Langjährige Marktführer Das Erfolgsgeheimnis der besten Mittelständler

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4. Katz-Gruppe, Hersteller von Bierdeckeln

Daniel Bitton Quelle: Berthold Steinhilber für WirtschaftsWoche

Auf ihn knallen Kellner Bleistiftstriche, er kommt eckig daher oder rund, er soll Fliegen vom Biergenuss abhalten und macht Werbung für das ausgeschenkte Kaltgetränk: der Bierdeckel.

1892 erfindet ihn der Dresdner Unternehmer Robert Sputh. Zehn Jahre später stellt ihn das Unternehmen Katz aus Weisenbach bei Karlsruhe erstmals industriell her. Heute produziert Katz rund 2,9 Milliarden Stück pro Jahr und beherrscht damit rund 70 Prozent des weltweiten Bierdeckelmarktes. Zwar musste das Unternehmen 2009 Konkurs anmelden, doch Katz schaffte es dank neuester Technik, effizienterer Produktion und hoher Anpassungsfähigkeit zurück an die Weltspitze .

Angefangen hat bei Katz alles mit Bahnschwellen und Telegrafenmasten. 1716 errichtet Johann Georg Katz ein Sägewerk, in dem später auch Verbindungsstücke zwischen den Schienen hergestellt werden. Das Werk produziert dabei viele Holzabfälle. Gründer-Nachfahre Casimir Katz besitzt auch eine kleine Brauerei. Er überlegt, was man anstelle der üblichen unhygienischen Filz-Untersetzer benutzen könnte – und startet 1903 eine Bierdeckelproduktion.

Vom Holzbrei zum Bierdeckel

Direkt am Flüsschen Murg im nördlichen Schwarzwald fahren heute Laster mit Holzstämmen auf dem Katz-Gelände vor. Das Holz wird entrindet, geschliffen, gemahlen und mit Wasser zu einer dicken Pampe verrührt. Der Holzbrei wird auf eine Kartonmaschine verteilt und gepresst.

Ein größerer Kapitalbedarf für moderne Maschinen führt dazu, dass der Bierdeckelhersteller 1962 in eine AG umgewandelt wird. Von 2000 an fällt Katz in die Hände verschiedener Private-Equity-Gesellschaften. "Die haben nur Geld aus dem Unternehmen gezogen und nichts mehr investiert", sagt der heutige Geschäftsführer Daniel Bitton. Zudem sorgt der sinkende Bierkonsum für weniger Bedarf an Bierdeckeln. Katz versucht, Wettbewerber mit Kampfpreisen zu verdrängen – und muss 2009 Insolvenz anmelden.

Die Rettung kommt durch den Papierhersteller Koehler aus Oberkirch bei Baden-Baden, der Katz aufkauft. Sanierer Bitton führt den Betrieb wieder an die Weltspitze, indem er die Produktion effizienter macht, neue Geschäftszweige erschließt und seine Produkte wieder teurer verkauft.

Digitale Bierdeckel gibt es nicht

So stellt Katz auch Einlegepappe für Käse, große Werbeschilder für Supermärkte oder Bitte-nicht-Stören-Schilder für Hotels her. 30 Prozent tragen die neuen Geschäftsfelder heute zum Umsatz bei.

Und kosteten Bierdeckel zu Kampfzeiten rund 6,50 Euro pro 1000 Stück, verkauft Bitton sie jetzt für durchschnittlich rund elf Euro. "Natürlich sind viele Brauereien zur Konkurrenz abgewandert, aber viele sind auch wiedergekommen, weil wir sehr gute Technik und einen Top-Service haben", sagt der 48-Jährige. Neue Wettbewerber fürchte er nicht: "Bei den geringen Gewinnmargen braucht man viel Erfahrung. Die Druckmaschinen sind teuer und müssen für die Bedruckung der Pappe speziell angepasst werden."

Bitton ist es gelungen, bei einem Umsatz von 39,5 Millionen Euro 2012 die Rendite wieder auf elf Prozent zu hieven. Weltweit beschäftigt Katz 248 Mitarbeiter. Die müssen kaum fürchten, dass ihr Produkt irgendwann ausstirbt: Digitale Bierdeckel sind noch nicht im Angebot.

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