Klimaschutz Die globale Ohnmacht

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Klimasünder

Greenpeace CO2 Quelle: dpa

1. Der Aufbau einer Wirtschaft, die weniger CO2 ausstößt, ist gescheitert. Welche Länder schneiden am schlechtesten ab?

Anders als erhofft ist es nicht gelungen, die Energieeffizienz bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen so zu verbessern, dass trotz Wirtschaftswachstum weniger Treibhausgase entstehen. Der Klimaexperte der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC), Leo Johnson, zieht in einer aktuellen Studie ein ernüchterndes Fazit: „Der Aufbau einer CO2-armen Industrie ist vorerst gescheitert.“ Die Zahlen bestätigen das: In vielen Industrie- und Schwellenländern – darunter auch in Deutschland – ist der Kohlendioxidausstoß im Aufschwung stärker gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt. Weltweit hat die CO2-Intensität, also der Anteil der je Produkteinheit freigesetzten Treibhausgase, um 0,6 Prozent zugelegt. Dabei müsste er bis 2050 jährlich um 4,8 Prozent sinken, um die Erderwärmung auf die angestrebten zwei Grad zu begrenzen.

Schmutziges Wachstum
Brasilien Quelle: dpa
Platz 12: ChinaVeränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +10,4% Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +10,3% Quelle: dpa
Platz 11: IndienVeränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +9,1% Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +9,7% Quelle: dapd
Südkorea Quelle: AP
Japan Quelle: AP
Russland
USA Quelle: Reuters

Die PwC-Experten halten das Ziel für nicht mehr erreichbar. Größte Sünder waren Brasilien, Großbritannien und Südkorea. Aber auch in Japan, den USA und China fällt die Bilanz schlecht aus.

Eine Wende ist nicht in Sicht. Denn mit massiven Investitionen in neue Kohle- und Gaskraftwerke zementieren die Energieunternehmen für Jahrzehnte die Vorherrschaft der Strom- und Wärmeversorgung aus fossilen Quellen. Eigentlich müsste die Nutzung von Kohle und Öl, die heute 60 Prozent der weltweit benötigten Energie liefern, von 2016 an zurückgehen, um das Klimaziel zu schaffen. Das schreibt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten Weltenergie-Ausblick.

Hält dagegen der jetzige Trend an, schnellt der Verbrauch von Kohle bis 2035 um 60, der von Öl um 25 Prozent empor. Entsprechend langsam schreitet der Ausbau von Wind, Sonne und Biomasse voran. Erneurbare Energien werden laut IEA 2035 gerade mal einen Anteil von 15 Prozent erreichen. Das Weltwirtschaftsforum und die Investmentexperten von Bloom- berg New Energy Finance erklären den Fortschritt in Trippelschritten mit dem erforderlichen enormen Kapitalbedarf. Ihnen zufolge müssten bis 2020 jährlich 500 Milliarden Dollar in saubere Effizienz- und Energietechnologien fließen, um die grüne Wende noch zu schaffen. Tatsächlich wurde vergangenes Jahr mit 243 Milliarden Dollar nicht einmal die Hälfte dieser Summe investiert.

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