Umweltziele Unternehmen blicken weiter in die Zukunft

Investoren sehen nicht nachhaltige Geschäftspraktiken bei Unternehmen zunehmend als Risiko für ihr Portfolio. Die Konzernwelt reagiert mit ambitionierten Konzepten, die einen tiefgreifenden Wandel anstreben.

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Viele Unternehmen stecken sich hohe Ziele in Sachen Umweltverträglichkeit. Quelle: dpa

Was einst für Unternehmen vor allem ein Aushängeschild war, wird zunehmend zum zentralen Teil ihrer Strategie: Sie sehen im Umweltschutz nicht nur das Potenzial, langfristig Kosten zu sparen und sich gegen Klimarisiken abzusichern. Investoren und Verbraucher fordern immer häufiger auch weitreichende Maßnahmen zum Schutz natürlicher Ressourcen ein.

Wichtige Marktbeobachter wie HSBC warnen vor den Risiken, die Investoren durch nicht nachhaltig agierende Unternehmen entstehen. Anleger von Pensionsfonds bis hin zum gewinnorientierten Investor nehmen Abstand von solchen Positionen. Selbst der Papst rief vergangenen Sommer in einer Enzyklika zum Umweltschutz auf.

Viele Unternehmen haben den Warnschuss gehört und legen inzwischen strenge Maßstäbe an ihre eigene Umweltverträglichkeit an. Im Rahmen des Konzepts „Re100“ schließen sich etwa Unternehmen aus aller Welt zusammen und versprechen, ihren Strom bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu ziehen.

Andere Firmen stecken sich eigene langfristige Ziele. Der japanische Elektronikhersteller Epson entwickelte bereits 2008 das Konzept „Umweltvision 2050“. Der Konzern setzt gleich an verschiedenen Punkten an: So sollen die CO2-Emissionen von Epson-Produkten im Laufe ihres Lebenszyklus um 90 Prozent reduziert und andere Emissionen komplett vorgebeugt werden. Die Geräte sollen außerdem recycelbar sein. Zusätzlich will das Unternehmen mit verschiedenen Initiativen einen Beitrag dazu leisten, die Artenvielfalt zu schützen.

Um diese Ziele besser erreichen zu können, wurde das Programm in kürzere Abschnitte unterteilt. Der erste mit dem Namen „SE15“ dauerte von 2009 bis 2015 und wird nun von der Vision „Epson 25“ abgelöst. Zuletzt hat das Unternehmen mit technischen Innovationen dafür gesorgt, dass nicht nur im eigenen Hause, sondern auch bei den Kunden der Betrieb umweltfreundlicher gestaltet werden kann.

Grundsätzlich werden viele Epson-Produkte kleiner, leichter und stromsparender und haben eine längere Lebensdauer. Sowohl der Fertigungsprozess als auch der Betrieb der Geräte wird umweltschonender.

So hat Epson Tintenstrahldrucker entwickelt, die nach Angaben des Unternehmens gegenüber den als besonders umweltfreundlich geltenden Laserdruckern 96 Prozent weniger Strom verbrauchen und 94 Prozent weniger Abfall verursachen. Das niedersächsische Justizministerium und die Deutsche Diabetes-Klinik etwa haben sich bereits von dieser Lösung überzeugen lassen und senken dadurch Stromverbrauch und Kosten.

Viele Investoren, darunter einige mit beträchtlicher Marktmacht, honorieren umweltbewusste Geschäftspraktiken inzwischen stark. Der norwegische Pensionsfonds, der zum Ende des Jahres 2015 einen Marktwert von umgerechnet 821 Milliarden Euro hatte und somit der größte Staatsfonds der Welt ist, hat gerade angekündigt, dass er nicht mehr in Unternehmen investieren wolle, die mit Kohle ihr Geld verdienen.

Wenige Wochen zuvor hatte der Rockefeller Family Fund angekündigt, nicht mehr in fossile Brennstoffe zu investieren. Während sich der norwegische Pensionsfonds aus Öleinnahmen speist und die legendäre Unternehmerfamilie Rockefeller ihre Reichtümer ebenso mit Öl verdiente, hat sich selbst dort ein starkes Verantwortungsgefühl gegenüber der Umwelt durchgesetzt.

Auch stärker gewinnorientierte Investoren machen Ökologie zu einem zentralen Kriterium bei ihren Anlageentscheidungen. 430 Institutionen und 2040 Einzelpersonen aus 43 Ländern, die zusammen ein Anlagekapital von 2,6 Billionen Dollar aufbringen, haben im Rahmen der „Divest-Invest Coalition“ versprochen, ihre Investments in fossile Brennstoffe zu veräußern. Das berichtete die Firma Arabella Advisors vergangenen Herbst.

Man muss nicht gläubig sein, um die Weisheit in der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus zu erkennen. Er fordert, „die Wachstumsmodelle zu korrigieren, die allem Anschein nach ungeeignet sind, den Respekt vor der Umwelt zu garantieren“. Das Umdenken hat längst begonnen: Für viele Unternehmen und Investoren heißt das neue Wachstumsmodell „Nachhaltigkeit“.

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