Für Betroffene
Beraten lassen
Wer sich regelmäßig über die negativen Folgen seines Konsums ärgert, immer wieder an Suchtmittel denkt und diese konsumiert, der sollte eine Suchtberatung aufsuchen. Eventuell ist es sinnvoll, mehrere Experten zu kontaktieren, um einen zu finden, dem man sich ganz anvertrauen kann.
Selbsthilfegruppe suchen
Selbsthilfegruppen sind eine gute Anlaufstelle. Wer Sorge hat, erkannt zu werden, sollte nach einer Gruppe in einer Nachbarstadt suchen. Außerdem kann der eigene Arzt vielleicht den Kontakt zu anderen Erkrankten herstellen.
Reden
Gehen Sie im engsten Familienkreis mit Ihrer Abhängigkeit offen um. Es handelt sich nicht um eine Schwäche, sondern um eine Krankheit – und dabei können Sie jede Unterstützung brauchen.
Therapie machen
Kliniken bieten unterschiedliche Therapiemodelle an, manche sogar ambulante Hilfe. Wichtig: An einem Entzug kommen Sie nicht vorbei – der fällt bei einem stationären Aufenthalt oft leichter.
Abstinent bleiben
Wenn Sie die Sucht überwinden wollen, müssen Sie zur Abstinenz bereit sein. Auch wenn die Versuchung groß ist: Denken Sie an die negativen Folgen, die der Konsum bisher hatte.
Umfeld ändern
Gewinnen Sie Abstand zu denjenigen, über die Sie mit den Suchtmitteln wieder in Kontakt geraten könnte. Das kann bedeuten, dass man sich von manchen Menschen verabschiedet; in ganz seltenen Fällen hat sogar ein Jobwechsel Sinn.
Weitergeben
Wenn Sie Ihre Abhängigkeit in den Griff bekommen haben, empfehlen Sie die Therapeuten, mit denen Sie den Ausstieg geschafft haben, anderen Betroffenen.
Für Chefs und Vorgesetzte
Enttabuisieren
Thematisieren Sie das Thema Sucht in Ihrem Betrieb. Machen Sie deutlich, dass Sie Abhängigkeit als Erkrankung ansehen und Betroffene nicht alleine lassen.
Zuständige festlegen
Benennen Sie eine Vertrauensperson – etwa einen Suchtbeauftragten oder den Betriebsarzt – an die sich Betroffene wenden können. Ebenfalls ratsam: Eine „Betriebsvereinbarung Sucht“, in der Vorgehensweisen festgelegt werden.
Kooperieren
Wenn Sie ein kleines Unternehmen ohne eigenen Betriebsarzt haben, kooperieren Sie mit externen Ärzten, bei denen sich Ihre Mitarbeiter beraten lassen können.
Hinschauen
Suchterkrankungen haben einen Verleumdungsmechanismus: Betroffene denken, sie könnten jederzeit aufhören, und bemerken den Teufelskreis, in dem sie stecken, nicht – Kollegen dagegen schon.
Ansprechen
Welche Indizien es für eine Abhängigkeit gibt, erfahren Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA). Wenn Sie sicher sind, dass ein Kollege oder ein Angehöriger ein Suchtproblem hat, sprechen Sie denjenigen an. Wichtig: Machen Sie ihm keine Vorwürfe, sondern schildern Sie Ihre Eindrücke und bieten Sie im gleichen Atemzug Hilfe an.
Gespräche führen
Die BzGA empfiehlt Vorgesetzten, mit Mitarbeitern sogenannte „Stufengespräche“ zu führen, in denen das Problem thematisiert, Hilfe angeboten und mögliche Sanktionen angesprochen werden.
Für Angehörige und Kollegen
Helfen
Selbst den Therapeuten zu spielen, funktioniert nicht. Es bringt auch nichts, Drogen zu verstecken. Wichtiger ist es, den Betroffenen zu überzeugen, einen unabhängigen Experten zu konsultieren.
Denken
Sie an sich selbst Im schlimmsten Fall können Sie als Angehöriger „co-abhängig“ werden: Die Sucht Ihres Liebsten beherrscht dann auch Ihren Alltag. Spätestens jetzt sollten sie den Kampf auf- und dem Betroffenen die Verantwortung zurückgeben.
Druck machen
Wenn der Betroffene die angebotene Hilfe nicht in Anspruch nimmt, sollten Sie die Möglichkeit einer (vorübergehenden) Trennung ansprechen.
Konsequent bleiben
Gehen Sie mit solchen Drohungen aber vorsichtig um, denn Sie müssen sie im Zweifel durchziehen, um Ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren.
Begleiten
Angehörige sollten aktiv am Gesundungsprozess teilnehmen und hinterher gemeinsam einen Neuanfang wagen.
Adressen, Links und Lesetipps
ADRESSEN
Die Oberbergkliniken im Schwarzwald, im Weserbergland und in Berlin/Brandenburg. Die Beratungshotline ist unter der kostenlosen Nummer 08 00/3 22 23 22 zu erreichen. Weitere Infos im Internet unter oberbergkliniken.de Die Privatklinik Meiringen in der Schweiz wiederum bietet die neuartige Prometa-Therapie an. Kontakt: Privatklinik Meiringen, Willigen, CH-3860 Meiringen, Telefon 00 41/3 39 72 81 11, Internet: pm-klinik.ch Der private Suchtberater Karsten Strauß wiederum bietet Suchtakupunktur und Hausbesuche in ganz Deutschland an. Kontakt: Strauß & Partner, Dorfstraße 40, 24360 Barkelsby, Telefon 0 43 51/87 92 35, Internet: suchtintervention.de. „Einmal Daun statt dauernd high“ – damit werben die Kliniken Daun in der Eifel, die unterschiedliche Therapieformen anbieten und mit Unternehmen kooperieren. Kontakt: Verhaltensmedizinisches Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen und Psychosomatik, Schulstr. 6, 54550 Daun, Telefon: 0 65 92/2 01 0, Internet: ahg.de
Einige Kliniken bieten auch eine ambulante Suchttherapie an. So etwa die Fliedner Klinik Düsseldorf, die Privatpatienten behandelt. Kontakt: Martin-Luther-Platz 26, 40212 Düsseldorf, Telefon 02 11/2 00 52 70, Internet: fliednerklinikduesseldorf.de Seit Juni 2008 bietet das Kölner Alexianer-Krankenhaus eine ambulante Sucht-Rehabilitation, insbesondere für Alkohol- und Tablettenabhängige. Kontakt: Kölner Straße 64, 51149 Köln, Telefon 01803/ 880010000, Internet: www.alexianer.de/koeln Unternehmen ohne eigene Gesundheitsexperten können mit externen Fachleuten kooperieren – etwa dem Fürstenberg Institut, das sich auf betriebliches Gesundheitsmanagement und externe Mitarbeiterberatung spezialisiert hat: www.fuerstenberg-institut.de
LINKS
Auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt es zudem zahlreiche Broschüren mit Informationen über Substanzen und Tipps für Betroffene, Angehörige und Firmen zum kostenlosen Download: bzga.de. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. bietet online zahlreiche Informationen zum Thema Abhängigkeit und eine Datenbank, in der über 2300 Hilfs-Einrichtungen genannt werden: www.dhs.de Infos über die neuartige Prometa-Therapie gibt es unter: www.prometa.ch
LESETIPPS
Hans-Christian Dany: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge. Nautilus 2008. 14,90 Euro. Ines Geipel: No Limit. Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft. Klett-Cotta 2008. 17,90 Euro. Jörg Auf dem Hövel: Pillen für den besseren Menschen. Wie Psychopharmaka, Drogen und Biotechnologie den Menschen der Zukunft formen. Verlag Heinz Heise 2008. 18 Euro. Hilarion G. Petzold u.a.: Integrative Suchttherapie. Theorie, Methoden, Praxis, Forschung. Vs Verlag 2007. 49,90 Euro. Leslie Iversen: Drogen und Medikamente. Geschichte, Herstellung, Wirkung. Reclam 2004. 4,80 Euro. Peter Ditzel, Ernst Pallenbach: Drogen und Sucht. Suchtstoffe – Arzneimittel – Abhängigkeit – Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2003. 39 Euro. Ralf Schneider: Die Suchtfibel. Informationen zur Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Schneider Verlag Hohengehren 2001. 11 Euro.