Günstlingswirtschaft Die gesponserte Republik

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Werbeeffekt als Hoflieferant

Welche Firmen die Parteikassen füllen
Profiteuere und Gönner: Auf 1.378.992 Euro summieren sich 2011 die Großspenden von Unternehmen an die Parteien im Deutschen Bundestag. Zu den Großspenden gehören Summen über 50.000 Euro, sie müssen sofort veröffentlicht werden. Wir stellen die Unternehmen vor, die ihr Scheckbuch dieses Jahr gezückt haben und zeigen, wie viel sie während der schwarz-gelben Regierung schon insgesamt nach Berlin überwiesen haben. Zu den Spendern gehören... Quelle: dpa
...die Reutax-AG, internationaler Personaldienstleister mit Sitz in Heidelberg. Sie spendete seit dem Antritt der schwarz-gelben Regierung 2009 und 2011 jeweils 50.500 Euro an die Liberalen. Quelle: dpa
NRW-Metall spendete 60.000 Euro an die CDU. Der Verband vertritt die Interessen der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen. 2010 flossen 60.000 Euro an die FDP und 160.000 Euro an die CDU. Quelle: ap
Die private Berenberg Bank in Hamburg: Das Geldhaus spendet nahezu jedes Jahr an die CDU. Zur Zeit der schwarz-gelben Regierung waren es 2011 und 2010 je 100.000 Euro. Quelle: PR
Deutschlands größter Versicherer Allianz spendete jeder Partei im Bundestag 50.001 Euro, ausgenommen den Linken. Insgesamt flossen dieses Jahr 250.005 Euro. Ein ähnliches Paket gab es bereits 2010 - unter der Regierung Merkel gingen also insgesamt 540.010 Euro von München nach Berlin. Quelle: AFP
Die Südwestmetall gehört zu einer der größten Spendern mit einem Gesamtvolumen von 295.000 Euro für 2011. Der größte Profiteuer ist eindeutig die CDU: 100.000 Euro flossen sie und an den Koalitionspartner FDP 75.000 Euro. Grüne und SPD erhielten je 60.000 Euro von dem Interessenverband von Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. In der vergangenen zwei Jahren der Regierung Merkel flossen jeweils noch 200.000 Euro (2010) und 100.000 Euro (2009) an die Christdemokraten. Quelle: ap
Fast schon traditionell ist die Spende von Daimler nach Berlin. Über 150.000 Euro konnten sich jeweils die Schatzmeister der Sozialdemokraten und der CDU freuen, dieselbe Summe floss auch 2010 an die beiden Parteien. Quelle: dpa

Während einzelne große Unternehmen rätseln, ob sie 2012 erneut das präsidiale Sommerfest unterstützen, haben sich kleinere bereits entschieden. Nicht wieder dabei ist Schuhhändler Deichmann, der 2010 ein Zelt im Garten des Schlosses Bellevue aufbaute, um sich und die Aktivitäten seiner Entwicklungshilfeorganisation „wortundtat“ vorzustellen.

Bei strahlendem Sonnenschein war das Interesse zu gering. Wieder mit von der Party sein will dagegen der schwäbische Schokolatier Gubor. Die Gäste seien wichtig, nicht der Präsident, heißt es – und wo sonst erreiche man 5000 Politiker, Stars und Sternchen?

Einst finanzierten das Präsidialamt, aber auch die Vertretungen der Bundesländer, ihre Empfänge und Feste aus Steuermitteln. Dann entstand die Idee, Firmen könnten ihre Ware kostenlos abgeben – gegen den Werbeeffekt als Hoflieferant. Erst in der dritten Stufe wurde für öffentliche Veranstalter daraus ein Nullsummenspiel: Heute zahlen die Sponsoren Geld dafür, dass sie Bier, Wein und Häppchen verschenken dürfen.

"Automobilsommer 2011"

Mit den Einnahmen finanzieren die Gastgeber das Rahmenprogramm. Und weil die Firmen ihr Engagement von der Steuer absetzen, zahlt die Öffentlichkeit ungefragt mit.

Begehrt sind auch Einladungen zur Stallwächterparty in der Berliner Landesvertretung Baden-Württembergs. 1800 Gäste feierten dort im Sommer mit dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Hauptsponsoren des für die Gäste kostenlosen „Automobilsommers 2011“ waren Daimler, Porsche und Audi. 70 Prozent der Kosten beglichen sie. Doch trotz ihres Versprechens wollen die Stuttgarter mehr Offenheit nicht wagen. „Wir haben uns verpflichtet, keine Auskunft über die Beträge der Sponsoren zu geben“, heißt es in der Landesvertretung. Das solle so bleiben.

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