Nachhaltiger Büro-Alltag Von blauen Engeln und grünen Firmen

Immer mehr deutsche Unternehmen verpflichten sich zu strengeren Umweltschutzvorgaben. Das sorgt für Schwung bei der Umsetzung eines nachhaltigen Geschäftsalltags. Dabei gibt es besonders in Deutschland einen bestimmten Anreiz, grüner zu werden.

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Quelle: imago images

In den vergangenen Wochen hat sich viel getan für die Umwelt, zumindest auf dem Papier: Vertreter von 175 Staaten haben jüngst den Pariser Klimavertrag bei einer feierlichen Zeremonie bei den Vereinten Nationen in New York unterzeichnet. Damit bekundeten sie ihre Absicht, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten.

Kurz zuvor trat in der Bundesrepublik außerdem die Reform des Vergaberechts für öffentliche Aufträge in Kraft. Öffentliche Auftraggeber haben dadurch laut dem Bundeswirtschaftsministerium mehr Möglichkeiten denn je, bei einem Vergabeverfahren strategische Ziele wie Umweltverträglichkeit vorzugeben. Das neue Gesetz verpflichte Unternehmen, die öffentliche Aufträge ausführen, unter anderem, dabei die geltenden umweltrechtlichen Verpflichtungen einzuhalten. Verpflichtungen wie diejenigen, die die Bundesregierung definieren dürfte, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.

"Die Ära des Konsums ohne Konsequenzen ist vorbei", betonte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. "Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit." Um diesen Wettlauf gewinnen zu können, muss sich jeder Wirtschaftsbereich, in dem Ressourcen verbraucht werden, ohne große Verzögerung grundlegend verändern.

Nachhaltigkeit wird für immer mehr Firmen zum Leitmotiv. Eine veraltete, ineffiziente IT kann große Mengen Strom und Ressourcen verschwenden - und bietet dadurch viel Potenzial zur Steigerung der Umweltverträglichkeit.

Diese Veränderung ist bereits in vollem Gange. Bei deutschen Unternehmen treffen strengere Umweltschutzvorgaben zunehmend auf eine nachhaltige Kultur. Letzteres ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Forderungen von Aktionären, die nicht mehr nur auf die finanzielle, sondern auch auf die soziale und ökologische Bilanz eines Unternehmens achten. Außerdem kann ein Unternehmen davon profitieren, wenn es im Dow Jones Sustainability Index enthalten ist, der seit 1999 neben wirtschaftlichem Erfolg auch die Umwelt- und Sozialverträglichkeit von Unternehmen beobachtet.

So wird zum Trend, was es bei deutschen Unternehmen in Form von Einzelinitiativen schon seit längerem gibt: Seit 1978 vergibt Deutschland zum Beispiel den „Blauen Engel“, mit dem Produkte gekennzeichnet werden, die umweltfreundlicher als vergleichbare konventionelle Produkte sind. Solche Initiativen zeigen große Wirkung: Laut der Umweltbewusstseinsstudie 2014 kannten 92 Prozent der Befragten den Blauen Engel, und 37 Prozent sagten, dass das Umweltzeichen einen Einfluss auf ihre Kaufentscheidungen habe.

Öffentliche Einrichtungen gehören oft zu den ersten Organisationen, die neue Umweltrichtlinien in die Tat umsetzen. So ist das niedersächsische Justizministerium nur eine von mehreren Behörden, die ihre IT umweltfreundlicher gestalten. Als das Ministerium neue Arbeitsplatz-Drucker anschaffen musste, war der geringe Stromverbrauch bei der Auftragsvergabe ein Kriterium.

Die Wahl fiel letztendlich auf die WorkForce-Pro-Tintenstrahldrucker von Epson, die wegen ihres geringen Stromverbrauchs mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind. Im niedersächsischen Justizministerium stehen inzwischen 4000 dieser Drucker; das bayrische Landesamt für Steuern hat sogar einen Großauftrag für 12.000 Einheiten erteilt.

Ein Geduldsspiel mit China und den USA

Die besonders hohen Strompreise in Deutschland sind neben den verschiedensten Zielsetzungen und Richtlinien ein Anreiz für sich, den Alltagsbetrieb in Behörden und Unternehmen grüner zu gestalten. Durch die Energiewende und den Ausbau der Stromnetze sind die Preise in den letzten Jahren deutlich gestiegen – in kaum einem anderen Land der EU zahlen Verbraucher und Gewerbebetriebe mehr für ihren Strom.

Bis 2050 will die Bundesregierung den Stromverbrauch in Deutschland um 50 Prozent unter das Niveau von 2008 senken, während die CO2-Emissionen bis 2020 50 Prozent unter das Niveau von 1990 fallen sollen. Dazu müssen die erneuerbaren Energien stark ausgebaut werden – kein günstiges Unterfangen.

Zwar war die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens durch 175 Länder ein großer Erfolg, tatsächlich müssen jedoch in mindestens 55 Ländern, die zusammen mindestens 55 Prozent der Treibhausgase verursachen, erst die Parlamente noch ihre Zustimmung geben, bevor der Vertrag völkerrechtlich verbindlich wird. Die Bundesregierung hat bereits versprochen, ihren Teil zu tun, um eine zügige Umsetzung des Abkommens zu ermöglichen.

Alles wird jedoch davon abhängen, wie schnell die größten Umweltsünder China und die USA reagieren. Das kann zum Geduldsspiel werden. Deutschland als Vorreiter in der Umweltpolitik wird jedoch mit den eigenen CO2- und Stromsparzielen voranpreschen.

IT- und Beschaffungsmanager sind ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen Unternehmen und den regulierenden Behörden: Sie unterstützen ihre Organisation bei der Umsetzung ehrgeiziger staatlicher Umweltziele und sorgen unter Umständen für eine bedeutende Kostenreduzierung, wenn strom- und ressourcensparende IT-Ausrüstung angeschafft wird. Während die Errungenschaften des Klimagipfels in Paris bisher nur auf dem Papier gelten, sind sie in vielen deutschen Unternehmen schon Wirklichkeit.

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