„Die Höhle der Löwen“ „Wer sein Wohnzimmer mit auf Reisen nehmen will, für den sind wir nichts“

„Die Höhle der Löwen“: Im Mini-Campingmobil von Hannes Trautmann ist alles kompakt untergebracht. Quelle: Presse

Viel Lob in der „Höhle der Löwen“, aber kein Investment: Miniatouring mit seinem kompakten Wohnwagen ging in der TV-Show leer aus. Gründer Hannes Trautmann bastelt trotzdem weiter – und setzt auf eine Nische im boomenden Camping-Markt.

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Ein bequemes Bett, ein wenig Stauraum, eine aufklappbare Küchenzeile – fertig: Im Campingmobil von Hannes Trautmann ist alles kompakt untergebracht. Bei „Die Höhle der Löwen“ wollte der Gründer von Miniatouring die prominenten Investoren von sich überzeugen. Von den vielfältigen Talenten des 25-Jährigen waren die zwar begeistert, doch beteiligen wollte sich keiner an dem Start-up aus der Nähe von Mainz: Die Geldgeber sorgten sich um das tatsächliche Markpotenzial des kleinen Mobils. Kommt das junge Unternehmen dennoch voran?

WirtschaftsWoche: Die Investoren waren begeistert von Ihnen als Gründer – doch weder als Investor noch als Mentor wollte einer der Löwen einspringen. Hat Sie das enttäuscht?
Hannes Trautmann: Es war uns klar, dass es schwierig wird, jemanden in der Sendung zu überzeugen. Dafür stehen wir noch zu sehr am Anfang und dafür skaliert unser Geschäft auch nicht gut genug. Aber natürlich wäre es schön gewesen, zumindest mit einem der Investoren ins Gespräch zu kommen. Es ging uns gar nicht vorrangig ums Geld.

Sondern?
Es ist ja so, dass wir in der Firma alles selbst aufbauen. Wir sind alle unter 30. Und alles, was wir probieren, geht einmal schief – und dann machen wir es besser. Dadurch wächst man, aber es ist natürlich eine mühselige Herangehensweise. An der ein oder anderen Stelle könnte man das durchaus abkürzen, wenn jemand mit mehr Erfahrung helfen würde: Wenn es etwa um die Mitarbeitergewinnung, die Buchhaltung oder den Vertrieb geht. Aber jetzt arbeite ich mit einem Unternehmensberater zusammen, der uns mit seinem Know-how hilft.

Woher haben Sie mit Mitte 20 überhaupt das Wissen, ein ganzes Campingmobil zu entwerfen und zu fertigen?
Ein paar Komponenten, wie Fahrwerk, Reifen oder Fenster, kaufen wir als Standard dazu. Das reduziert die Komplexität etwas. Ansonsten aber habe ich einfach in der Garage meiner Eltern angefangen. Da bringt einem keine Ausbildung und kein Studium was – das muss man sich alles selbst draufschaffen. Und mittlerweile haben wir uns da als Team gut weiterentwickelt. Wir haben uns viel Zeit genommen und das finale Produkt auch noch einmal deutlich weiterentwickelt – das haben wir erst gestern, pünktlich zur Sendung, vorgestellt.

Sie haben den Prototypen für sich selbst entworfen. Woher nimmt das Team die Motivation?
Das sind alles Leute, die selbst zum Campen gehen – das ist ein Einstellungskriterium. Der eine fährt mit dem VW-Bus los, ein anderer ist zwei Jahre mit dem Zelt durch Neuseeland gereist. Viele finden es zudem reizvoll, mit der Firma größer werden zu können. Normalerweise kann man als 25-Jähriger ja noch keine verantwortungsvolle Position ausüben. Bei uns schon.

Wie haben Sie denn die Balance gefunden zwischen notwendigem Komfort und überflüssigem Luxus?
Das war relativ einfach. Es geht vor allem um zwei Dinge: Kochen und Schlafen. In einem normalen Wohnwagen können Sie stehen – das heißt aber auch, dass man viel Luft durch die Gegend fährt. Bei unserer Größe verzichten wir auf das Stehen und schon sind wir bei viel kompakteren Abmessungen. Das ist aber natürlich Ansichtssache. Wer sein Wohnzimmer mit auf Reisen nehmen will, für den sind wir nichts. Aber wer wirklichen Outdoor-Urlaub machen möchte, der muss beim Schlafen jetzt keine Abstriche machen.

Der Markt an Camping- und Wohnmobilen oder Caravans ist jetzt schon riesig. Wer kommt denn überhaupt für Ihr Produkt als Kunde in Frage?
Zuerst dachten wir, wir sind für eine sehr junge Zielgruppe interessant. Aber das stimmt nicht. Unsere Kunden haben gemeinsam, dass sie sehr aktive, Outdoor-affine Menschen sind. Die möchten einfach losfahren, wann sie wollen. Und unser Mobil müssen sie nicht erst mühsam von einem Stellplatz holen. Da es keinen Motor hat, gibt es auch nahezu keinen Wartungsbedarf. Das spontane Campen, das geht häufig verloren, wenn man größere Fahrzeuge hat.

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Haben Sie keine Sorge, dass ein etablierter Hersteller Ihnen Konkurrenz macht?
Natürlich gibt es das Risiko, dass wir kopiert werden. Aber ich glaube, dass es eine vielversprechende Nische ist. Die anderen Hersteller sprechen unsere Zielgruppe aktuell gar nicht an. Zudem wollen wir ein ganz anderes Image kreieren. Wer zu uns kommt, will etwa auf gar keinen Fall ein weißes Fahrzeug. Das Schlimmste für unsere Kunden ist ein langweiliges Campingmobil.

Sie ermöglichen es auch, die Inneneinrichtung sehr stark zu individualisieren. Eine Kritik bei „Die Höhle der Löwen“ war, dass sie mit diesem Modell schlecht wachsen können. Stimmt das?
Auf der einen Seite müssen wir eine gewisse Größe erreichen, bei der wir noch lange nicht sind. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch nicht der riesige Hersteller werden, der in die gesamte Welt ausliefert.

Andere Hersteller melden sehr lange Lieferzeiten. Wie ist das bei Ihnen, gerade jetzt nach der Ausstrahlung?
Das hatten wir leider auch schon ohne „Die Höhle der Löwen“, das werden wir nicht ganz verhindern können. Wir können nicht von einen auf den anderen Monat doppelt so viele Fahrzeuge produzieren. Von der Skalierbarkeit ist unser Mobil schon eher kompliziert.

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