Michael Hoffmann-Becking Der einflussreichste Berater Deutschlands

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Geliebter Umgang mit den Mächtigen

Hoffmann-Becking gemeinsam mit den Hella-Managern Behrend und Breidenbach Quelle: PR

Er kann auch gut mit Clanchef Christian Boehringer. Das Familienoberhaupt, Mitte 40, und der gut 20 Jahre ältere Top-Anwalt treffen sich regelmäßig, um über die Entwicklung im Unternehmen zu sprechen.

HB, wie Hoffmann-Beckings internes Kürzel lautet, trifft zwar keine unternehmerischen Entscheidungen. Er berät aber Eigentümerfamilien in schwierigen Fragen, auch zu Themen jenseits der Juristei – und macht so Einfluss geltend.

Gern gehörter Rat

Eine ähnliche Rolle wie bei Boehringers spielt der Honorarprofessor bei den Quandts, denen etwa 46,7 Prozent des Münchner Autobauers BMW gehören. Hoffmann-Becking kennt die Familie gut. Er geht regelmäßig zum großen Familienempfang bei der Verleihung des Herbert-Quandt-Medien-Preises. Und er sitzt im Aufsichtsrat von Stefan Quandts Beteiligungsgesellschaft Delton, die mit Logistik und Naturheilmitteln Geschäfte macht.

Beim westfälischen Autozulieferer Hella, einem Spezialisten für Lichttechnik, arbeitet Hoffmann-Becking als Aufsichtsratsvorsitzender eng mit dem persönlich haftenden Gesellschafter Jürgen Behrend und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Rolf Breidenbach, zusammen. Auf seinen Rat hören zudem die Privatbank Trinkaus & Burkhardt, seit 1992 im Besitz des Bankenkonzerns HSBC, die Stiftung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie die Felix Schoeller Gruppe aus Osnabrück, ein Spezialist für Foto- und Dekorpapiere.

„Als Anwalt kann ich nur die Plausibilitäten testen und Vorstände unter Begründungszwang setzen“, gibt sich Hoffmann-Becking bescheiden. Zuweilen ergreift er auch schon mal das Wort, wenn es um die Entwicklung neuer Produkte geht: „Ich bemühe mich, die technologischen Entwicklungen zu beobachten und darauf zu achten, dass die Unternehmen die Trends nicht verpassen“, sagt er.

Freund der Familie

Ganz eng ist das Verhältnis inzwischen mit den Eigentümern des Motorsägenbauers Stihl in Waiblingen bei Stuttgart. Bei den Schwaben scheint der Vielfach-Berater inzwischen fast zur Familie zu gehören. Der einstige Unternehmenschef und langjährige Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Hans-Peter Stihl, sowie seine Schwester Eva Mayr-Stihl wurden im Herbst 2009 von der Konrad-Adenauer-Stiftung für ihre Verdienste um die soziale Marktwirtschaft ehrt. Hoffmann-Becking durfte die Festrede halten, beide Geschwister waren gerührt. In wenigen Wochen feiert Hans-Peter Stihl seinen 80. Geburtstag, natürlich wird Hoffmann-Becking zu den Gästen gehören.

Trotz solcher Nähe hält der Intimus der wirtschaftlich Mächtigen seine Mandanten auf Distanz „Ich duze mich nicht“, betont Hoffmann-Becking, „auch wenn ich die Mandanten schon lange kenne.“

Der erste Prominente in dieser Reihe war Anfang der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts der Düsseldorfer Maschinenbau-Unternehmer Heinrich Weiss, Eigentümer der heutigen SMS Siemag und zeitweise Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Hoffmann-Becking hatte sein Studium gerade mit Prädikatsexamen und Promotion abgeschlossen; dem Jungjuristen schwebte eine wissenschaftliche Karriere vor.

Da machte ihn eine Tante mit einem entfernten Verwandten, dem Rechtsanwalt Hans Hengeler, bekannt. Der Seniorpartner der Düsseldorfer Kanzlei Hengeler Mueller führte den jungen Mann bei den Wirtschaftsgrößen der Rhein-Ruhr-Region ein, etwa bei den damaligen Stahlunternehmen Thyssen und Otto Wolff. Damit schied eine wissenschaftliche Karriere endgültig aus.

Schnell fand Hoffmann-Becking Gefallen am Umgang mit den Mächtigen. 1973 wirkte er – im Auftrag von Unternehmer Weiss – beim Zusammenschluss von Siemag und Schloemann mit. Damit kam der Neue in der westdeutschen Anwaltsszene, gerade mal 30 Jahre alt, gut an in der Wirtschaft. „Ich bekam einen Jugendbonus“, erinnert er sich.

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