Von da aus ist die Entscheidung für Berlin nicht mehr weit: Nur in wenigen anderen Städten entwickeln 2007 so viele Menschen Innovationen an der Schnittstelle zwischen Technik und Musik. Außerdem sind die Wohnungen billig – und das Bier sowieso.
Das erste Soundcloud-Büro liegt in einem dunklen Raum im Zentrum Berlins. Mitunter müssen die Mitarbeiter in nahe gelegene Cafés ausweichen, um in Ruhe arbeiten zu können. Die Zeiten sind vorbei. Das 90-köpfige Berliner Team ist in helle Büros gezogen, nicht weit vom Berliner Rosenthaler Platz – mit Tischtennisplatte, Bier im Kühlschrank und jungen Leuten, die mit überdimensionierten Kopfhörern an ihren Rechnern sitzen. Die Räume sind so groß, dass Ljung mitunter aufs Skateboard springt, um vom einen zum anderen Ende zu kommen.
Leitfigur im Berliner Gründer-Netzwerk
Doch Ljung, den Freunde als „höflichen Gesprächspartner“ und „Energiepaket“ beschreiben, ist nicht mehr der Jungunternehmer von einst: „Er ist Orientierungsfigur einer ganzen Gründergeneration“, sagt Peter Bihr von der Beratungsfirma Third Wave. Und zwar weltweit. Über Ljungs Twitter-Account werden sie alle Zeugen eines Lebens ohne Atempausen: New York, San Francisco, London – und immer wieder durchgearbeitete Nächte in Berlin.
Der Schwede ist aber nicht nur Rat-, sondern auch Geldgeber. „In Berlin sind Startups oft miteinander verflochten“, sagt Bihr. In der Stadt entstehe damit ein eng gestricktes Netz aus Ideen, Talenten und Unternehmen. Das war auch für den 31-jährigen Earlybird-Investor O’Leary der Grund, nach Berlin zu kommen. Lange hatte Earlybird nur Büros in Hamburg und München. Nun sitzt O’Leary mit Kollegen in den Räumen einer ehemaligen Tanzschule, nicht weit von Soundcloud. Vor wenigen Wochen machte Earlybird Schlagzeilen, weil der Investor den mit 200 Millionen Dollar größten Risikokapital-Fonds für Internet-Startups im deutschsprachigen Raum ankündigte. Die Nachricht zieht Kreise. Neulich bekam O’Leary sogar von dem Kellner eines Berliner Cafés einen Businessplan vorgelegt.
Die Euphorie ist groß. „Doch die spannende Zeit beginnt gerade erst“, sagt O’Leary. Wenn die Gründer für zig Millionen verkauft haben und das Geld in neue Ideen stecken, entstehe auch hier ein Ökosystem, wie wir es im Silicon Valley bewunderten.
Viel spricht dafür, dass Alexander Ljung dabei eine wichtige Rolle spielen wird. Wir werden es erfahren – wahrscheinlich als Erstes über seinen Twitter-Account.