Krankenversicherung Die besten Zusatzpolicen für Kassenpatienten

Seite 4/5

Früher starten und sparen

Die Tricks der Krankenversicherer
Mit günstigen Preisen lockenWer sich im Internet für Krankenversicherung interessiert, findet ganz schnell auch Anzeigen, in denen eine private Krankenversicherung für 49 Euro im Monat versprochen wird. Experten raten ab: In nur ganz wenigen Fällen kommen solche Beiträge überhaupt zustande. Wer so wirbt, hat meist nur ein Ziel: Die Daten des Interessenten einsammeln. Quelle: dpa
Adressen weiter verkaufenIm Internet sind viele professionelle Adressenhändler unterwegs. Wer seine Daten in einem scheinbar unabhängigen Portal für einen kostenlosen Vergleich eingibt, muss damit rechnen, dass er später mit Emails oder Anrufen bombardiert wird. Denn die Adressensammler verkaufen die Kontaktdaten an interessierte Vermittler weiter, die genau wissen, wie sie einen Versicherungsvertrag am besten verkaufen. Quelle: gms
Gierige Vermittler rausschickenNur wer eine private Krankenversicherung tatsächlich auch verkauft, verdient in der Vermittlerbranche Geld damit. Denn nur dann kassiert er Provision. Das Prinzip dabei: Je höher der Monatsbeitrag des Kunden, umso besser die Provision des Verkäufers. Nach den neuen Regeln wird der Monatsbeitrag hier in der Spitze mit dem Faktor neun multipliziert. Früher ging es bis zum Faktor 15 hoch. Quelle: dpa
Hohen Eigenanteil aufbrummenDas Prinzip in der privaten Krankenversicherung: Je mehr der Kunde im Falle einer Krankheit selbst bezahlt, umso niedriger wird sein Monatsbeitrag. Wer also einen Selbstbehalt von mehreren hundert bis zu 1000 Euro vereinbart, hat die Chance auf Prämien von weniger als 200 Euro. Quelle: dpa
Rechnungen nur teilweise zahlenJeder Versicherer hat seine eigenen Bedingungen. Daraus ergibt sich, was er im Zweifel bezahlt und was nicht. Für den Kunden ist das von vornherein schwer ersichtlich, deshalb haben die Analysten von Franke & Bornberg einen Index mit typischen Krankheiten gebildet und so das Leistungsniveau von unterschiedlichen Tarifen simuliert. Oft liegt das Erstattungsniveau der Billigtarife dabei nur zwischen 50 und 70 Prozent. Quelle: dpa
Teure Krankheiten ausschließenDie private Krankenversicherung (PKV) wirbt gerne damit, dass sie deutlich mehr leistet als die gesetzliche Krankenversicherung. In Billigtarifen wird jedoch die Leistung für bestimmte Krankheiten von vornherein ausgeschlossen. Dazu zählen etwa Behandlungen durch Psychologen, Wahlleistungen im Krankenhaus, Zahnleistungen oder die freie Arztwahl. Quelle: dpa
Prämien schnell erhöhenViele Krankenversicherer lockten Kunden in Billigtarife und hoffen, dass sie bald in höherwertige und teurere Tarife wechseln. Diese Rechnung ist in vielen Fällen jedoch nicht aufgegangen. Im Gegenteil: Viele Kunden in Einsteigertarifen zahlen sogar gar nichts mehr. Die Kosten tragen alle Versicherten im jeweiligen Kollektiv. Die Folge sind satte, zweistellige Prämienerhöhungen. Quelle: dpa

Versicherte, die ihr Portemonnaie beim Zahnarzt schonen wollen, sollten nicht allzu lange warten. „Oft fragen meine Patienten erst nach einer Zahnzusatzversicherung, wenn sie von mir erfahren, dass Zahnersatz nötig wird“, sagt der Kölner Zahnarzt Martin Hendges. Ein brennendes Haus ließe sich aber nur schwer versichern. Wer seiner Versicherung verschweigt, dass der Zahnarzt bereits eine Brücke oder Krone empfohlen hat, riskiert seinen Versicherungsschutz und müsse die Kosten, die die Krankenkasse nicht zahlt, selber aufbringen.

Weitere Gründe sprechen für einen Abschluss vor dem 50. Lebensjahr: So bleibt genügend Zeit, Alterungsrückstellungen zu bilden, die verhindern, dass die Prämien mit zunehmendem Alter stark ansteigen. Zudem sind bei Zahnzusatzversicherungen die Leistungen in den ersten Vertragsjahren nach oben gedeckelt. Ein Beispiel: Die Allianz zahlt in ihrem Tarif „Zahnfit, ZB01“ im ersten und zweiten Jahr maximal 1500 Euro, im dritten und vierten dann bis zu 3000 Euro für Zahnersatz. Wer also nach einer schlechten Diagnose seines Zahnarzts schnell noch eine Zusatzpolice abschließt, kann nur einen Teil der Kosten auf den Versicherer abwälzen.

Privatpolicen von der GKV?

Nicht nur private Krankenversicherungen, auch gesetzliche Krankenkassen dürfen seit 2004 Zusatzpolicen vertreiben. Diese Angebote stammen jedoch nicht aus dem eigenen Haus: Kassen dürfen nicht selbst private Versicherungen entwickeln. Die Zusatzpolicen sind Produkte eines privaten Kooperationspartners. So bietet die Barmer GEK Zusatzpolicen der HUK-Coburg an, bei der AOK Rheinland-Hamburg sind es Produkte von Vigo, ehemals Düsseldorfer Versicherung, und bei der Techniker Krankenkasse ist der private Krankenversicherer Envivas im Boot.

Gelockt werden die Kassenmitglieder mit Rabatten auf die Prämie der Zusatzpolice gegenüber einem Angebot auf dem freien Markt. So sind beispielsweise die Zahnzusatztarife, die die Barmer GEK anbietet, günstiger als die identischen Produkte der HUK-Coburg, die sie selbst vertreibt. Allerdings hält sich die Prämienersparnis in Grenzen: Die Einstiegsprämie für Männer im Tarif „GZZ“ der Barmer GEK liegt bei 6,42 Euro monatlich, bei der HUK-Coburg im identischen Tarif „ZZ“ sind es 6,73 Euro pro Monat.

Zunächst Bedarfsermittlung

Versicherungsberaterin Angela Baumeister aus Kaarst rät Versicherten, unabhängig von Rabatten zunächst ihren Bedarf zu ermitteln. Dabei fielen schon viele Angebote durchs Raster, weil beispielsweise das Leistungsniveau zu niedrig sei oder etwa Leistungspakete kombiniert werden, von denen der Versicherte nur einen Teil tatsächlich benötige. Wenn einzelne Kooperationsangebote die individuellen Anforderungen erfüllten, könnten sie in die Auswahl aufgenommen werden.

Baumeister warnt allerdings vor den Nachteilen von Kooperationstarifen: „Endet die Kooperation oder wechseln die Versicherten die Kasse, könnten die Versicherten beispielsweise ihre Rabatte einbüßen, oder sie müssten einen neuen Vertrag mit einem anderen privaten Krankenversicherer abschließen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%