Insider packen aus Die zweifelhaften Geschäfte der FXdirekt Bank

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Anweisungen

Also wurden Meetings abgehalten: „Vorgesetzte sagten: Wir wollen Broker Nummer eins sein. Wer ist im Fußballverein? 150 Votes, klappt das? Mitarbeiter mussten Prepaid-Telefonkarten kaufen und falsche Namen eingegeben. Alle mussten abstimmen.“ FXdirekt bestreitet das. Meetings habe es nicht gegeben, auch keine Anweisungen. Aufgrund der „erkennbaren Manipulationen“ bei der Wahl habe sich die Bank allerdings „unter Protest aus der Wahl vorzeitig zurückgezogen“. Bis heute wirbt sie allerdings mit diversen ersten Plätzen: In der Kategorie „Forex Broker“, heißt es, sei sie bei brokerwahl.de in den Jahren 2005 bis 2008 auf Platz eins gelandet.

Betreuerin: Wenn Sie sich jetzt schnell für ein Konto entscheiden würden, kann ich was drauflegen. (...) Ab 50.000 Euro fangen die wirklich interessanten Sachen an. (...) Ein großer Laptop von Apple. Flachste überhaupt. Traum! (...) Zurzeit gibt es diese Möglichkeiten, da kann ich einiges rausschlagen. So, wie ich Sie verstanden habe, überlegen Sie ernsthaft, ein Konto zu eröffnen. Und dann ist es immer besser, das tatsächlich auch zu tun. Für Sie bleibt es nur ein Konto. Die Konditionen haben Sie sicher. (...) Wir müssen im Grunde nur noch sehen, dass es gut für Sie ist und dass es gut für mich ist. Ja?

Gehaltssystem baut auf niedrigen Einkommen auf

Das Gehaltssystem der Bank ist auf niedrigen Einkommen aufgebaut. So verdient ein Einsteiger im Team Hosting New Customers einer internen Präsentation zufolge 1800 Euro. Wer viele Kunden auf die Plattform holt, kann sich zum Key Accounter hocharbeiten und dann 2650 Euro verdienen. Als Ausgleich für das niedrige Gehalt werden Provisionen versprochen. Wer als Key Accounter zehn Konten eröffnet, soll 600 Euro zusätzlich bekommen. Die Bank hält ihre Gehälter für angemessen.

„Man hat die ganze Zeit Druck, weil man Konten eröffnen muss. Die meisten schaffen zwischen 8 und 14 im Monat. Der andere Druck ist, dass man mindestens 100 Telefonate führen muss und davon mindestens 30 länger als zwei Minuten“, sagt ein Mitarbeiter. Selbst Leute, die FXdirekt lange abgewimmelt hatten, werden immer wieder aufs Neue angerufen. Die Bank sagt, sie habe keine Zielvorgaben im Hinblick auf die Zahl der geführten Telefonate.

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Mitarbeiterkredite

„Läuft es nicht so gut, werden Meetings durchgeführt, die sind aggressiv. Der Vorgesetzte sagt: Leute, das geht so nicht. Ihr seid zu lieb.“ Um Angst zu schüren, werde lautstark mit Kündigungen gedroht. „Eröffnet Konten, sonst ist hier morgen echt was los“, drohen Führungskräfte. „Alle gehen verschwitzt zurück ans Telefon. Einige sind kurz davor, ihre Eltern anzurufen und zu sagen: Willst du ein Konto?“ Die Bank beteuert, sie drohe nicht mit Kündigungen, falls einer zu wenig Konten eröffne.

Immerhin vergibt die Bank Mitarbeiterkredite zu günstigen Konditionen. Ein Insider: „Der Stobbe denkt auch an seine Mitarbeiter. Falls jemand ein Problem hat, hilft er gerne.“ Wer kündigt, sagen Ex-Mitarbeiter, müsse den Kredit schnell zurückzahlen. Viele können nicht. Und bleiben.

Man komme sich vor, sagt ein noch aktiver Mitarbeiter, wie in einer Sekte. „Ich weiß einfach nicht, wie ich da rauskomme.“

Vielleicht hilft ihm ja die BaFin.

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