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Algo-Trader werden verantwortlich gemacht

Dax-Tafel Quelle: dpa

In den vergangenen Jahren haben die Schwankungen an den Börsen weltweit stark zugenommen. So stieg oder fiel der Dax in den vergangenen zehn Jahren an 173 Handelstagen um mehr als drei Prozent. Derartig große Sprünge waren früher die absolute Ausnahme (siehe Grafik).

Für die stärkere Schwankungsintensität (Volatilität im Fachjargon) werden vor allem Börsenhändler mit vollautomatischen Kauf- und Verkaufsprogrammen verantwortlich gemacht, sogenannte Algo-Trader. Oft arbeiten deren Computerprogramme mit gleichartigen Modellen, sie folgen bestimmten Trends und treiben große Kurssprünge daher noch weiter an.

Einige Algo-Trader nutzen auch minimale Kursentwicklungen aus. Um am Ende trotzdem einen großen Gewinn zu machen, handeln sie massenhaft Aktien und halten diese nur Sekundenbruchteile.

Das Risiko von Kettenreaktionen ist dadurch besonders groß. Kein Mensch kann eingreifen, wenn etwas falsch läuft. In den USA machen solche Hochfrequenzhändler schon 70 bis 80 Prozent des Aktienhandels aus, in Deutschland kaufen und verkaufen sie etwa jede zweite gehandelte Aktie.

Häufigkeit großer Kurssprünge im Aktienindex Dax

Die Hochfrequenzhändler sollen auch an dem Flash-Crash in den USA vom 6. Mai 2010 schuld sein. Damals verlor die US-Börse binnen Minuten über neun Prozent, erholte sich dann aber wieder.

Die immer höhere Volatilität vertreibt Versicherer, Pensionskassen und private Anleger von der Börse, die ihnen zunehmend unkalkulierbar erscheint. Anleger haben aber auch die Möglichkeit, von dieser Volatilität zu profitieren.

Der Mechanismus ist einfach: Bei fallenden Aktienkursen nimmt die Hektik an der Börse zu, die Kurse schwanken stärker, die Volatilität steigt. Volatilitätsindizes (wie der deutsche VDax, oder der US-Index VIX) bilden diese Schwankungen ab, sie gelten an der Börse als Angstbarometer.

Nichts scheint so sicher wie die Krise

Tatsächlich haben sich der US-Aktienindex S&P 500 und der zugehörige US-Volaindex VIX sowie der Dax und sein deutscher Volaindex VDax in den vergangenen Jahren sehr häufig entgegengesetzt entwickelt. Praktisch für die Absicherung ist, dass die Schwankung stärker steigt, als die Aktienkurse fallen: Im Durchschnitt machten die Volaindizes zwei bis drei Prozent gut, wenn die Aktienkurse ein Prozent verloren.

Trotzdem sind Anleger zumindest mit Vola-Zertifikaten in der Vergangenheit meist schlecht gefahren. So hatte Goldman Sachs zum Beispiel 2005 ein Zertifikat auf den US-Volaindex VIX herausgegeben. Obwohl sich der VIX seitdem etwa verdoppelt hat, haben Anleger mit dem Zertifikat 99 Prozent verloren. Das liegt daran, dass sich die Anbieter selbst gegen stärkere Schwankungen absichern müssen und diese Absicherung sehr teuer ist.

Neuere Produkte versuchen mit ausgeklügelten Modellen die Absicherungskosten gering zuhalten – bislang recht erfolgreich. Das kann eine spannende Absicherung sein, denn nichts erscheint derzeit so sicher wie die nächste Krisenzuspitzung mit starken Kursausschlägen. Außerdem müssen Anleger, anders als bei Shortzertifikaten, mit Vola-Investments nicht direkt gegen ihre Depotpositionen wetten. Das ist gut fürs Ego.

Der Genfer Hedgefonds von Alex Hofmann im Bestseller „Angst“ handelt jedenfalls massenhaft mit Derivaten auf den VIX. Am Ende des Buchs drohen die automatischen Kauf- und Verkaufsaufträge aus dem Ruder zu laufen und die Börsen weltweit zusammenbrechen zu lassen.

Ganz so arg sollten es Privatanleger bei der Absicherung dann doch nicht treiben.

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