Deutsche Bank Was Fitschen und Jain jetzt anpacken müssen

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Das Vertrauen ist weg

Das Image der Deutschen Bank hat tiefe Risse bekommen - Nicht zuletzt durch einige unüberlegte Bemerkungen von Josef Ackermann Quelle: dpa

„Der Heimatmarkt ist heute wichtiger denn je“, erklärte Jain gerade beruhigend in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC. Und intern haben er und Fitschen nach der vom Starkult geprägten Ära Ackermann vor allem den Teamgedanken als Leitlinie ausgegeben. Wie belastbar das ist, wie die beiden die weltweiten Herausforderungen angehen, werden die kommenden Monate zeigen.

Neue Kontaktaufnahme

In Berlin hat die Deutsche Bank ihren politischen Triple-A-Status verloren. Schuld daran ist auch der scheidende Vorstandschef Ackermann. Zum einen patzte er mit seiner unbedarften Bemerkung, die Kanzlerin habe ihm eine nette Geburtstagsparty ausgerichtet, und er habe Freunde dazu einladen dürfen. Daneben schuf er sich Gegner mit seiner Bemerkung, dass er sich schämen würde, Staatshilfen in Anspruch zu nehmen, die er selbst ins Gespräch gebracht hatte. „Da ist viel Porzellan und Vertrauen zerschlagen worden“, sagt ein Vertrauter von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Ein Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit Anshu Jain hat es noch nicht gegeben, auch mit Jürgen Fitschen gab es kein extra einberufenes Gespräch.

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Idealbild der Finanzindustrie sind dagegen stärker als zuvor die Sparkassen geworden. Bodenständigkeit schlägt Global Business, Provinzialität sticht Glamour. Als Meisterin der politischen Geste beehrte Bundeskanzlerin Angela Merkel am vorigen Dienstag in Berlin die Abschiedsfeier des Sparkassen-Präsidenten Heinrich Haasis. Indirekt las Merkel dort der Deutschen Bank die Leviten. „Wir konnten uns immer auf Sie verlassen“, lobte sie Haasis. „Im Mittelpunkt steht bei Ihnen der Kunde.“

Da half es wenig, dass Ackermann in den vergangenen Jahren mehr Präsenz in der Hauptstadt zeigte. „Früher waren sich die Spitzenbanker selbst genug“, sagt der Vorsitzende des Parlamentarischen Finanzmarktgremiums im Bundestag, Florian Toncar (FDP): „Heute sehen sie, dass Berlin wichtig ist und dass sie sich um mehr gesellschaftlichen Rückhalt kümmern müssen.“ Seit der Finanzmarktkrise lud der Deutsche-Bank-Chef, der zuvor nie in Berlin aufgetaucht war, zu Kamingesprächen mit Büroleitern ausgewählter Medien in seiner Hauptstadt-Repräsentanz Unter den Linden. Zuletzt zeigte sich Ackermann sogar beim Sommerfest der CDU/CSU-Mittelständler. Nachfolger Fitchen weiß also, wo er anknüpfen und zulegen muss.

Warum das Geschäft der Deutschen Bank in der Heimat immer unwichtiger wird

Unter scharfer Beobachtung

Das Gespräch findet jeden Morgen um neun Uhr statt und dauert meist nur 15 Minuten. Dennoch ist der „Risikocall“ einer der wichtigsten Termine. In ihm analysieren die verantwortlichen Top-Manager die Weltlage und mögliche Konsequenzen für das Institut. So entscheiden sie etwa, ob neue interne Stresstests nötig werden oder ob sie bei Geschäften mit anderen Banken zurückhaltend sein sollten.

Die tägliche Telefonrunde ist die Spitzenveranstaltung des Risikomanagements der Deutschen Bank. In dieser Disziplin gilt sie unumstritten als eines der führenden Institute. Sie hat sich relativ früh aus dem Geschäft mit verbrieften US-Hypotheken schlechter Qualität verabschiedet und schon vor Jahren entschieden, Staatsanleihen nur in begrenztem Umfang zu halten. Zudem gibt sie kaum längerfristige Kredite an andere Banken. Das macht sie nicht unverwundbar, die ganz großen Einschläge haben aber woanders stattgefunden.

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