Fortschritt Diese Technik-Trends kommen 2014

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Fernreisen: Ausflug in den Orbit

Richard Branson, Gründer des Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic, will das All touristisch erschließen. Quelle: AP

Richard Branson hat einen kühnen Traum: Der britische Milliardär, Unternehmer und Gründer des Raumfahrtunternehmens Virgin Galactic will das All touristisch erschließen. In den nächsten zehn Jahren will er 30.000 Menschen ins All befördern – bisher war das Vergnügen nur rund 500 Astronauten vorbehalten. Das Raumshuttle SpaceShipTwo, das Branson dafür entwickeln lässt, ist fast startbereit. Nach zehn Jahren Vorbereitung soll der Jungfernflug kommendes Jahr stattfinden.

Der irrste Touristenflug aller Zeiten wird am Spaceport America beginnen, einem Weltraumbahnhof samt Abflughalle, Hangar und Rollbahn in der Wüste des US-Bundesstaats New Mexico. Von dort bringt ein Trägerflugzeug das SpaceShipTwo auf 15 Kilometer Höhe. Dann klinkt sich der Raumgleiter aus, zündet seine Raketendüsen und schießt fast senkrecht in den Himmel, schnell wie eine Gewehrkugel.

Mit dem ersten privaten Raumshuttle beginnt die Ära, in der das All den Massen zugänglich wird. Neben Virgin Galactic arbeitet auch das US-Startup Xcor an einer Raumfähre für Touristen. Bereits in zehn Jahren, schätzt die Luftfahrtbehörde der USA, wird Weltraumtourismus zum Milliarden-Dollar-Markt.

Und so soll der Besuch im All ablaufen: Mehrere Minuten steigt der Raumgleiter von der Station hinauf zu den Sternen. Der Schub des Feuerstrahls drückt die Passagiere in ihre Sitze. Dann stoppen die Piloten die Triebwerke. Das Raumschiff schießt auf mehr als 100 Kilometer Höhe durch den luftleeren Raum. Hier, auf der elffachen Flughöhe von Passagier-Jets und auf einem Viertel des Wegs zur Raumstation ISS, beginnt offiziell der Weltraum.

Es ist die aufregendste Phase des Flugs, denn an Bord ist nun die Gravitation aufgehoben. Die Weltraumtouristen lösen ihre Gurte, sie treiben schwerelos durch das Schiff. Durch tellergroße Bullaugen schauen sie hinab auf die Erde, halb Amerika breitet sich unter ihnen aus und darüber das schwarze, sternenschwangere All. Sechs Minuten lang fühlen sich die Amateur-Astronauten wie auf einer Raumstation. Dann gewinnt der Bann der Erde wieder Überhand und zieht das Raumschiff hinab, bis es zweieinhalb Stunden nach dem Start wieder am Weltraumbahnhof landet.

Mikrowellenstrahlung gegen Schlaglöcher

250.000 Dollar kostet die exklusivste Reise der Welt. So viel wie ein Eigenheim und doch drastisch weniger als alle Orbit-Missionen bisher. Ein Flug zur ISS ist etwa 70 Millionen Dollar teuer – pro Astronaut. Und längst gibt es genug Abenteurer, die mitfliegen wollen: 650 Tickets, sagt Branson, habe er schon verkauft.

Technisch ist das Projekt machbar, das haben die Amerikaner schon vor neun Jahren bewiesen: Damals gelang dem Piloten Michael Melvill mit dem Vorgängermodell des SpaceShipTwo über der Mojave-Wüste in den USA der erste private Weltraumflug. Ob die Amerikaner derart kühne Flugmanöver aber wie Linienflüge betreiben können, müssen sie noch beweisen.

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