Osram Vom Glühbirnenhersteller zum High-Tech-Konzern

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Bündel von Maßnahmen

Glühbirnen des Herstellers Osram gibt es fast überall zu kaufen. Quelle: dpa

Bei Osram trug ein ganzes Bündel von Maßnahmen zum Erfolg bei:

- Konsequent hat der Osram-Chef das margenstarke Geschäft mit Spezialbeleuchtung und Lichtquellen für die Autoindustrie ausgebaut. Hier gilt Osram inzwischen weltweit als Platzhirsch.

- An allen Standorten hat Dehen die Produktion auf Effizienz getrimmt. Beim Materialeinkauf tut sich Osram jetzt mit anderen Abnehmern zusammen, um bei den Lieferanten günstigere Preise zu erzielen.

- Der Osram-Chef investiert große Summen in Zukunftstechnik wie halbleiterbasierte Leuchtmittel. Hier hat er die Forschungsaktivitäten massiv hochgefahren.

- Dehen hat die Organisation kräftig verschlankt und flexibler gemacht, indem er den Großteil der alten Führungsmannschaft entlassen hat. Die Bürokratie aus Siemens-Zeiten ist Vergangenheit.

- Massive Einsparungen konnte der Osram-CEO erzielen, indem er beim traditionellen Geschäft, etwa mit Leuchtstoffröhren, Kapazitäten abgebaut hat.

- Dehen investiert in den Boomstaaten Asiens, wo Urbanisierung und rasch zunehmender Wohlstand zu zweistelligen Wachstumsraten beim Geschäft mit Leuchtmitteln führen. Soeben hat Osram eine Fabrik in Wuxi bei Shanghai eröffnet, die LED-Leuchten für den chinesischen Markt herstellt. Das Werk kostete einen dreistelligen Millionenbetrag.

Trotzdem ist der Osram-Chef noch nicht am Ziel angekommen. Im aktuellen Geschäftsjahr (zum 30.9.) wird der Umsatz nur stagnieren, statt wie geplant um drei Prozent zu wachsen, gab das Unternehmen in der vergangenen Woche bekannt.

Gewinn nach Steuern

Der Umbruch, in den der rasante Wandel in der Lichtindustrie den Münchner Konzern gestürzt hat, ist tiefer greifend, als auch Sanierer Dehen zunächst geglaubt hat. Der kantige Manager aus Solingen muss noch stärker aufs Gas treten.

Das zeigt auch der Börsenkurs des MDax-Unternehmens. In den vergangenen drei Monaten hat das Papier, das vor einem Jahr mit knapp 24 Euro in den Handel kam und bis auf 50 Euro kletterte, ein Drittel seines Werts verloren. Mittelfristig, da ist sich Dehen allerdings sicher, sind die Chancen größer als die Risiken. „Wir haben auf einmal ein digitales Produkt“, sagt er und deutet auf die kleinen Leuchtdioden in der Deckenlampe über ihm.

Ungeahnte Möglichkeiten

Dadurch, dass traditionelle Leuchtmittel wie die Energiesparlampe – die alte Glühlampe mit dem Faden aus Wolfram sowieso – nach und nach durch Leuchtmittel auf der Basis von Halbleitern ersetzt würden, eröffneten sich Möglichkeiten, von denen heute noch niemand etwas ahne, so Dehen: „LED-basierte Produkte und Lösungen könnten in speziellen Anwendungen zum Beispiel einem Jetlag vorbeugen, ein Feuer melden oder einen Alarm auslösen.“

Die rasanten Umwälzungen in der Lichtindustrie vergleicht der Osram-Chef mit der digitalen Revolution in der Medienwelt oder in den Fabriken, wo unter dem Schlagwort Industrie 4.0 Fertigungsprozesse vollständig automatisiert werden.

Dehen will das Unternehmen, das vor fast 100 Jahren in Berlin als einfacher Glühlampenhersteller begann, nun noch schneller ins digitale Zeitalter führen.

Im März 1906 meldet die Deutsche Gasglühlicht-Anstalt das Warenzeichen Osram für die Produkte „Elektrische Glüh- und Bogenlichtlampen“ beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an. Der Name ist eine Schöpfung aus den Bezeichnungen für die Elemente Osmium und Wolfram.

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