Die Zustimmung der deutschen Bevölkerung gegenüber regenerativen Stromquellen und der Energiewende ist nach wie vor hoch. Das jedenfalls suggeriert eine druckfrische Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest von August bis Oktober durchgeführt hat. Demnach halten 93 Prozent der Bundesbürger den verstärkten Ausbau von Sonne, Wind und Co. für "wichtig" bis "außerordentlich wichtig", heißt es. "Die deutsche Bevölkerung steht weiterhin in großer Geschlossenheit hinter dem Ausbau der erneuerbaren Energien", jubiliert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
Doch die abgefragte Meinung widerspricht vielfach dem Verhalten in der Praxis. Fast gegen jedes neue Windrad, jeden Solarpark, jedes Pumpspeicherkraftwerk und jede neue Hochspannungsleitung protestiert irgendeine Verhindererinitiative. Allein auf der Internet-Seite "windkraftgegner.de" verbünden sich derzeit knapp 100 Bürgergruppen und Nimby-Aktivisten ("Not in my backyard", zu Deutsch: Nicht in meinem Hinterhof). Die Aktivisten reichen vom Aktionskreis "Windkraftmärchen", der gegen den geplanten Bau von neun Windmühlen im niedersächsischen Katlenburg-Lindau ins Feld zieht, bis zur Bürgerbewegung "Sturm gegen Wind" in Wittgenstein bei Siegen, die für ein windmühlenfreies Rothaargebirge streitet.
Zu viele Ausnahmen
Für die Verbraucher wird die EEG-Umlage immer mehr zur Last, für die Unternehmen die großzügige Befreiung zur politischen Belastung.
Grundsätzlich sind die Ausnahmen vom Gesetzgeber vorgesehen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der begünstigten Unternehmen zu sichern. Doch längst geschieht dies nicht nur bei Aluminiumhütten, Stahlwerken, Papierfabriken, Gießereien oder Chemieanlagen. Zu den rund 800 Unternehmen, die in diesem Jahr von der Ökoumlage befreit sind, zählen auch Firmen wie Deutsche Tiernahrung Cremer aus Düsseldorf.
Die Sorge über die EEG-Umlage für mittelständische Betriebe ist dennoch groß. Der Vorsitzende des Energieausschusses des Bundes der Deutschen Industrie BDI, Christopher Grünewald, selbst Betreiber einer Papierfabrik Gebr. Grünewald im Sauerland, mahnt: "Deutschland droht durch den viel zu hohen Strompreis eine schleichende Deindustrialisierung."
Folgekosten türmen sich auf
Das EEG produziert ein Szenario des Grauens: Da wirken die Mehrkosten für einen Durchschnittshaushalt in Deutschland fast schon wie eine Nebengröße: Mit 80 Euro pro Jahr schlägt die EEG-Umlage für eine Familie zu Buche. Doch weitere Folgekosten türmen sich auf, die ebenfalls auf den wehrlosen Haushaltskunden zukommen: Der Ausbau von Stromnetzen, geschätzt werden 3800 Kilometer, werden in einem Zeitraum von zehn Jahren nach Schätzungen der RWI-Wirtschaftsforscher 100 Milliarden Euro kosten, eine bisher selbst in der kostenintensiven Energiewirtschaft unvorstellbar hohe Summe. Die notwendige Nachrüstung von Fotovoltaikanlagen rangiert bei 200 Millionen Euro.