Langjährige Marktführer Das Erfolgsgeheimnis der besten Mittelständler

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Bekannt für Verlässlichkeit

Die Ehepaare der Wirtschaft
Brigitta und Titus Dittmann Titus Dittmann gilt als Vater der deutschen Skateboard-Szene. Mit seiner Frau ist er seit 1974 verheiratet - der gemeinsame Sohn Julius (links) führt mittlerweile die Familiengeschäfte. Nach missglücktem Börsengang bringt er heute Kindern in Afghanistan und Afrika das Skateboarden nahe. Seine Frau beantragte damals den "Reisegewerbeschein", um das Unternehmen zu gründen. Titus Dittmann konnte das nicht machen. Sein Beruf als Lehrer erlaubte es ihm nicht. Quelle: PR
Erivan und Helga HaubJahrelang prägten sie die Tengelmann-Gruppe: Erivan und Helga Haub. Sie heiraten 1958, elf Jahre später übernimmt Erivan Haub die Geschäftsführung des Familienunternehmens. Unter ihm expandiert Tengelmann zu einem der weltweit größten Handelsunternehmen. Helga Haub engagiert sich  vor allem für die Umwelt und verbannt 1984 Schildkrötensuppe aus dem Sortiment. Quelle: DPA
Gerd und Gabriele StrehleSie war jahrelang der kreative Kopf der Modefirma Strenesse, er der ökonomische. 1973 kommt Gabriele Strehle – damals noch Gabriele Hecke – als Designerin zu den Nördlinger „Bekleidungswerken Strehle“. Sie prägt das Unternehmen mit ihrer Handschrift und entwickelt die Marke Strenesse.  1985 heiratet sie Gesellschafter Gerd Strehle, 1998 erhält die Marke ihren Namenszusatz „Strenesse – Gabriele Strehle“, zwei Jahre später wird aus der Strehle GmbH die Strenesse AG. 2012 hat Gerd Strehle seinen Vorstandsvorsitz an seinen Sohn aus erster Ehe, Luca Strehle, abgegeben und hat den Aufsichtsratsvorsitz übernommen. Gabriele Strehle hat das Unternehmen daraufhin verlassen. Quelle: DPA
Bertha und Carl Benz Bertha Benz stammte aus einer wohlhabenden Familie. Weil sie sich ihr Erbe vorzeitig auszahlen ließ, konnte Carl Benz aus einem Vertrag mit einen Motorenbauer herausgekauft werden, so erzählt es die Urenkelin Jutta Benz im Interview mit Wiwo.de. Kaufmännisch begabt sei Carl Benz nicht gewesen: An der zweiten Firma Benz & Cie., die er gründete, war er lediglich mit zehn Prozent beteiligt. Dieses Unternehmen lief gut; Carl Benz war die meiste Zeit mit seinen Erfindungen beschäftigt. Bertha Benz soll Druck ausgeübt haben, es war schließlich auch ihr Geld, das in dem Unternehmen steckte. Quelle: Presse
Sonia und Willy BognerDas Unternehmer-Ehepaar ist seit 1972 verheiratet. Er ist der erfolgreiche Kaufmann, wie "Die Welt" schreibt; sie der kreative Kopf des Modeunternehmens. Willy sei der Chef, sie die Chefita - auf Gleichberechtigung habe Sonia Bogner keine Lust: Sie möchte nicht die ganze Verantwortung für die Firma tragen müssen. Quelle: Presse
Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und HalbachDiese Szene aus dem ZDF-Dreiteiler „Krupp – Eine deutsche Familie“ von 2009 zeigt Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach (dargestellt von Iris Berben und Thomas Thieme). Nach dem Tod ihres Vaters Friedrich Alfred Krupp war die noch minderjährige Bertha Krupp Alleinerbin des Stahlriesen Krupp. Auf Vermittlung von Kaiser Wilhelm II. heiratete sie den preußischen Adligen Gustav von Bohlen und Halbach. Das Paar durfte auf königlich-preußischen Erlass solange den Namen „Krupp von Bohlen und Halbach“ tragen, solange ihnen das Unternehmen persönlich gehörte. Quelle: dpa
Liz und Reinhard Mohn Elisabeth (Liz) Mohn war 17 Jahre alt, als sie Reinhard Mohn kennen lernte. Drei Kinder haben sie gemeinsam, die - bis auf einen Sohn - alle Anteile am Medienkonzern halten. Ihr wurde als Familiensprecherin das Recht eingeräumt, bis zu ihrem 80. Lebensjahr in alle Informationen und Besprechungen involviert zu sein. Während sich Reinhard Mohn bis zu seinem Tod 2009 immer mehr aus dem Geschäftsleben zurückzog, wuchs der Einfluss seiner Ehefrau gleichermaßen. Sie ist heute Aufsichtsratsmitglied bei Bertelsmann. Quelle: dpa

"Solche Unternehmen haben sich über die Jahrhunderte immer wieder angepasst und neue Nischen gefunden", sagt Venohr. Kein Unternehmen der Liste habe komplett sein Kerngeschäft gewechselt. Allerdings hätten im Rahmen ihres Sektors bei den meisten starke Veränderungen stattgefunden hin zu sehr komplexen Produkten.

Sehr lange überleben Unternehmen nur dann, wenn sie erstens die Innovationszyklen erfolgreich mitmachen und zweitens bei Familienunternehmen – dazu zählen 85 Prozent der Firmen auf der Liste – den Übergang von Generation zu Generation gut meistern. Letzteres funktionierte in der Regel am besten, wenn der Betrieb ungeteilt an einen Erben ging.

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Konservative Finanzierung und immer neue Entwicklungen

Wie der erste Punkt gelingen kann, analysiert der ehemalige Royal Dutch/Shell-Manager und Buchautor Arie de Geus ("The Living Company"). Er identifiziert vier Faktoren für Langlebigkeit und erfolgreiche Unternehmensentwicklung:

  • Langlebige Unternehmen sind sensibel für Entwicklungen in ihrem Umfeld und richten ihr Kerngeschäft rechtzeitig neu aus – wieder und wieder.
  • Sie zeichnen sich durch festen Zusammenhalt und ausgeprägte Identifikation mit der Firma aus – das gilt für alle Mitarbeiter, nicht nur für die Führung.
  • Sie erlauben ihren Mitarbeitern Freiräume und tolerieren auch exotische Experimente abseits des Kerngeschäfts, solange sie die Existenz nicht gefährden.
  • Sie betreiben eine konservative Finanzierungs- und Ausgabenpolitik mit wenig Abhängigkeit von Banken. Aufgrund ihrer gefüllten Kasse können sie so bei dem Betreten von Neuland oder der Übernahme anderer Unternehmen frei agieren.

Das hervorstechendste Merkmal alter Unternehmen sieht William O’Hara, emeritierter Professor der Bryant University im US-Staat Rhode Island, in der Verpflichtung auf einen Integritätsstandard: "Dieser Wert unterscheidet sie von der Konkurrenz. Sie sind bekannt für Verlässlichkeit und haben sich einen Ruf erarbeitet, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und die Menschen vor Ort fair zu behandeln."

Traditionen fortführen

Bei Familienunternehmen kämen das Vertrauen unter den Familienmitgliedern, die Fähigkeit zur Konfliktlösung und die Leidenschaft oder das Pflichtgefühl, die Tradition fortzuführen, hinzu. "Keiner möchte den Makel tragen, einer Dynastie den Todesstoß zu geben", sagt O’Hara, der in seinem Buch "Centuries of Success" 20 alte Familienunternehmen beschreibt.

Die sechs von der WirtschaftsWoche vorgestellten Unternehmen haben das alles über die Jahrhunderte gemeistert – auch wenn das eine oder andere zwischenzeitlich mal in Existenznöte geriet.

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