Globales Management So führen Sie internationale Teams

In globalen Unternehmen ist Führung über Landes- und Kulturgrenzen gefragt. Was dabei zu beachten ist.

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Hände Quelle: Robert Kneschke - Fotolia.com

Der Teamleiter sitzt in München, ein Teil seiner Mitarbeiter in London und Tokio, weitere arbeiten vorübergehend an einem Auftrag in Rio. Solche Konstellationen gehören heute zum Alltag globaler Unternehmen. Wer ein solches multikulturelles Team leitet, kann aus dem Vollen schöpfen: ein weites Spektrum von Sichtweisen, Kenntnisse und Fähigkeiten bereichern jede Arbeit an gemeinsamen Projekten. Ebendiese Vielfalt kann aber auch die Kommunikation untereinander erschweren und den sozialen Zusammenhalt untergraben. Entstehen erst einmal Spannungen, verhindern die schnell, dass ein Team sein volles Potenzial und das gewünschte Ziel erreicht. Kulturelle Vielfalt kann sich als Segen, aber auch als Fluch erweisen.

Eine Führungskraft in einem multikulturellen Team sollte bestimmte kritische Eckpunkte beachten, um Mitarbeiter erfolgreich durch fordernde Situationen lenken zu können.  

1. Als Team Leader fällt Ihnen eine doppelte Verantwortung zu: Sie sollen jedes Projekt erfolgreich zum Ziel begleiten und gleichzeitig sicherstellen, dass sich jeder Mitarbeiter in seiner Aufgabe wiederfindet. Neben der Projektplanung sollten sie daher auch eine klare Agenda dafür haben, wie Sie Ihr Team entwickeln wollen.  

2. Entscheidend ist, dass sich alle Teammitglieder kennen. Wenn sie in einem virtuellen Team arbeiten, also an unterschiedlichen Standorten und womöglich auch noch in unterschiedlichen Zeitzonen, hilft ein persönliches Auftakt-Meeting enorm. Für eine persönliche Begegnung aller Mitarbeiter gibt es keinen Ersatz. Die Anknüpfungspunkte die hier entstehen, bereichern alle späteren Kontakte. Denn nur wenn sie sich gegenseitig vertrauen, sind Teamkollegen auch bereit, ihr Wissen miteinander zu teilen. Fehlt dieser Austausch, entsteht schnell ein giftiger Cocktail von vorschnellen Fehlinterpretationen, Missverständnisse und Konflikten. Falsche Erwartungen an die Kollegen torpedieren das gemeinsame Ziel. 

Was Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern motiviert
ChinaFür den chinesischen Mitarbeiter gibt es nichts motivierenderes als einen kompetenten Chef. Erst danach folgen ein gutes Grundgehalt und Sozialleistungen auf den Rängen zwei und drei. Quelle: Studie von Marsh & McLennan Quelle: dapd
Weitaus weniger wichtig ist der Belegschaft im Reich der Mitte eine Arbeit, die Werte schafft. Dieser Punkt landet auf dem letzten Platz. Ebenso gering geschätzt werden Zeit für Privatleben (Platz 9) und, ob die Arbeit interessant ist (Platz 8). Im Mittelfeld der motivierenden Aspekte landen Respekt (4), Boni (5), kurzfristige Beförderungen (6) und schließlich die langfristige Karriere (7). Damit unterscheidet sich das Motivationsschema fundamental von dem eines deutschen Mitarbeiters. Quelle: AP
DeutschlandHierzulande wollen Mitarbeiter vor allem Respekt für sich und ihre Arbeit, dicht gefolgt von Zeit für Privatleben und einer interessanten Arbeit. Diese drei Punkte motivieren die deutschen Angestellten am meisten. Quelle: dapd
Am wenigsten zu mehr Leistung treibt Deutsche die langfristige Karriere an, Boni wirken ebenfalls nur begrenzt motivierend (Platz 9). Auch Sozialleistungen sind weit weniger motivationsfördernd als das Grundgehalt (4), kompetente Chefs (5), flexible Arbeitszeiten (6) und eine Arbeit, die Werte schafft (7). Quelle: dpa
FrankreichIm Nachbarland Frankreich sind die Angestellten ähnlich gestrickt. Respekt, Zeit fürs Private und eine interessante Arbeit motivieren die Franzosen am meisten. Mit flexiblen Arbeitszeiten, die den Deutschen doch einigermaßen wichtig sind, und Sozialleistungen kann man unsere Nachbarn dagegen nicht locken. Quelle: REUTERS
Was Franzosen hingegen noch als halbwegs motivierend empfinden, sind kompetente Chefs (Platz 4), Grundgehalt (5), Arbeit, die Werte schafft (6) und die langfristige Karriere. Quelle: dapd
USAAm meisten Motivation stiften für die amerikanischen Arbeitnehmer Respekt gegenüber ihrem Job, kompetente Chefs - dieser Faktor landet bei den Deutschen nur auf Platz 5 - und Zeit für das Privatleben, was wiederum den Chinesen nicht wichtig ist. Quelle: REUTERS

3. Erst wenn Sie als Führungskraft einen Rahmen schaffen, in dem alle Mitarbeiter den Wert jedes Teammitglieds erkennen, zahlen die Kompetenzen der Einzelnen auf das Gesamtergebnis ein. Aus den individuellen Beiträgen entsteht ein gemeinsamer "Wissens-Pool", der nun beständig wächst.  Das Team als Ganzes entwickelt darüber hinaus eine eigene, neue Kompetenz: Das Wissen darüber, wer im Team was genau kann bzw. weiß, erhält ein eigenes Momentum. Wenn Sie diese drei Wissensquellen gut managen, wachsen Ihrem Projekt Flügel. 

4. Behalten Sie die Machtdynamik im Auge! Gehört zu dem Team beispielsweise eine größere Gruppe mit ähnlichem kulturellen Hintergrund, die deshalb die gemeinsame Arbeit dominiert?  Achten Sie auch darauf, welche unausgesprochenen Wertevorstellungen und Annahmen bei den einzelnen Mitgliedern bestehen –  z.B. subjektive  Vorstellungen von Überlegenheit und Unterlegenheit aufgrund der Wirtschaftskraft einer Herkunftsregion.

Kulturelle Intelligenz schärfen

So sorgen Sie für ein gutes Betriebsklima
FeiernEs gibt immer einen Grund zum Anstoßen: Das erreichte Geschäftsziel, der Geburtstag einer Kollegin oder schlichtweg das anstehe Wochenende. Gelegentliche lockere Runden bei einem Glas Sekt heben die Stimmung und steigern die Arbeitsmoral.     Quelle: dpa
Offenheit schaffenGerade schlechte Nachrichten sickern in Betrieben schnell durch. Wenn es also schlecht um die Firma steht oder ein Stellenabbau ansteht, sollten Chefs das lieber offen sagen. Natürlich kommt das bei der Belegschaft schlecht  an – aber weitaus nicht so schlecht, wie das Unbehagen und die Unsicherheit wegen irgendwelcher Gerüchte. Quelle: dpa
Die Kollegen miteinbeziehenChefs, die ständig Alleingänge wagen und über die Köpfe der Beschäftigten hinweg entscheiden, sammeln keine Bonuspunkte im Betrieb – egal, wie gut sie damit letztlich zum Firmenerfolg beitragen.  Außer dem Ergebnis einer Entscheidung zählt auch ihr Rückhalt im Unternehmen. Je stärker ein Chef seine Mitarbeiter miteinbezieht, desto motivierter gehen sie auch an die Arbeit. Quelle: Fotolia
Gesprächsbereitschaft signalisierenJe offener Kollegen untereinander und mit dem Chef sprechen können, desto besser ist das Betriebsklima. Schließlich hilft es Probleme aus der Welt zu räumen, wenn die Mitarbeiter wissen, dass sie jedes Thema ansprechen können – ob beim Chef oder beim Kollegen. Quelle: Fotolia
Missverständnisse ausschließenFührungskräfte sollten Ziele und Aufgaben genau kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden. Diese sorgen schließlich nur für Ärger auf allen Seiten:  Der Chef ist ohnehin sauer, weil die Aufgabe falsch erledigt wurde, und die Mitarbeiter, weil sie keine deutlicheren Informationen bekommen haben. Quelle: Fotolia
Respektvoll und höflich seinChefs sind Vorbilder und sollten das vorleben, was sie auch von ihren Mitarbeitern erwarten. Dies betrifft die Leistung, aber auch das tägliche Miteinander. So sollten Chefs alle Mitarbeiter gleich respektvoll und höflich behandeln – vom Hausmeister bis zur Führungskraft. Das signalisiert, dass jeder Mitarbeiter wichtig ist, es stärkt den Zusammenhalt und zeigt, dass unhöfliches Verhalten in der Firma nicht geduldet wird. Quelle: Fotolia
Sich nach den Kollegen erkundigenWie geht es meinen Kollegen? Was bewegt sie gerade in ihrem Leben? Diese Fragen sollten sich Mitarbeiter und Chefs gleichermaßen stellen und einfach mal nette Gespräche zwischen Tür und Angel führen. Das sorgt gleich für ein viel freundlicheres Betriebsklima. Quelle: dpa

5. In allen Phasen der Zusammenarbeit stellt Kommunikation den Schlüssel dar. Da aber Kommunikationsformen und -stile sehr variieren können, muss die Führungskraft zunächst vorsichtig moderieren, um Fehlinterpretationen von kulturellen Gepflogenheiten vorzubeugen. So äußern etwa Menschen aus individualistischen Kulturen (z.B. USA oder Niederlande) eher ihre eigene Meinung als Menschen aus kollektivistischen Kulturen (z.B. China oder Mexiko). Auch die Furcht vor Gesichtsverlust ist in kollektivistischen Gesellschaften stärker ausgeprägt.

Sorgen Sie dafür, dass alle im Team diese kulturellen Unterschiede verstehen und somit wissen, dass ein "befremdlicher Kommunikationsstil" nichts mit persönlichen Charakterzügen des Einzelnen zu tun haben muss.  

6. Als Führungskraft sind Sie auch für Konflikte und Emotionen im Team verantwortlich. Diese Aufgabe fordert Sie heraus, insbesondere in virtuellen Teams. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen reagieren nämlich nicht auf dieselben Reize emotional und auch nicht in derselben Vehemenz. Auch zeigen sie ihre Emotionen unterschiedlich. Japaner beispielsweise, lächeln oft auch dann, wenn sie wütend sind. Wappnen Sie sich mit dem notwendigen kulturellen Wissen und öffnen Sie die Kommunikationskanäle, damit Sie mitbekommen, wenn Emotionen im Team eine negative Dynamik entwickeln.

7. Jedes Projekt braucht ein ausgefeiltes System von Kontrolle und Rückmeldung, damit das Team auf Kurs bleibt. Insbesondere bei Teams, die auf unterschiedliche Standorte verteilt sind, besteht immer die Gefahr, dass sich einzelne Mitarbeiter entziehen. Dies beschädigt das Vertrauen untereinander und schwächt die Gesamtleistung des Teams. Deshalb hilft es allen, wenn Sie als Führungskraft verstehen, welche Art von Feedback wen motiviert. Menschen aus individualistischen Gesellschaften z.B. bevorzugen persönliche Rückmeldungen, während Menschen aus kollektivistischen Kulturen Feedback lieber in der Gruppe entgegennehmen.

8. Sie sollten einen Führungsstil entwickeln, der dem ganzen Team gerecht wird. Fahren Sie zweigleisig: Führen Sie jedes einzelne Teammitglied und erstellen Sie gleichzeitig klare Regeln für das gesamte Team.

9. Arbeiten Sie an Ihrer kulturellen Intelligenz! Je besser Sie die Gepflogenheiten und Besonderheiten verschiedener Kulturen kennen, desto leichter erkennen Sie, welche Probleme im Team durch seine kulturelle Vielfalt entstehen.

10. Eine verbindliches Rezept für den Umgang mit multikulturellen Teams gibt es leider nicht, denn jedes Team ist in seiner Konstellation einzigartig. Gestehen Sie sich deshalb zu, dass Sie in Ihrer Position flexibel reagieren und jeden Tag neu dazu lernen müssen. Mit Offenheit und Lernbereitschaft führen Sie Ihr Team schneller zu nachhaltigen Erfolgen.

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