Sein Name: Matthias Müller. Seine Aufgabe: kaum zu schaffen. Der Mann, der Martin Winterkorn aller Wahrscheinlichkeit nach als Vorstands-Chef bei Volkswagen folgt, hat eine Herkulesaufgabe vor sich.
Die Abgas-Affäre lastet schwerer denn je auf Europas größtem Autobauer. Längst sind nicht mehr nur die USA sondern auch das weltweite VW-Geschäft betroffen. Der Konzern wird in den kommenden Jahren nicht nur Schäden beseitigen müssen, die in ihrem Ausmaß noch gar nicht abzusehen sind. Er wird sich zugleich um lange aufgeschobene Probleme kümmern müssen, die in ihrer Dringlichkeit im Angesicht der Belastungen an Brisanz gewinnen zunehmen.
Der Konzernkoloss mit 600.000 Mitarbeitern und zuletzt mehr als 200 Milliarden Euro Umsatz wankt. Das muss Winterkorns Nachfolger anpacken.
Die Personalfragen
Winterkorn verließ sein Amt mit den Worten "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin". Das Aufsichtsratspräsidium beteuerte Winterkorns unschuldige Unwissenheit.
Die Frage, wer die Verantwortung für die bewusste Täuschung von Verbrauchern und Behörden im Diesel-Skandal übernehmen muss, bleibt damit unbeantwortet. Vorerst.
Die Erklärungen zu Winterkorns-Rücktritt
„Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren.
Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren und habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin.
Volkswagen braucht einen Neuanfang – auch personell. Mit meinem Rücktritt mache ich den Weg dafür frei.
Mein Antrieb war es immer, dem Unternehmen, vor allem unseren Kunden und Mitarbeitern zu dienen. Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben.
Der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz muss weitergehen. Nur so kann wieder Vertrauen entstehen. Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden."
Quelle: VW
Dass es weitere Konsequenzen geben wird, hat der stellvertretende Chef im Aufsichtsrats-Präsidium bereits klar gemacht. Es werden weitere Köpfe rollen, auch an der Spitze. "Der Pförtner war's schließlich nicht", spotten sie in der Branche.
Die Entwicklungsvorstände von Audi und Porsche, Ulrich Hackenberg und Wolfgang Hatz, so wird kolportiert, müssen ihren Hut nehmen. Mehr als bloß gefährdet sind auch VW-Marken-Chef Heinz-Jakob Neußer und der Verantwortliche für das US-Geschäft, Michael - "Wir haben Mist gebaut" - Horn.
Der VW-Abgas-Skandal im Überblick
Die US-Umweltbehörde EPA teilt in Washington mit, Volkswagen habe eine spezielle Software eingesetzt, um die Messung des Schadstoffausstoßes bei Abgastests zu manipulieren. In den Tagen darauf wird klar, dass weltweit Fahrzeuge von VW und der Töchter betroffen sind – darunter auch Audi und Porsche. Die VW-Aktie bricht ein.
VW-Chef Martin Winterkorn tritt nach einer Krisensitzung der obersten Aufseher zurück. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen VW. Anlass dafür seien auch eingegangene Strafanzeigen von Bürgern, heißt es.
Der VW-Aufsichtsrat tagt. Nach langer Sitzung beruft das Gremium Porsche-Chef Matthias Müller zum neuen Konzernchef und trifft einige weitere Personal- und Strukturentscheidungen. Verantwortliche Motorenentwickler werden beurlaubt.
Nach mehreren Strafanzeigen startet die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsvorwürfen. Entgegen einer ersten Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Braunschweig gibt es keine Ermittlungen gegen Ex-Chef Martin Winterkorn persönlich.
Das Aufsichtsrats-Präsidium beschließt, Hans Dieter Pötsch per registergerichtlichen Anordnung in den Aufsichtsrat zu berufen. Das ist möglich, weil mehr als 25 Prozent der Aktionäre Pötsch favorisiert haben. Die Familien Porsche und Piëch, die Pötsch gegen die Bedenken des Landes Niedersachsens und der Arbeitnehmer durchgesetzt haben, halten über die Porsche SE rund 52 Prozent der VW-Anteile. Julia Kuhn-Piëch, die erst dieses Jahr nach dem Rücktritt von Ferdinand und Ursula Piëch in das Kontrollgremium aufgerückt war, verlässt den Aufsichtsrat wieder.
Es ist klar, dass die betroffenen VW-Fahrzeuge in die Werkstatt müssen, damit die Schummel-Software verschwindet. Bei einigen Motorenwerden die Techniker selbst Hand anlegen müssen. Eine Rückruf-Aktion, so wird es am nächsten Tag bekannt werden, soll 2016 starten. Die geschäftlichen und finanziellen Folgender Krise sind nicht absehbar. Die Kosten der Abgas-Affäre werden jedoch enorm sein. Der neue Chef muss sparen: "Deshalbstellen wir jetzt alle geplantenInvestitionen nochmal auf denPrüfstand", kündigt Müller an.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ordnet einen verpflichtenden Rückruf aller VW-Dieselautos mit der Betrugssoftware an. In ganz Europa müssen 8,5 Millionen, in Deutschland 2,4 Millionen Wagen in die Werkstatt. VW hatte eine freiwillige Lösung angestrebt.
Der Skandal beschert dem Konzern im dritten Quartal einen Milliardenverlust. Vor Zinsen und Steuern beläuft sich das Minus auf rund 3,5 Milliarden Euro.
Der Skandal erreicht eine neue Dimension. VW muss - nach weiteren Ermittlungen der US-Behörden - einräumen, dass es auch Unregelmäßigkeiten beim Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) gibt. Rund 800.000 Fahrzeuge könnten betroffen sein. Die VW-Aktie geht erneut auf Talfahrt.
Der Diesel-Skandal in den USA weitet sich aus. Erneut. Es seien mehr Drei-Liter-Diesel der Marken Volkswagen und Audi betroffen, als bislang angenommen, erklärt die US-Umweltbehörde EPA. Die Autobauer bestreiten dies zunächst. Wenige Tage später, am 24. November, müssen sie allerdings einräumen, ein sogenanntes „Defeat Device“ nicht offengelegt zu haben. Die Software gilt in den USA als illegal.
Die Auswirkungen des Skandal zwingen VW zudem zum Sparen: VW fährt die Investitionen für das kommende Jahr runter. 2016 sollen die Sachinvestitionen um eine Milliarde Euro verringert werden. „Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht“, sagt VW-Chef Müller. Weitere Ausgaben bleiben auf dem Prüfstand.
Neuer Ärger für Volkswagen: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt nun auch wegen mögliche Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit falschen CO2-Angaben. Die könnten dazu geführt haben, dass zu wenig Kfz-Steuer gezahlt wurde.
Zumindest etwas Positives für die Wolfsburger: Zur Nachrüstung der millionenfach manipulierten Dieselmotoren mit 1,6 Litern Hubraum in Europa reicht nach Angaben von Volkswagen ein zusätzliches, wenige Euro teures Bauteil aus. Bei den 2,0-Liter-Motoren genügt ein Software-Update. Das Kraftfahrtbundesamt genehmigt die Maßnahmen. Auch wenn VW keine Angaben zu den Kosten macht – es hätte schlimmer kommen können.
Egal wer und wie viele am Ende verantwortlich gemacht werden: Die "personellen Konsequenzen" werden eine Lücke in den VW-Führungszirkel reißen, die schnellstmöglich gefüllt werden muss.
Fähigen Ersatz für die erfahrenen und durchaus verdienten Manager zu finden, wird nicht leicht. Zudem muss der neue Kapitän das Konzernschiff Volkswagen mit einer vergleichsweise unerfahrenen Mannschaft durch einen Sturm lenken, der noch Jahre anhalten kann.
Die Kosten des Skandals
Dass es teuer wird, ist jedem bewusst. Unklar ist, wie sehr. 6,5 Milliarden Euro hat VW beiseitegelegt. Vermutlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie hoch die finanziellen Schäden sind, hängt von unzähligen Faktoren ab. Zum Beispiel, wie hoch das Bußgeld ausfällt, das die US-Umweltbehörde EPA anmahnen könnte – bis zu 16 Milliarden Euro sind nach ersten Schätzungen drin. Der Rechtsexperte Carl Tobias von der "Richmond School of Law" geht davon aus, dass die Behörde bis nah an das Höchstmaß gehen wird – um ein Exempel zu statuieren.
VW wird noch Jahre leiden
Durch Klagen auf Schadenersatz könnte in den USA sogar eine dreistellige Milliardenstrafe anfallen, sagt Thomas Möllers, Juraprofessor an der Universität Augsburg und einer der führenden deutschen Kapitalmarktexperten, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
Ein – noch immer zu befürchtender – Rückruf würde schon in den USA teuer werden. Zudem hat VW nach Worten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auch Abgas-Manipulationen auch in Europa eingeräumt. "Es wurde uns mitgeteilt, dass auch in Europa Fahrzeuge mit 1,6 und 2,0-Liter Dieselmotoren betroffen sind von den in Rede stehenden Manipulationen", sagte der CSU-Politiker. Eine Liste der in die Abgas-Affäre einbezogenen Dieselautos soll bald vorliegen.
Kaum vorzustellen, wenn tatsächlich alle elf Millionen Wagen mit den "auffälligen" Motoren vom Typ EA 189 weltweit zurückgerufen werden müssten. Denn die Mängel lassen sich nicht, wie bei früheren Millionen-Rückrufen, mit wenigen Euro pro Fahrzeug beheben. Fällig würden wohl, so sagen VW-Insider, Maßnahmen im Bereich von mindestens 1000 Euro.
Die Imageschäden
In ihrer Dimension sind die langfristigen Folgen noch unabsehbar. Für die in den USA als „Clean Diesel“ beworbenen manipulierten Fahrzeuge muss sich VW definitiv etwas überlegen.
Im Ansehen der Amerikaner ist die Marke VW insgesamt bereits deutlich gesunken. Das geht aus Messungen der Marktforscher von YouGov hervor, die die tägliche Konsumentenstimmung messen und so herausfinden, wie positiv oder negativ eine Marke ganz aktuell wahrgenommen wird. Während der Autobauer in diesem Buzz-Index vor dem Skandal zwischen 10 und 11 Punkten lag, stürzte er bis Mittwoch auf -2 ab. So schlecht stand VW seit mindestens 2009 nicht mehr da.
Wie lange dieses Negativimage hält – und wie es sich auf die Kunden außerhalb der USA überträgt, hängt maßgeblich davon, ab wie sich VW jetzt verhält, welche Vorwürfe noch auftauchen – und ob die Kunden durch Rückrufe direkt betroffen sind. Dauern wird es in jedem Fall.
"Krisen sind immer dreigeteilt", sagt Frank Roselieb, geschäftsführender Direktor des Krisennavigators, einem Institut für Krisenforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. "Sie haben die akute Krisenphase, die dauert im Durschnitt 15,3 Tage." In diesem Zeitraum tagen die Krisenstäbe regelmäßig. Nach rund zwei Wochen beginnt die längerfristige Aufarbeitung, in der die Kommunikation neu begonnen, Fragen zu Produkt und rechtlichen Aspekten geklärt werden müssen. "Diese Phase der Nachbereitung dauert meistens zwei bis drei Jahre", so Roselieb. "Und dann kommt die ganze Marktnachbetreuung, die zehn bis 15 Jahre dauern kann."
Probleme in den USA
Als wären die Folgen der Abgas-Affäre nicht schwer genug zu bewältigen, hat Volkswagen in den kommenden Jahren andere Probleme vor der Brust. Auch ohne Dieselgate wäre es für den Konzern schwer geworden.
Vermintes Gelände – Volkswagen und die USA
In China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, stampft VW ein Werk nach dem anderen aus dem Boden. In den USA zählt Europas Branchenprimus erst eines, vieles läuft dort noch nicht rund. Eine Chronologie.
VW-Chef Martin Winterkorn spricht zur Automesse in Detroit erstmals von einem neuen SUV-Modell speziell für die USA.
Nach 31 Monaten auf steilem Expansionskurs muss Volkswagens Kernmarke für den April 2013 erstmals wieder rückläufige Verkäufe melden. Seitdem finden die Wolfsburger nicht in die Spur.
Im schwelenden Streit um einen Betriebsrat für das einzige US-Werk von Volkswagen in Chattanooga droht der mächtige Konzernbetriebsrat damit, weiteres Wachstum dort zu blockieren.
Michael Horn löst Jonathan Browning als Chef von Volkswagens US-Sparte ab. Medien spekulieren, Browning müsse wegen der Verkaufszahlen gehen. Volkswagen nennt „persönliche Gründe“.
Winterkorn kündigt das neue SUV-Modell für 2016 an. „Amerika ist der weltweit härteste Automarkt“, räumt er ein. Als mögliche Produktionsorte gehen Chattanooga und Mexiko ins Rennen.
Die VW-Mitarbeiter in Chattanooga votieren gegen den Vorschlag, sich von der US-Autogewerkschaft UAW vertreten zu lassen. Damit kann VW zumindest vorerst nicht die vom Betriebsrat geforderte Arbeitnehmervertretung nach deutschem Vorbild aufbauen.
Betriebsratschef Bernd Osterloh meldet sich zu Wort. Er könne sich „durchaus vorstellen“, dass ein weiterer Standort in den USA „nicht unbedingt wieder in den Süden gehen muss“.
VW teilt mit: Der Cross Blue geht nach Chattanooga.
VW zeigt auf der Messe in Detroit neben dem bereits bekannten großen Geländewagen Cross Blue eine Coupé-Variante. Martin Winterkorn verspricht, in den USA wieder in den Angriffsmodus zurückkehren zu wollen.
Die Verkäufe gerade der Marke VW fallen nach den beiden schlechten Jahren 2013 und 2014 in den USA noch einmal schlechter aus. Von Januar bis August verkaufte in den USA 238.100 Autos und damit 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Quelle: dpa, scc
Bislang baut der Konzern Autos, die in den USA keine Begeisterungsstürme auslösen – trotz Millioneninvestitionen in den Bau eines Werkes in Tennessee. Zuletzt lag der Marktanteil bei knapp mehr als zwei Prozent. 2012 waren es noch drei. VW hatte etwa der Nachfrage nach leichten offenen Kleintransportern, den Pick-ups, lange nichts entgegenzusetzen und fuhr bislang Toyota, GM, Ford und Chrysler hinterher.
Ein siebensitziges SUV-Modell, das den US-Bedürfnissen besser entsprechen soll, kommt erst im kommenden Jahr auf den Markt. Wie VW seine Strategie in den USA nach dem Dieselgate neu ausrichtet, steht derzeit in den Sternen.
VWs Versäumnisse der Vergangenheit
Probleme in China, Russland, Brasilien
In China, Russland und Brasilien erzielte VW über viele Jahre weit mehr als ein Drittel seines Konzerngewinns, verkaufte mehr als 40 Prozent seiner Fahrzeuge. Oberflächlich betrachtet sah es in den Ländern lange gut aus: Die Wachstumszahlen waren zweistellig.
Doch seit Monaten sind besonders die Verkaufszahlen der Kernmarke VW rückläufig. "Die gesamtwirtschaftlichen Situationen in China, Russland und Brasilien sind nach wie vor angespannt", begründete der Konzern die Absatzflaute zuletzt.
Wahr ist aber auch: Es rächen sich strategische Fehlentscheidungen. Die Abhängigkeit von China ist zu groß, Südostasien wurde vernachlässigt. Nicht nur, dass das in Zeiten der schwächelnden Wirtschaft zum Problem wird. Zwar sind VW und die Tochter Audi noch die Platzhirsche im chinesischen Premiumsegment - ein Billigauto für die Masse soll dort aber erst 2018 kommen.
In Russland – einst von Winterkorn als Wachstumsmarkt Nummer eins bezeichnet - drängen die Entscheidungen. Ukrainekrise, Wirtschaftssanktionen und eine stärker werdende Konkurrenz haben dem Konzern geschadet und die Verkaufszahlen von einstigen Bestsellern wie dem Polo massiv einbrechen lassen.
Rendite der VW-Kernmarke
Neben all dem Schlamassel darf der Nachfolger des zurückgetretenen Martin Winterkorn dessen hehres Ziel nicht aus den Augen verlieren: den VW-Konzern sparsamer und effizienter zu machen. Zehn Milliarden Euro will der Konzern bis 2018 einsparen. Die Kernmarke VW leidet unter einer niedrigen operativen Umsatzrendite von 2,5 Prozent.
Viele „Verbesserungschancen“ habe man bereits identifiziert sagte Winterkorn noch im Frühjahr. Stellenschrauben sind unter anderem eine Reduzierung der Fertigungstiefe – VW würde weniger Teile selbst bauen und mehr zuliefern lassen. Ein Personalabbau könnte insbesondere nach dem Skandal nun nötig sein, wird wegen der starken Stellung der IG Metall bei VW aber wohl trotzdem nicht kommen. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hat vor dem Skandal einen Personalabbau ausgeschlossen.
Die VW-Großaktionäre – vor allem die Familien Porsche und Piëch und das Land Niedersachsen – müssen im Schulterschluss mit dem Betriebsrat einen Führungskultur installieren, die zu einem derart riesigen und unübersichtlichen Konzern passt. Ein patriarchisches Durchregieren wie unter Winterkorn wird bei dem Dickschiff mit 600.000 Mitarbeitern, mehr als 100 Fabriken und zwölf Marken künftig nicht mehr funktionieren.
"Die Affäre zeigt einmal mehr, dass VW seine Unternehmenskultur in Frage stellen muss – öffentlich und intern. Und zwar fundamental. Die Unternehmenskultur bei VW hat eine ganze Reihe von Affären ermöglicht und einen immensen Reputationsschaden verursacht", sagt etwa Tobias Weitzel, Geschäftsführer der Kommunikationsberatung BSK und Vorstand bei der Financial Experts Association, einem Berufsverband für Finanzexperten im Aufsichtsrat.
Die Konsequenz könne nur sein, dass es dem neuen CEO darum gehen muss, nicht nur eine Kultur der Integrität, sondern auch der Verantwortung, des Respekts, der Offenheit, des Vertrauens und natürlich auch der Leistung zu etablieren.
Im Angesicht der vergangenen Tage stünde es VW jetzt also gut zu Gesicht, weitere „Verbesserungschancen“ zu nutzen. Auch ganz oben.