Fishers Zwischenruf Schlecht ist gut

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Mir scheint es, dass die meisten Deutschen die Dinge aktuell verkehrt herum sehen. Gut wird als schlecht angesehen, und schlechte Nachrichten werden als gut betrachtet. Wenn das passiert, ist das positiv - bullish! Wann immer gute Nachrichten als schlecht betrachtet werden, ist es Zeit, gierig zu sein.

Der Dax ist seit Mitte März um 14 Prozent gestiegen. Deutsche fürchten eine Bärenmarkt-Rally! Aktien um 14 Prozent gestiegen, das ist nicht schlecht - es ist großartig! Es gibt noch mehr! Vor einem Jahr wussten Deutsche nicht, was "Subprime" ist. Heute betrachten sie große Bankabschreibungen als schlecht.

Aber Abschreibungen sind nicht schlecht - sie spiegeln die Vergangenheit wider und drehen sich nicht um die Zukunft. Abschreibungen sind überhaupt keine operativen Verluste. Sie sind Umbuchungen, die nichts über die Ertragslage aussagen. Seltsamerweise fürchten Deutsche jetzt sogar hohe Dividenden. Warum? Sie könnten wieder gekürzt werden! Verkehrt! Deutsche fürchten, dass die hohen Rohstoffpreise die Wirtschaft bremsen. Verkehrt! Rohstoffpreise sind aktuell so hoch, da die globale Wirtschaft wächst. Würde die Wirtschaft sich verlangsamen, würden Rohstoffpreise stark fallen - nicht gut.

Das Gleiche beim Öl! Jeder sorgt sich wegen hoher Ölpreise, doch besteht keine Verbindung zwischen Öl- und Aktienpreisen. Der eine oben zwingt den anderen nicht nach unten. Und der Ölpreis ist hoch, da die Nachfrage einer wachsenden globalen Wirtschaft hoch ist - eine gute Sache!

Deutsche fürchten Banken. Warum also lieben sie Sparkonten? Ein Spar- oder Festgeldkonto ist ein Darlehen an die Bank, die man fürchtet. Verkehrt! Und Deutsche glauben, dass Rentenpapiere sicherer sind als Aktien, etwas, dass ich vor zwei Wochen als falsch darstellte. Die ganze Welt ist ängstlich - sie sieht alles Gute als schlecht an - die perfekte Zeit, gierig zu sein.

Deutsche fürchten, dass die "fetten Jahre" vorbei sind - das bedeutet, es gibt noch mehr. Verkehrte Angst ist bullish - Aktien klettern eine Wand der Sorgen hoch, und Deutsche sind besorgt! Wenn es umgekehrt wäre und jeder nur Gutes sieht, wie im Jahre 2000, dann sollten Sie Angst haben. Aber wir sind da noch nicht annähernd angekommen, also freuen Sie sich und kaufen Sie Aktien. Manchmal ist schlecht gut.

Ken Fisher, Grüner Fisher Investments

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