Auswanderer Arbeiten im Krisengebiet

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Autobombe Irak: Risiko wird Quelle: dpa

"Wir haben hier Indien, China und Pakistan um die Ecke, da wird alles gefälscht, was nicht niet- und nagelfest ist", sagt Schulz.

Noch aufwendiger ist es, in den Regionen die Sicherheit zu gewährleisten. Es reiche nicht, die Sendemasten im Land bloß zu umzäunen und Wachen zu postieren. "Wenn 50 schwer bewaffnete Gangster eine Anlage angreifen, laufen unsere Sicherheitsleute davon", hat Schulz festgestellt. Anschließend pumpen die Banditen den Dieseltank leer, nehmen die Generatoren mit, "der Rest wird angezündet".

Leben im goldenen Käfig

Deswegen bindet er heute nach Möglichkeit Ortsansässige als Wachleute ein, denn die genießen im Land noch am ehesten Autorität. Mit ihrer Begleitung traut sich Schulz auch alle paar Wochen in Provinzen wie Mazar-e-Sharif und Kunduz im Norden, wo die Bundeswehr mit Anschlägen zu kämpfen hat. Dort ist Afghanistan landschaftlich schöner ist als in der Hauptstadt Kabul. Die wildesten Provinzen sind die im Süden, wo es es alle paar Tage zu Terroranschlägen, die die US-Truppen treffen sollen. Dort fühlt sich auch Markus Schulz nicht sicher – und macht einen großen Bogen um die Gegend.

In der Hauptstadt selbst lebt der Deutsche wie im goldenen Käfig: Mit anderen Managern von Afghan Wire- less teilt er sich eine großräumige Villa im Stadtzentrum - mit Koch, Kellner, Chauffeur und einem Swimmingpool im Garten.

Klar, das Leben in einem kriegsbelasteten Entwicklungsland wie Afghanistan sei voller Entbehrungen. In Kabul gibt es zwar schöne Kneipen und Restaurants, aber weder Kino noch Theater nach westlichen Standards.

Trotzdem ist er zufrieden: "In den vergangenen Jahren sind Supermärkte wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ich kriege hier Cornflakes aus England, Langnese-Bienenhonig aus Deutschland, Nivea-Creme aus Japan, Käse aus Holland oder der Schweiz", sagt er, "ich muss nur richtig suchen, dann finde ich hier alles."

Ausgewandert sei der Betriebswirt letztlich aus nur einem Grund: "Mir war es in Deutschland zu langweilig."

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