Energiewende Teuer und planlos zusammengeschustert

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Es bewegt sich viel auf hoher See

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Was der Staat ausgelöst hat, muss er nun teuer zusammendengeln, weil kaum etwas zusammenpasst.

In den kommenden Monaten und Jahren soll sich gewaltig viel bewegen vor den deutschen Nord- und Ostseeküsten. Schon 2020 sollen dort Meereswindparks mit insgesamt zehn Gigawatt, bis 2030 sogar mit 25 Gigawatt Leistung stehen, stets so ergiebig wie zehn Atommeiler. So weit die Planspiele der Bundesregierung.

Nur: Am Netz sind gerade mal 200 Megawatt, ein Bruchteil des Fernziels. Grund ist die Kette gegenseitiger Blockaden. Die Realisierung von Parks verzögert sich, weil die Anbindung ans Stromnetz nicht gewährleistet ist. Die Netzbetreiber mauern, weil sie Schadensersatzforderungen bei Übertragungsfehlern fürchten. Indem die Projekte haken, werden Investoren und Versicherungen abgeschreckt. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass neue Hiobsbotschaften von See erschallen.

Der Windkraft gehen die Fachkräfte aus

Mal fehlen Tiefseekabel, mal Spezialschiffe für die gigantischen Fundamente, mal Kräne für die Verladung der Riesenanlagen von Land auf die Frachtkähne. Mitte vergangener Woche ging deswegen sogar ein erstes Unternehmer der Offshore-Branche, die Siag Nordseewerke in Emden, pleite. Die ehemalige Reparaturwerft von ThyssenKrupp hatte sich Hoffnungen gemacht, mit Stahlbaukomponenten für Offshore-Windräder zu überleben. Die Verzögerungen machten dem nun einen Strich durch die Rechnung.

Und jetzt auch noch das: Der Windbranche gehen die Fachkräfte aus – ausgerechnet, wo gleich mehrere Parks wie Global Tech 1 des schwäbischen Windparkentwicklers Windreich oder Meerwind der US-Investmentgesellschaft Blackstone in die Bauphase kommen.

Händeringend suchen die Windmüller Ingenieure, die gewillt sind, unter den erschwerten Bedingungen auf hoher See zu arbeiten. Die Zahl der Beschäftigten in der Offshore-Branche, so das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers in einer Studie vom Jahresbeginn, werde bis 2016 jährlich im Durchschnitt um fast zehn Prozent auf 24 400 im Jahr steigen. Zwischen 2016 und 2021 soll die Zahl der Arbeitsplätze jährlich durchschnittlich zumindest noch um mehr als sechs Prozent auf rund 33 100 Stellen zunehmen.

Die neue Generation studiert noch lange

Für Nachschub wird zwar gesorgt. An der Fachhochschule Kiel läuft seit wenigen Wochen der bundesweit erste Bachelorstudiengang "Offshore-Anlagentechnik". Bundesweit gibt es mehr als 350 Studienangebote zu regenerativen Energien. Doch die neue Generation studiert noch Jahre.

Die angekündigten Bremsmanöver von Bundesumweltminister Altmaier, der Obergrenzen für den Ausbau der Windenergie definieren will, kann er sich auf See getrost sparen. Laut den Experten der Bremer Unternehmensberatung wind:research werden ohnehin nur knapp vier Gigawatt im Jahr 2020 in Deutschland realisiert sein. Das Ziel der Bundesregierung wird damit um 60 Prozent verfehlt werden.

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