdem können Vermieter sich einen Teil der Zinskosten vom Finanzamt wiederholen.

Deflation: Mieter im Vorteil

Bei Inflation profitieren sie dafür weniger von ihrer Immobilie als Selbstnutzer. Sie werden Mieten nicht so stark erhöhen können, dass dies die Inflation ausgleicht, da sind schon die mieterfreundlichen Gesetze vor. „Mieten lassen sich in Deutschland in der Regel nur bei Neuvermietung erhöhen“, sagt Reiner Braun vom Empirica-Institut in Bonn.

Mieter sind bei Deflation im Vorteil. Zwar dürfte ihr Einkommen schneller fallen als ihre Miete, sodass sie einen höheren Einkommensanteil für die Miete aufbringen müssen. Im Vergleich zum Immobilienkäufer, der auf Kredit gekauft hat, stehen sie dennoch besser da. Der Immobilienkäufer muss auf Jahre hinaus Monat für Monat eine feste Kreditrate an die Bank überweisen, die ihn immer mehr an Kaufkraft kostet. Im Extremfall kann er für den Kredit gar nicht mehr aufkommen, oder die Bank verlangt angesichts gesunkener Immobilienpreise eine neue Sicherheit für den Kredit, die der Käufer nicht stellen kann. Dann droht sogar die Zwangsversteigerung.

Bei Inflation auf Pump kaufen

Goldbarren Quelle: dpa

Von hoher Inflation dagegen profitieren Eigentümer. Während Mieter mit steigenden Mieten rechnen müssen, überweisen Käufer weiter die gleiche Kreditrate an die Bank. Ein Festzins-Kredit bietet ihnen Schutz vor Inflation. Da ihr Einkommen mit der Inflationsrate nominal steigt, fällt es ihnen leichter, für die fixen Kreditraten aufzukommen; Monat für Monat müssen sie weniger Kaufkraft dafür aufwenden. Gefährlich wird es bei galoppierender Inflation: Steigen die Lebenshaltungskosten sehr stark, könnten die Eigentümer den Kredit nicht bedienen, da sie einen Großteil ihres Einkommens für Lebensmittel und Heizung aufwenden müssten.

Überreizen sollten Anleger die Finanzierung per Kredit also in keinem Fall. In Zeiten hoher Inflation können auch die Zinsen stark steigen. Verfügt man nicht über ein indexgebundenes laufendes Einkommen, kann man bei der Bedienung des Kredits in Verzug geraten. Elke Drillisch etwa macht sich heute schon Sorgen um eine Anschlussfinanzierung in zehn Jahren. „Wenn die Inflation hoch ist, könnten die Zinsen ja steigen.“ Wer Sicherheit will, sollte etwa drei Zehntel-Prozentpunkte mehr für den Kredit zahlen und sich den Zins für 15 Jahre sichern. Nach zehn Jahren kann der Kredit problemlos vorzeitig gekündigt werden.

Für Familie Drillisch mit ihren 230.000 Euro Vermögen bietet sich folgendes Modell an: Ein Kredit von 150.000 Euro kostet bei 15 Jahren Zinsbindung und zwei Prozent Tilgung derzeit etwa 3,7 Prozent Zins gleich 703 Euro monatlich – bei 4000 Euro Haushalts-Nettoeinkommen wären die auch bei Arbeitslosigkeit eines Partners finanzierbar. Zusammen mit 180.000 Euro Eigenkapital stünden 330.000 Euro für ein Haus bereit, abzüglich Nebenkosten etwa 310.000 Euro – dafür bekommt man auch im Rhein-Main-Gebiet ein Reihenhaus. 50.000 Euro könnten – zur Streuung und für Notfälle – als Reserve gehalten werden. Diesen Betrag sollten Drillischs in Wertpapieren und Gold anlegen.

Gold für den Tag X

Wichtigstes Anlageziel für die kommenden Jahre ist nicht eine überragende Performance, sondern der Erhalt des Vermögens. Dabei hilft Gold. Regierungen können Gold nicht durch inflationären Gebrauch entwerten, auch droht dem Besitzer physischen Goldes keine Enteignung durch Konkurserklärung eines Schuldners. Gold gehört daher als Versicherung in jedes Portfolio – auch dann, wenn bei Deflation Anlagegüter billiger werden. Einen wichtigen Beleg, dass Gold diese Funktion des sicheren Hafens tatsächlich erfüllt, lieferte der 6. Mai 2010. Als die Wall Street kurzzeitig kollabierte, hielt sich neben US-Staatsanleihen nur noch Gold. Wer Gold nicht spekulativ, sondern als Versicherung gegen einen Wertverfall seiner Währung begreift, kann Schwankungen des Goldpreises gelassen sehen.

Grundsätzlich gilt, dass Anleger, die ihr Geld selbst verwalten, möglichst viel Kontrolle behalten und Gebühren sparen sollten. Dazu ist direkter Zugriff wichtig: lieber eine kleine Wohnung als eine Beteiligung an einem geschlossenen Fonds, lieber Aktien als Aktienfonds, lieber Anleihen als Lebensversicherungspolicen.

Am einfachsten ist diese Regel bei Gold anzuwenden. Die 20 Prozent des zu investierenden Vermögens sollten nicht in Zertifikate gehen, sondern in Barren und Münzen. Familie Drillisch bekäme für 10.600 Euro – gut 20 Prozent ihres investierbaren Barvermögens – beim Internet-Händler Westgold zehn Krügerrand-Münzen. Nach einem Jahr wären Gewinne steuerfrei, anders als bei mit Gold besicherten Wertpapieren, die wie Aktien der Abgeltungsteuer unterliegen.

Aktien schlagen Bonds

Aktien Anleihen

Was für eine Rally: 56.436 Prozent schoss die Börse Simbabwe im September 2008 in die Höhe. Anleger haben trotzdem nichts verpasst: Denn während die in Simbabwe-Dollar berechneten Kurse in fantastische Höhen kletterten, verlor die Währung rasant an Wert: Die Regierung des Diktators Robert Mugabe schätzte die Inflationsrate im Juli jenes Jahres auf 231 Millionen Prozent. Aktien boten für Simbabwes Anleger wenig Schutz. Denn in US-Dollar gerechnet, sank der Börsenwert der in Simbabwe gelisteten Unternehmen von sieben Milliarden US-Dollar am 15. September 2008 auf nur eine Milliarde am 17. November. Immerhin haben Simbabwes Aktienbesitzer nicht alles verloren, anders als Bürger, die nur heimisches Papiergeld hielten.

Das Beispiel zeigt: Aktionäre werden bei Inflation nicht reich, verlieren aber weniger als Zinssparer. Der Teilschutz vor Geldentwertung, den Aktien bieten, gleiche ihre Nachteile gegenüber Zinspapieren aus, schreibt der Anlagetheoretiker Benjamin Graham in seinem Standardwerk „Der intelligente Investor“. Aktienkurse können abstürzen, Dividenden gestrichen werden. Anleihebesitzer können besser kalkulieren: Am Ende der Laufzeit erhalten sie den Nennwert zurück, in der Zeit bis zur Rückzahlung jährlich Zinsen.

Trotz dieser Vorteile sollten Anleger nicht ihr ganzes Geld in Anleihen stecken, denn: „Die Möglichkeit einer Inflation bleibt bestehen, und der Investor muss sich dagegen absichern“, warnt Graham. Wenn der Wert des Geldes sinkt, steigt der Wert der in der Vergangenheit in Produktionsanlagen und Patente gesteckten Investitionen. Daher müsste der Kurs der Aktie steigen und so die Inflation ausgleichen – jedenfalls solange das Unternehmen höhere Kosten für Rohstoffe und Löhne an die Kunden weiterreichen kann.

Die US-Börse seit 1871 zeigt, dass Aktien in Zeiten höherer Inflation tatsächlich mehr Rendite bringen als Anleihen (siehe Grafik). Allerdings schneiden sie in Phasen sehr hoher Inflation schlecht ab. Der Grund dafür ist, dass dann auch die Wirtschaft stagniert. Der S&P 500 stieg von 1973 bis 1982 nur um knapp 20 Prozent, obwohl sich die Verbraucherpreise mehr als verdoppelten. Real haben also Aktionäre damals Geld verloren. Weil Inflation oft mit einer Rezession zusammenfällt, ist es bisher nicht gelungen, mathematisch nachzuweisen, dass Aktien vor Geldentwertung schützen. Fest steht nur: Aktien mögen eine gewisse Geldentwertung, hassen aber Konjunktureinbrüche. Keinen Schutz bieten Aktien vor Deflation. Um das zu erkennen, genügt ein Blick nach dem mit Deflationsschocks kämpfenden Japan, wo die Börse seit 1990 zwei Drittel ihres Wertes verlor (Grafik auf der nächsten Seite).

Anleihen gehören dazu

Wer in Anleihen investiert, muss als Erstes taxieren, ob sein Schuldner zahlungsfähig bleiben wird. Selbstverständlich ist das nicht: 2008 und 2009 zahlten Unternehmensschuldner Kredite von mehr als 1000 Milliarden Dollar nicht zurück. Auch Staatspleiten sind historisch keine große Ausnahme. Argentinien wurde vor knapp neun Jahren insolvent und streitet bis heute mit Anlegern über eine Umschuldung.

Die zweite Frage, mit der sich Anleiheinvestoren auseinandersetzen müssen, ist die der künftigen Inflationsentwicklung. Je geringer die Rendite einer Anleihe, desto höher die Gefahr, dass eine Preissteigerung die Zinserträge auffrisst. Anleger, die heute Anleihen von Daimler, Metro oder BMW kaufen, bekommen kaum noch 3,5 Prozent Rendite. Abzüglich Abgeltungsteuer würde schon eine milde Inflation von drei Prozent dazu führen, dass Neuanleger real eine Negativverzinsung erhielten.

Ein Abgleiten in rückläufige Preise, also Deflation, würde den Realzins aller Anleihen im Depot erhöhen. Allerdings stiege bei Deflation auch die Pleitegefahr der Unternehmen. Noch vor 18 Monaten zahlten Metro oder BMW neun Prozent für ihre Kredite. Können sie keine hohen Preise für ihre Waren beim Verbraucher durchsetzen, vernichten sie Kapital.

Liquide Staatspapiere

Aktienkurse

Diese Probleme hat ein Staat nicht. Er geht erst dann pleite, wenn er keine Gläubiger für neue Anleihen mehr findet oder wenn er die Zinszahlungen aus seinem Haushalt nicht mehr bedienen kann. Trotz 1700 Milliarden Euro Staatsschulden halten Investoren die Bundesrepublik nach wie vor für solide. Eine Flucht in Bundespapiere hat in den vergangenen Wochen die Renditen auf Rekordtiefs gedrückt. Für zwei Jahre erhalten Anleger vom Bund derzeit noch schlappe 0,4 Prozent, auch über zehn Jahre gibt es nur 2,7 Prozent.

Großinvestoren kaufen lieber Bundespapiere, als Kapital auf Bankkonten zu belassen. Denn im Ernstfall wird der Staat eher Banken pleitegehen lassen als sich selbst. „Ich kaufe Bundespapiere nicht, weil sie Rendite bringen, sondern weil sie liquide sind und ich mein Geld wiederbekomme“, sagt Vermögensmanager Zulauf. Für private Anleger, die ein paar Zehntausend Euro parken wollen, eignen sich Tagesgeldkonten; wer höhere Summe liquide halten will, streut auf mehrere Banken und kauft kurzlaufende Bundespapiere. Faustformel: lieber hohe Sicherheit als den letzten Zehntelpunkt Rendite. Vorteil von Tagesgeld und Kurzläufern ist die Flexibilität. Sollte die niedrige Inflation eines Tages Geschichte sein, lassen sich Gelder schnell umschichten.

Als Alternative bieten sich noch zwei bis drei Jahre laufende Anleihen von Unternehmen an, etwa von Evonik, Sixt oder Stada, die Renditen von bis zu vier Prozent bringen. Allerdings sind diese Papiere bei Turbulenzen an den Kapitalmärkten zu fairen Kursen nicht liquidierbar.

Um einen Schutz vor Preissteigerung einzubauen, können Anleger auch inflationsgeschützte Staatsanleihen kaufen. Diese Papiere sind an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt. Steigen die Preise und damit der Index, erhöht sich der niedrige Grundzins der Anleihe um die Inflationsrate. Die Schutzwirkung entfaltet sich erst am Laufzeitende, wenn das Papier zum Nennwert plus der aufgelaufenen Inflation zurückgezahlt wird.

Lebensversichert mit Anleihen

Wer eine Lebensversicherung besitzt, braucht keine Zinspapiere. Sie machen schon 70 bis 80 Prozent der Investments der Lebensversicherer aus. Ebenfalls gut versorgt sind Versicherte mit Bankenpapieren. Ende 2009 steckten 15 Prozent der Versicherer-Anlagen in Darlehen an Kreditinstitute – kein beruhigendes Gefühl, weder in Deflations- noch in Inflationsphasen. Die vertraglich garantierten Zinsen der Lebensversicherung konnten die Inflationsrate nicht immer ausgleichen.

Erst die freiwillige Überschussbeteiligung machte die Anlage zum Plusgeschäft. Selbst die reichte aber nicht immer: So schlug die Allianz am Ende der Vertragslaufzeit in den Jahren 1973 und 1974 nicht mal die Inflation. Kunden verloren real jeweils 0,4 Prozent – und dies bezogen nur auf den Sparanteil, also jene drei Viertel der Beiträge, die nach Kosten für Todesfallschutz und Vertreterprovision angelegt werden. Die Gesamtrendite auf die gezahlten Beiträge ist schwächer.

Mögliche Zinsänderungen wirken für Lebensversicherungskunden stark zeitversetzt: Die Anlagen der Assekuranz haben im Schnitt eine Restlaufzeit von über sieben Jahren. Kommt Inflation abrupt, können Versicherer das Geld nicht so schnell umschichten – im Portfolio liegen dann real schlecht verzinste Papiere. Anleger profitieren erst wieder von ihrer Lebensversicherung, wenn die Inflation abflaut und Zinsen sinken. Dann sind sie Nutznießer der trägen Anlagepolitik – Versicherer halten dann die hochverzinsten Papiere aus Inflationszeiten.

Deflation ist zunächst gut für die Versicherten: Die Zinsen fallen, Kunden profitieren dank der langfristigen Anlagepolitik von den höher verzinsten Papieren im Portfolio. Die Versicherer kommen nach einiger Zeit, wenn sie Gelder neu anlegen, jedoch in ein Dilemma: Sie müssen die vertraglich garantierten Zinsen verdienen, finden aber nicht genug hochverzinste, neue Anlagen.

Mischfonds für Bequeme

Lebensversicherer werben damit, Anlegern Rundum-Vermögensverwaltung zu bieten. Nicht jeder ist in der Lage, selbst ein Depot zusammenzustellen, es für Deflation fit zu machen und im Ernstfall auf Inflation umzurüsten. Wer eine Lebensversicherung abschließt, muss sich aber auf Jahrzehnte binden. Alternativ könnte man den Job einem guten Fondsmanager übertragen.

Der Stuttgarter Vermögensverwalter Max Schott etwa bestückt seinen weltweit anlegenden Dachfonds Smart-Invest Helios mit neuen Einzelfonds, wenn er glaubt, Trendwenden entdeckt zu haben. Vergangene Woche hat Schott sich komplett aus Aktienfonds verabschiedet und alles in Geldmarkt-, Wandelanleihen- und Rentenfonds für Schwellenländer gesteckt. In den vergangenen fünf Jahren hat der Fonds jährlich acht Prozent zugelegt. Erfolgreichster Mischfonds der vergangenen Jahre ist der Carmignac Patrimoine, der dank kluger Wechsel zwischen Aktien und Anleihen in den vergangenen fünf Jahren jährlich etwa elf Prozent verdiente. Edouard Carmignac ist es zuzutrauen, dass er an diesen Erfolg anknüpft.

Auch der erfahrene Vermögensverwalter Jens Ehrhardt aus Pullach hat seine Anleger durch diverse Krisen geführt. Sein Mischfonds FI Alpha Renten Global investiert maximal 20 Prozent des Fondsvermögens in Aktien. Derzeit setzt er auf kanadische und norwegische Staatsanleihen sowie Unternehmensanleihen von Linde oder Haniel. In den vergangenen fünf Jahren brachte der Fonds im Schnitt 5,1 Prozent. Von Ehrhardt ist ebenfalls zu erwarten, dass er eine längere Deflationsphase übersteht – und dass er schnell umschaltet, wenn das Inflationsgespenst doch einmal sein Haupt schütteln sollte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%