Knapper Vorsprung Kibaki schafft die Wiederwahl

Die kenianische Wahlkommission hat Amtsinhaber Mwai Kibaki zum Sieger der Präsidentenwahlen des ostafrikanischen Landes erklärt. Der 76-jährige Amtsinhaber entschied die knappsten Wahlen seit der Unabhängigkeit mit einem Vorsprung von nur knapp über 200 000 Stimmen vor dem Oppositionskandidaten Raila Odinga für sich.

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Eine Massai-Frau steckt bei den kenianischen Parlamentswahlen ihre Stimme in die Wahlurne. Quelle: dpa

HB NAIROBI. In Kenia hat die Wahlkommission am Sonntag Amtsinhaber Mwai Kibaki zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Kibaki habe 231 728 Stimmen mehr erhalten als sein Herausforderer Raila Odinga, erklärte der Chef der Kommission, Samuel Kivuitu, einem Fernsehsender. Bereits zuvor war es wegen des knappen Wahlausgangs zu blutigen Ausschreitungen gekommen, bei denen seit Samstag mindestens 14 Menschen getötet wurden.

Der Vorsitzende der Wahlkommission versuchte zunächst vergeblich, das Ergebnis der Wahl vorzutragen. Demonstranten lieferten sich ein Handgemenge, die Polizei musste Kivuitu aus dem Gebäude eskortieren. Am Samstag hatte die Kommission erklärt, sie wolle Vorwürfe des Wahlbetrugs untersuchen, bevor die Ergebnisse verkündet werden sollten.

In der aufgeheizten Atmosphäre gingen die beiden Lager von Präsident Kibaki und Oppositionsführer Odinga aufeinander los. Anhänger Odingas setzten Busse und Geschäfte in Brand, schwenkten ihre Macheten und riefen: "Kibaki muss weg!" In der Elendssiedlung Mathare errichteten junge Männer Straßensperren. "Wenn sie sagen, dass Kibaki gewonnen hat, dann wird Kenia nicht wiederzuerkennen sein", drohte einer von ihnen, Moses Ogolla. Augenzeugenberichten zufolge kam es auch zu Kämpfen zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen.

Odinga rief Kibaki auf, seine Niederlage bei der Wahl am Donnerstag einzugestehen. Er warf ihm Wahlbetrug vor und sagte: "Diese Regierung hat jede Legitimität verloren." Er forderte den Präsidenten auf, jetzt den Willen des Volkes zu respektieren. Nach den letzten vorläufigen Ergebnissen hatte Odinga einen hauchdünnen Vorsprung von 38 000 Stimmen. Sichtlich gezeichnet von der Anspannung der vergangenen Tage forderte Odinga eine Neuauszählung. Kivuitu von der Wahlkommission räumte Probleme ein und sagte, in einem Wahlkreis sei eine Beteiligung von 115 Prozent ermittelt worden. In einem anderen Wahlreis sei ein Kandidat mit einer Stimmurne weggelaufen.

Besorgt äußerte sich am Sonntag der deutsche Leiter der EU-Wahlbeobachter, Alexander Graf Lambsdorff. Mitglieder der Delegation seien an mehreren Auszählungszentren abgewiesen worden. "Über der Auszählung steht ein großes Fragezeichen", sagte Lambsdorff.

Die Wahl am Donnerstag war noch weitgehend reibungslos verlaufen, die Wahlbeteiligung war mit etwa 70 Prozent sehr hoch. Neben dem Präsidenten wurden auch ein neues Parlament mit 210 Abgeordneten und mehr als 2 000 Stadträte gewählt. Der ehemalige politische Häftling Odinga ist bei den ärmeren Wählern beliebt und hat im Wahlkampf für einen politischen Neuanfang geworben. Kibaki wird ein stetes Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre zugutegehalten, die ärmeren Schichten profitierten davon jedoch weniger. Zudem gilt seine Kampagne zur Bekämpfung der Korruption als gescheitert.

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