Masernfälle in Deutschland steigen Die größten Mythen über das Impfen

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Ein Milliardengeschäft für die Pharmaindustrie

Zehn Krankheiten, die in jedem Büro vorkommen
DUMENZBeschreibung:Fehlendes Erinnerungsvermögen, auf welche Anredeform man sich mit erfolgreich verdrängten Kollegen einst geeinigt hatte Diagnose:Leichte Form: Die Erkrankten stehen offen zu ihrem Leiden: „Waren wir eigentlich beim Du?“Schwere Form: Konsequente Verwendung von Indefinitpronomen: „Man hat sich ja schon lange nicht mehr gesehen! Wie geht‘s einem denn so?“Behandlungsmöglichkeit: Gegen Dumenz wurde bislang leider kein wirksames Sierum gefunden. Quelle: Fotolia
AKW – ABKÜRZUNGSWAHNSymptome:„Wir möchten Sie darum bitten, f. QX-Vorgänge künft. ausschl. den Vordr. PD zu verwenden! Form. TJ gilt somit nur noch f. NF-, VB-, UL u. FiK-Aktivit. der FB FK, SO u. HÜ, die NICHT über ein CR abgew. werden können (m. Ausn. v. LM- u. AA-Prozessen)! Bei Fr. wenden Sie sich über die SeS (Maske QU) an den f. Sie zust. FU od. CK. EOM. MfG, FE“Verwandte Krankheiten: Fachidiotie, TastenneuroseBehandlungsmöglichkeit: Ausschr. d. Worte. Quelle: Fotolia
CHARTWAHNBeschreibung:Unvermögen, Dinge ohne Balken-, Linien- oder Kreisdiagramme zu verstehenVerbreitung: Der Chartwahn tritt fast ausschließlich im höheren Management bzw. auf Geschäftsführer- oder Vorstandsebene auf.Behandlungsmöglichkeit: Malen nach Zahlen Quelle: Fotolia
FLOSKELIEBeschreibung:Maßlose Verwendung inhaltsleerer Sprachhülsen, oft in Kombination mit pathologischer UnlustigkeitSymptome: Gerne gratulieren Erkrankte mit den Worten „Herzlichen Glühstrumpf“, stücken ein Rück oder müssen mal für kleine Königstiger. Dabei holen sie gerne noch weitere Kollegen mit ins Boot. Sie verbringen ihre Arbeitstage zum Bleistift damit, grüne Wiesen auf dem Schirm zu haben, Klarheiten zu beseitigen und gemeinsam mit anderen Pfarrerstöchtern Projekte einzutüten. Klappen die Erkrankten gegen 17 Uhr ihre Schlepptops endlich zu, verabschieden sie sich mit „Tschüssikowski!“Verwandte Krankheit: Verbaler Durchfall Quelle: Fotolia
HEIMWEHBeschreibung:Quälende Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden oder dem eigenen Balkon; beginnt in der Regel mit dem Betreten des FirmengebäudesVerstärkende Faktoren: Schönes Wetter und sportliche Großereignisse während der ArbeitszeitBehandlungsmöglichkeit: Home-Office, Urlaub, Vorruhestand, Lottogewinn Quelle: Fotolia
KATEGORISCHER KONJUNKTIVBeschreibung:Verbale Arbeits- und Verantwortungsvermeidungsstrategie; äußert sich durch die inflationäre Verwendung von Indefinitpronomen und KonjunktivenSymptome: In E-Mails und Besprechungen häufen sich Formulierungen wie „irgendjemand müsste“, „man sollte“ oder „einer könnte ja mal“.Verwandte Krankheit: Dumenz Quelle: Fotolia
KLEBTOMANIEMeist beginnt die Klebtomanie mit einem einzigen am Rahmen des Monitors angebracht Klebezettel, auf den der Betroffene Dinge wie „Chef anrufen“ schreibt. Da sich aus dem Telefonat mit dem Vorgesetzten gleich mehrere wichtige To-Do‘s ergeben, werden diese umgehend auf weiteren Zetteln notiert, die der Erkrankte anschließend an die (noch) freien Stellen am Bildschirmrand anheftet. Unglücklicherweise fehlt aufgrund der Dringlichkeit der Aufgaben jedoch die Zeit, nicht mehr benötigte Notizen zu entfernen – der Beginn eines fatalen Teufelskreislaufs (daher die Redewendung „sich verzetteln“).Behandlungsmöglichkeit: Hirn einschalten, und nicht jeden Blödsinn sofort aufschreiben! Quelle: Fotolia

6. "Es wird viel zu viel geimpft - Daran verdient nur die Pharmaindustrie"

Insgesamt machten Impfstoffe mit gut einer Milliarde Euro im Jahr 2011 nur 3,58 Prozent der gesetzlichen Krankenkassenausgaben für Arzneimittel in Deutschland aus. Es ist ein Nischenmarkt. Auch der Vorwurf, die Mehrfachimpfungen seien die Lizenz zum Gelddrucken, trifft nicht wirklich: Sie sind sogar etwas günstiger als Einzelimpfungen. So kostet etwa der Vierfach-Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken von GlaxoSmithKline (GSK) 100,13 Euro. Verkauft der Hersteller aber die Dreifachimpfung MMR zu 51,11 Euro und die gegen Windpocken für 58,49 Euro, bekäme er in Summe 109,60 Euro. Den Kindern bleibt durch die Vierfachimpfung ein unangenehmer Piekser erspart.

Die Tatsache, dass GSK im vorigen Jahr auf politischen Druck hin den Krankenkassen 67 Prozent Nachlass auf den saisonalen Grippeimpfstoff gewähren musste und ihn nun zum Preis einer Schachtel Zigaretten verkauft, zeigt allerdings, dass die Margen beträchtlich sind. Auch wenn der Konzern nun jammert, dass weitere Kostenschnitte die Impfstoffproduktion bald zum Zuschussgeschäft werden ließen.

Neue Impfungen - vor allem für Erwachsene - machen das Ganze nun endgültig zu einem Milliardengeschäft, wie eine Marktstudie von Frost & Sullivan belegt. Tatsächlich erzielte Pfizer 2012 mit Prevenar 13 gegen Lungenentzündungen einen Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar. Und Gardasil, der Impfstoff für junge Erwachsene gegen Gebärmutterhalskrebs bescherte Merck & Co. und Sanofi Pasteur MSD 1,9 Milliarden Dollar im Jahr 2012.

Dass Unternehmen mit ihren Produkten Geld verdienen, findet STIKO-Mitglied Hengel nicht schlimm. Was er beobachtet, ist aber Folgendes: Die Hersteller setzen gerade bei den preiswerten Impfstoffen der Grundversorgung darauf, ein und dasselbe Produkt über Jahrzehnte in Massen zu verkaufen, ohne es weiter zu verbessern. Dabei sieht Hengel für viele Impfstoff noch großen Verbesserungsbedarf.

Doch ausgerechnet seine Ständige Impfkommission beschert Firmen einen dauerhaften, von den Kassen finanzierten Massenabsatz. Frei nach dem Motto: Einmal von der STIKO empfohlen, immer empfohlen. Hengel gibt zu: "Das jetzige System bietet kaum Anreiz für Innovationen."

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