Lebensversicherung Warum die Lebensversicherer im Abseits stehen

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jaeger

Die Lebensversicherung als solide Vermögensverwaltung für Normalanleger, die sich nicht groß um Geld kümmern wollen. Herr Albers, kann so etwas funktionieren?

Albers: Versicherte haben in der Krise kein Geld verloren, das ist korrekt. Aber ich würde mich gegen die Aussage stellen, dass die Kapitallebensversicherung sich als Anlageprodukt für die Altersvorsorge bewährt hat. Anleger sollten trennen zwischen Sparen und der Absicherung von Risiken. Letzteres kann nur die Lebensversicherung übernehmen, zugegeben. Zum Sparen aber gibt es rentablere Alternativen, weil die Kosten dieser schönen Vermögensverwaltung einfach zu hoch sind.

Lörper: Natürlich entstehen bei der Beratung Kosten, wie bei anderen Finanzprodukten auch. Beratung ist aber notwendig, weil Altersvorsorge erstens komplex und zweitens für den Einzelnen wichtig ist. Natürlich birgt auch die Kapitalanlage, die wir für unsere Kunden durchführen, Risiken. Wir haben aber das Instrumentarium, diese Risiken professionell zu managen.

Meisch: Der sehr gut informierte Kunde könnte sich sein Portfolio vielleicht selbst bauen. Aber das sind nur die wenigsten. Und über die letzten 20 Jahre haben die Renditen der deutschen Lebensversicherer sogar den Dax geschlagen.

Wer bei der falschen Versicherung landet, lebt mit mageren Zinsen. Einige Versicherer hatten vor dem Jahr 2000 opportunistisch viel zu stark in Aktien investiert. Ihre Reserven und damit die Renditen der Kunden schrumpften drastisch.

Jaeger: Die Mannheimer Versicherung ging sogar pleite...

Lörper: ...wurde aber von unserer Branchensicherung Protektor  aufgefangen. Kein Kunde verlor Geld. Im Übrigen sind diese Verluste Vergangenheit. Wer jetzt neu anfängt, profitiert von den Kapitalanlagen der kommenden 30 Jahre – und nicht von denen der letzten 20.

Aber Sie können doch nicht ausschließen, dass sich das Aktiendebakel bei anderen Papieren wiederholt?

Lörper: Sicher, höhere Renditen als die für Bundesanleihen bekommt man nicht risikofrei, sondern nur, wenn man Risiko nimmt. Es werden immer irgendwelche Papiere aus-fallen. Und diese Papiere werden auch im Depot von Lebensversicherern liegen, wenn wir einen attraktiven Aufschlag gegenüber anderen Papieren bekommen. Aber wir kaufen eben nur so wenig, dass wir auch in einem schlechten Jahr unsere Kunden gut bedienen können.

Albers: Der Einzelne könnte ein Problem haben, wenn er sich nur auf eine Versicherung verlässt.

Lörper: Aber kein existenzielles. Denn wir haben Protektor.

Albers: Also fünf Mal die Mannheimer – ich denke nicht, dass Protektor das ausgestanden hätte. Auch die Einlagensicherung der deutschen Banken kam nach dem Lehman-Crash an ihre Grenzen.

Lörper: Die Lehman-Papiere waren in der Regel nicht besichert, unsere Papiere aber schon.

Albers: Wäre es nicht eine Strategie, wenn ich schon in Lebensversicherungen investiere, dies bei mehreren Anbietern zu tun?

Jaeger: Das lohnt sich nicht für Kleinsparer.

Herr Meisch, Sie verlassen sich vor allem auf Streuung. In der Krise aber sind nahezu alle -Anlagen parallel gefallen. Gibt es überhaupt noch sichere Anlagen?

Meisch: Nach wie vor ist Diversifikation das Richtige – auch wenn sie zeitweise nicht funktioniert hat. Heute stehen wenige sehr große Finanzinstitute im Zentrum der globalen Märkte. Das sind die großen Top-Broker, JP Morgan, die Deutsche Bank, solche Adressen. Sie sind vernetzt, durch gegenseitige Derivate-Geschäfte, Absicherungstransaktionen, wie immer man das nennen will. Als dieses Zentrum in Gefahr geriet, als das Risiko bestand, dass das Herz der Finanzbranche aufhört zu schlagen, flüchteten Investoren aus allen Anlagen. Nur Staatsanleihen profitierten von der Flucht in Qualität.

Selbst diese Qualität ist heute nicht mehr uneingeschränkt vorhanden. Wir reden vom Ende der Euro-Zone und von drohenden Staatspleiten. -Bereitet Ihnen das keine Bauchschmerzen?

Lörper: Dass wir über Länderrisiken nachdenken müssen, ist in der Tat neu. Früher galt, dass man, wenn man nicht gerade argentinische Staatsanleihen kaufte, kein Problem hatte. Aber wir sehen, dass Dinge sich neu entwickeln, und reagieren darauf.

Ockenga: 2009 haben Versicherer verstärkt in europäische Staatsanleihen investiert. Dieser Anteil an den Kapitalanlagen dürfte sich im Jahresvergleich circa verdoppelt haben. Der Anteil von Portugal, Irland und Griechenland dürfte bei den Versicherern pro Land aber immer noch jeweils unter einem Prozent der Kapitalanlagen liegen – ist also durchaus sehr gering. Die Positionen gegenüber Spanien und Großbritannien sind allerdings höher.

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