




Rund fünf Prozent beträgt die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern mit vergleichbarer Tätigkeit laut einer aktuellen Studie. Die Personalberatungsgesellschaft Kienbaum hat dafür detaillierte Gehaltsdaten zu über 8000 Positionen aus Unternehmen verschiedenster Branchen und Größenklassen ausgewertet und die Gehälter von Frauen und Männern, die in den jeweiligen Unternehmen vergleichbare Tätigkeiten ausüben, miteinander verglichen.
Prominenter ist zwar die unbereinigte Entgeltlücke in Deutschland, die laut jüngsten Angaben des statistischen Bundesamts derzeit im Schnitt rund 25 Prozent bei der Gesamtvergütung und 22 Prozent bei der Grundvergütung beträgt. Doch aussagekräftig ist diese Zahl nicht. Die unbereinigte Entgeltlücke entspricht dem durchschnittlichen Entgeltabstand von Frauen und Männern; spezifische Merkmale der jeweiligen Position oder Person werden bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt.
Diese Unternehmen bieten die besten Karrierechancen für Frauen
Für den Frauen-Karriere-Index des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bekommen die teilnehmenden Unternehmen eine Wertung auf einer Skala von 0 bis 100. Je höher die Punktzahl, desto besser die Karrierechancen für Frauen in dem Betrieb.
Die Symrise AG kam im Jahr 2015 auf 73 von 100 Punkten - im Ranking reicht das für Platz zehn.
Quelle: Frauen-Karriere-Index
GFT Technologies AG - 75 Punkte
Jeweils 76 Punkte entfallen auf:
Intel GmbH / Intel Mobile Communications
DATEV eG
TÜV Rheinland
ING-DiBa AG
Jeweils 78 Punkte gehen an
Bombardier Transportation GmbH
Uniklinik Köln
Jeweils 79 Punkte für
Hydro Aluminium Rolled Products GmbH, Grevenbroich
SEB AG
KfW
Jeweils 80 Punkte gehen an
Siemens Betriebskrankenkasse SBK
HypoVereinsbank
SMA Solar Technology
Charité Universitätsmedizin Berlin - 81 Punkte
Jeweils 82 Punkte erreichten
Randstad Deutschland
Airbus Group Deutschland
Deutsche Telekom AG - 83 Punkte
Hewlett Packard GmbH - 85 Punkte
In der von Kienbaum betrachteten Stichprobe ist die unbereinigte Entgeltlücke sogar noch deutlich größer: In den Unternehmen liegt die Gesamtvergütung der Männer knapp 32,5 Prozent über der der Frauen. Beim Grundgehalt sind es immerhin 29 Prozent.
Tätigkeiten sollen vergleichbar sein
„Der Grundgedanke unserer Auswertung ist die Zuordnung von Frauen und Männern, die innerhalb der jeweiligen Unternehmen möglichst vergleichbare Tätigkeiten ausüben“, sagt Studienautor Sebastian Pacher. Daher haben die Autoren sich für eine Zuordnung über die Jobfamilie entschieden. Die Gehaltsdaten werden also danach geordnet, ob ein Mitarbeiter beispielsweise in der Produktion, im Marketing oder im Controlling tätig ist.
Tipps für Gehaltsverhandlungen - nicht nur für Frauen
Wollen Frauen in einem Bewerbungsgespräch 60.000 Euro Jahresgehalt, der Arbeitgeber bietet aber nur 40.000 Euro, bedeutet ein Nachgeben einen Gesichtsverlust für die Bewerberin, selbst wenn sich beide in der Mitte einigen. Die einzige Chance das Gesicht zu wahren und gleichzeitig Selbstsicherheit auszustrahlen liegt nach Ansicht von Claudia Kimich, Verhandlungsexpertin und Autorin des Buches „Um Geld verhandeln“, in folgender Antwort: "Während der Probezeit arbeite ich zu Ihren Bedingungen, danach richten Sie sich nach meinen!" Wichtig ist, sich auf diesen Deal nur mit schriftlicher Vereinbarung einzulassen.
Beim Verhandeln kommt es darauf an, nie ohne Gegenleistung nachzugeben: „Wenn Frauen zuerst ein Gehalt X verlangen und sich dann um 30 Prozent drücken lassen, hätten sie ja gleich weniger verlangen können. Die Glaubwürdigkeit leidet.“ Kimmich rät, weniger Arbeitsstunden, andere Aufgaben, mehr Urlaub, Weiterbildung, Zuschüsse zu Kinderbetreuung oder Kantinenessen oder einen Dienstwagen als Gegenleistung zu verlangen. „Nur dann bleiben Frauen bei ihrer Gehaltsverhandlung auf Augenhöhe und werden auch anschließend im Job ernst genommen.“
Wenn bei einem Arbeitsplatz nicht alles ideal ist und von dem Jobangebot nicht die gesamte Existenz abhängt, dann sollten Bewerberinnen genau überlegen, was sie gerne tun und was nicht. Kimich schlägt vor, für die weniger angenehmen Dinge entsprechende Mehr-Entlohnung zu verlangen, zum Beispiel wenn viele Reisen notwendig sind. „Ich verlange von meinen Klienten vor 10 Uhr morgens als Schmerzensgeld den doppelten Satz. Ich bin einfach kein früher Vogel und wenn ich schon vor 10 Uhr arbeite, dann zumindest mit Schmerzensgeldaufschlag.“
"Innerhalb der Jobfamilie haben wir zusätzlich die Funktionsausprägung betrachtet, wobei wir zwischen verschiedenen Ausprägungen von Sachbearbeitern, Spezialisten und Leitern differenzieren. Die Messung der Lohnungleichheit erfolgt dann auf Basis von Frauen und Männern innerhalb der gleichen Jobfamilie und der gleichen Funktionsgruppe“, sagt Pacher. In der Unternehmenspraxis kann diese Zuordnung auch anhand anderer Kriterien erfolgen. „Wir empfehlen unseren Klienten, dass sie, wenn möglich eine Zuordnung anhand einer analytischen Stellenbewertung vornehmen“, sagt Pacher.