Energie: Das Meer als Kraftwerk
James Ives, der Chef des irischen Startups Openhydro, hat eine Vision: Seine Turbine namens Arcouest soll Prototyp einer ganz neuen Art von Kraftwerk werden. Als Strömungsfänger, tief am Meeresgrund verankert, wo kein Lichtstrahl mehr hinreicht, aber das Wasser bis zu zehn Meter pro Sekunde schnell dahin fließt, soll der Generator künftig Strom produzieren.
Zusammen mit dem französischen Energieversorger Électricité de France (EDF) will Openhydro mit dieser Technik im Frühjahr 2014 eines der ersten kommerziellen Unterwasserkraftwerke der Welt ans Netz bringen. Vier Turbinen sollen genug Strom erzeugen, um durchgehend 2.000 bis 3.000 Haushalte zu versorgen.
Das französisch-irische Gemeinschaftsprojekt ist nur eine von Dutzenden Initiativen, um die in den Ozeanen der Welt gespeicherte Energie künftig zur Stromerzeugung zu nutzen. Das Potenzial ist riesig: Laut der Internationalen Energieagentur ließe sich mithilfe der Gewässer der gesamte weltweite Strombedarf decken. Die Kräfte, die sich die Unternehmen für ihre Meereskraftwerke zunutze machen wollen, sind dabei immer dieselben: Wellen, die Bewegung von Ebbe und Flut oder Temperaturunterschiede in den Wassertiefen.
So baut der Rüstungskonzern Lockheed Martin gerade in China ein erstes schwimmendes Kraftwerk, das einer Ölplattform ähnelt. In einem Rohrsystem verwandelt warmes Oberflächenwasser über einen Wärmetauscher zuerst eine Spezialflüssigkeit in Dampf, der einen Generator antreibt. Um den Dampf zu kühlen und wieder zu verflüssigen, durchläuft er tief ins Wasser reichende Rohre. Dann beginnt der Vorgang von Neuem.
Nicht weniger faszinierend ist das Projekt des walisischen Unternehmens Tidal Lagoon. In einer elf Kilometer langen Staumauer, die eine künstliche Lagune in der Swansea Bay vor der britischen Küste bildet, treiben Ebbe und Flut Turbinen an, die in den Wall eingelassen sind. Der Bau beginnt in den kommenden Monaten, ab 2017 soll der Gezeitenstrom dann 100.000 Haushalte mit Strom versorgen.