WMF
Der Schweizer Finanzinvestor Capvis zahlte 2006 rund 92 Millionen Euro für 52 Prozent der WMF-Stammaktien. Aktuell ist das Paket das Doppelte wert – und Capvis will aussteigen. „Wir suchen einen Käufer“, bestätigt Capvis-Partner und WMF-Aufsichtsrat Daniel Flaig. Möglich sind ein Verkauf an einen anderen Finanzinvestor, eine „breite Platzierung bei institutionellen Investoren an der Börse“ oder Verkauf an einen Wettbewerber. „Es gibt Gespräche“, sagt Flaig, wann Capvis sich von WMF trenne, „hängt von der Börsenstimmung ab“. Man warte auf einen günstigen Zeitpunkt.
Ginge es nur um die Zahlen von WMF, wäre der schon da. Knapp eine Milliarde Euro Umsatz 2011, 57 Prozent Eigenkapitalquote, fünf Prozent plus beim Umsatz und 23 Prozent beim Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) im ersten Quartal 2011 überzeugen. Geld bringen Kochtöpfe, Ausstattung und Service für Hotels und vor allem Kaffeemaschinen für die Gastronomie. „Dieses Geschäft ist sehr margenstark“, sagt Reiner Sachs, Vorstand der Shareholder Value AG, die WMF-Aktien hält. Für die Wette auf eine Übernahme sind die stimmberechtigten Stammaktien erste Wahl. Ein satter Aufschlag auf den Kurs dürfte drin sein, ein attraktives Angebot für die Vorzüge eher nicht. Bei einer Platzierung des Capvis-Pakets an der Börse wären Käufer der Vorzüge wohl im Vorteil. Flaig sagt, es sei „eine Option“, dass danach Vorzüge in Stämme umgewandelt würden – das spricht wiederum für die Vorzugsaktien.
Gildemeister
Der Bielefelder Hersteller von Werkzeugmaschinen (Drehbänke, Fräs- und Schleifmaschinen) legte glänzende Zahlen vor. Der Umsatz stieg 2011 um 23 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro, der Auftragseingang legte sogar um gut 35 Prozent zu. 2012 will das Unternehmen erstmals Aufträge über mehr als zwei Milliarden Euro annehmen. Dabei gilt die Branche als eine der konjunktursensibelsten überhaupt; der Auftragseingang der Branche sank im ersten Quartal um sieben Prozent. Traditionshersteller mussten aufgeben oder bei Konkurrenten unterschlüpfen. Gildemeister aber hat sich eng mit einem der größten Wettbewerber, der japanischen Mori Seiki, verbandelt: Gildemeister hält 5,1 Prozent an Mori, diese besitzen 20,1 Prozent an den Bielefeldern. Die Verbindung trägt Früchte: Im Allgäu montiert Gildemeister Mori-Seiki-Maschinen für Europa. Im November wurde zudem die erste gemeinsam entwickelte Universal-Fräsmaschine vorgestellt. „Mit gebündeltem Know-how und Vertrieb werden die einiges am Markt abgrasen“, fürchtet der Manager eines Wettbewerbers.
SGL Carbon
Grafit, die Grundlage für Karbonfasern, ermöglicht die sehr leichten und extrem stabilen Konstruktionen bei Windrädern oder Autos. SGL Carbon stellt diese Basis künstlich aus kohlenstoffhaltigen Materialien wie Braunkohle oder Erdöl her. Auch für moderne Batterien wird Karbon benötigt. 80 Prozent des natürlichen Grafits besitzt China – und belegt es mit hohen Exportzöllen. Deshalb steigt die Bedeutung künstlich hergestellten Minerals. Auch SGL leidet unter der sich abkühlenden Weltkonjunktur, obwohl der Umsatz im ersten Quartal um fünf Prozent auf 382 Millionen Euro stieg. Strategische Investoren hat SGL en Masse: BMW-Großaktionärin Susanne Klatten hält rund 28 Prozent der Anteile; Konkurrent VW und der Technologiekonzern Voith besitzen je rund neun Prozent. Die Aktie hat ihre überzogene Bewertung abgebaut; zuletzt kauften Insider. Spekulative Privatanleger dürfen mitmischen.
Celesio
Der Pharmahändler steckt in den roten Zahlen und verschreckte Anleger zuletzt auch noch mit Führungsstreitereien. Haupteigner mit 54,6 Prozent ist die Familie Haniel. Auf der Haniel-Gruppe lasten 4,8 Milliarden Euro Schulden; ihre Kernbeteiligung Metro läuft nicht besonders rund, sodass Celesio auf die Verkaufsrampe geschoben werden könnte. Auf 18 Euro je Aktie taxieren Analysten einen Übernahmepreis – 50 Prozent über dem aktuellen Kurs. Mächtig Fantasie ist in diese Spekulation erst diesen Juni gekommen, als die US-Drogeriekette Walgreen ankündigte, 45 Prozent am europäischen Pharmahandelsriesen Alliance Boots zu übernehmen. Alliance Boots wiederum gab bekannt, inzwischen mehr als 95 Prozent am deutschen Pharmahändler Anzag zu halten und nun die Restaktionäre abfinden zu wollen. Genügend Stoff also für eine Celesio-Wette.