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Sustainable Business „Nichts für Nachhaltigkeit zu tun, ist keine Option“

Der Wandel zum enkeltauglichen Wirtschaften fordert Unternehmen heraus. Management-Expertin Prof. Petra Moog über die Kosten der Transformation, die richtige Strategie – und Initiativen wie den Sustainable Impact Award.
Frau Moog, welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften in der heutigen Zeit?
Ökologische Nachhaltigkeit ist ein Trendthema in Gesellschaften weltweit, was Bewegungen wie Fridays for Future oder die Letzte Generation eindrucksvoll belegen. Die Energiekrise setzt Unternehmen zusätzlich unter Druck, schon allein aus finanziellen Gründen sparsam mit Energie umzugehen. Der ökologische Aspekt ist allerdings nur ein Teil des Themas, es geht auch um soziale Nachhaltigkeit etwa im Hinblick auf den Umgang mit eigenen Angestellten und denen bei Zulieferern. Entsprechende Pflichten sind zum Teil bereits in staatliche Regeln wie das Lieferkettengesetz eingeflossen, dies steht also ebenfalls verstärkt im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Die Wirtschaft reagiert also vor allem auf Druck von außen?
Es sind nicht nur externe Faktoren, die den Wandel treiben: Jüngere Führungskräfte, die im Zuge des Generationswechsels bei vielen Mittelständlern das Ruder übernommen haben, bringen meist selbst ein entsprechendes Wertegerüst mit. Ihnen liegt Nachhaltigkeit am Herzen. Ein gutes Beispiel ist etwa der Berliner Eishersteller Florida, dessen Produktion seit 2012 klimaneutral abläuft.

Handelt es sich dabei um eine grundlegende Veränderung im Vergleich zu früheren Jahren?
Sicherlich sind solche Nachhaltigkeits-Bestrebungen vor allem im Mittelstand schon seit längerer Zeit vorhanden. Bereits in den 1980er-Jahren gab es Trendsetter, die sich im Zuge der Ökobewegung, die damals auch zur Gründung der Grünen führte, mit dem Thema beschäftigten. So setzt etwa der 1987 in Freiburg gegründete Tofu-Hersteller Taifun von Beginn an auf eine umweltfreundliche Produktion. Die Ursprünge der Fair-Trade-Idee in Europa reichen sogar noch weiter zurück, bis in die 1960er-Jahre. Aber das Thema Sustainability ist in den letzten fünf bis sieben Jahren definitiv wesentlich stärker in den Unternehmen angekommen.
Sprechen wir über Geld: Maßnahmen für ökologisch und sozial verträgliches Wirtschaften können ein erheblicher Kostenfaktor sein. Stehen Unternehmer:innen vor einem klassischen Zielkonflikt? Gewinn oder Nachhaltigkeit?
Das sehe ich nicht so, denn fehlendes Engagement für Nachhaltigkeit kann heute ebenfalls den Gewinn schmälern und letztlich sogar den Unternehmenserfolg ernsthaft gefährden. Natürlich entstehen Kosten durch die Transformation, aber es muss ja niemand innerhalb eines Jahres sein Geschäftsmodell komplett umkrempeln. Es geht vielmehr darum, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit strategisch zu planen und zu schauen, an welchen Stellschrauben sich drehen lässt. Das ist ein mittelfristiger Prozess, der bis zu fünf Jahren dauert. Dabei finden sich übrigens oft Möglichkeiten, das Geld für Nachhaltigkeits-Investitionen an anderer Stelle einzusparen.
Lässt denn jedes Geschäftsmodell eine Nachhaltigkeitstransformation zu?
Ich denke ja. Es gibt die einfachen Fälle, in denen beispielsweise ökologische und ökonomische Interessen zusammenfallen: Wenn in der Produktion Energie gespart wird, dient das dem Klimaschutz und senkt gleichzeitig die Kosten. Schwieriger ist es etwa für Mode-Unternehmen, die einen Fast-Fashion-Ansatz verfolgen und Produkte möglichst günstig bei Zulieferern im Ausland kaufen, deren Nachhaltigkeits-Bemühungen sie nicht kontrollieren können. Auch sie können jedoch prüfen, ob sich die Produktion in ein anderes Land oder an einen anderen Standort verlagern lässt – und ob sich höhere Kosten wenigstens zu einem Teil an die Kund:innen weitergeben lassen. Zugegeben: Das erfordert schwierige und unter Umständen auch harte strategische Entscheidungen
Ist das Bemühen um nachhaltiges Handeln für Mittelständler besonders herausfordernd?
Aufgrund begrenzter Ressourcen sind viele damit einhergehende Fragen für den Mittelstand tatsächlich drängender als für große Konzerne: Was kostet es, mein Geschäftsmodell anzupassen? Wo kriege ich gegebenenfalls die Finanzierung her? Gibt es Menschen mit Nachhaltigkeits-Expertise im Unternehmen? Falls nicht: Kann ich solche Menschen einstellen? Wo finde ich die? Andererseits haben mittelständische Unternehmen auch Vorteile. So sehen wir oft eine Einheit von Eigentümer:innen und Management, die für kurze Entscheidungswege, Unabhängigkeit von Interessen externer Investoren und eine größere Kund:innennähe sorgt – alles Faktoren, die Change-Prozesse erleichtern. Zudem sind die Hierarchien weniger ausgeprägt. Angestellte können Ideen einfacher einbringen, so dass Nachhaltigkeitskonzepte auch „von unten“ entstehen können.
Welche Bedeutung haben Initiativen zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens wie beispielsweise der Sustainable Impact Award, in dessen Jury Sie sitzen?
Solche Auszeichnungen bieten engagierten Betrieben eine Bühne und senden so in vielerlei Hinsicht ein positives Signal: Die Unternehmer:innen und ihre Beschäftigten spüren, dass ihr Einsatz gewürdigt wird. Anderen Geschäftsleuten zeigen solche Vorbilder, dass Nachhaltigkeit machbar ist - auf unterschiedlichen Niveaus, in diversen Branchen und mit sehr individuellen Ansätzen. Und Kund:innen, die selbst nachhaltig leben, entwickeln unter Umständen eine stärkere Bindung zu ausgezeichneten Unternehmen.
Was hat sie beim Blick auf das diesjährige Bewerberfeld besonders beeindruckt?
Mich freut vor allem, dass sich noch mehr Unternehmen beworben haben als im Vorjahr. Aber wir haben nicht nur bei der Zahl der Bewerbungen, sondern auch bei der Qualität einen erneuten Sprung nach vorne gemacht. Wir sehen viele umfassende Nachhaltigkeits-Ansätze, die komplette Prozesse abdecken, viele Innovationen und eine enorme Professionalität. Zudem finden sich viele Start-ups unter den Bewerbern, die neue Geschäftsideen im Bereich Sustainability entwickelt haben.
Wie lautet ihr wichtigster Rat an Unternehmer:innen, die nachhaltiger handeln wollen?
Tun Sie ganz zu Beginn zwei Dinge. Analysieren Sie erstens den Status Quo: Wo stehen Sie heute? Was läuft schon gut, was weniger? Definieren Sie zweitens ein klares Ziel: Was wollen Sie – und wie können Sie das Schritt für Schritt erreichen? Auf keinen Fall sollten Sie sich von Herausforderungen abschrecken lassen. Denn nichts für Nachhaltigkeit zu tun, ist keine Option!
Danke für das Gespräch!
Die Gewinner des Sustainable Impact Award 2023 erhalten ihre Auszeichnung am 9. Oktober bei der feierlichen Verleihung in München. Sie möchten dabei sein? Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.