Werner knallhart

Wie das Ladenschluss-Gesetz ein Dorf zur Mini-DDR macht

Seite 2/2

Tag der offenen Tür bei Händlern


Und so wurde Wirklichkeit, was nicht wahr sein kann 2015 in Deutschland. Am Tag der Deutschen Einheit wird ein fröhliches Dörfchen, das doch nur feiern will, halbseitig zur Mini-DDR gemacht. Wem nützt dieses föderale Ladenschlussgesetz nochmal?

Was den armen NRW-Händlern einzig blieb: ein Tag der offenen Tür. Reinkommen und gucken joa, Beratung nö, kaufen: UM GOTTES WILLEN! Am Tag der Einheit darf man Torte essen, man darf ins Fitnessstudio gehen, man darf sein Auto tanken, man darf den ganzen Tag vor der Glotze versacken, man darf sich besaufen, aber Shoppen? Nix! Irgendwo ist bei Rot-Grün schließlich auch mal ein Punkt mit der Freiheit.

Hätten die Kunden nicht auf NRW-Seite die Waren angucken können, dann mit dem Verkäufer vier Meter vor die Tür bis zum niedersächsischen Parkstreifen laufen und dann den Kauf per Handschlag besiegeln? Nein, das trauten sich die Händler nicht wegen fehlender Gewerbegenehmigungen im anderen Land.

Hätten die Verkäufer nicht sagen können: "Gucken Sie sich um und wenn Sie wollen, bestellen Sie direkt hier per Smartphone in unserem Online-Shop"? Joa, aber ist das nicht behämmert, überhaupt soweit denken zu müssen?

NRW Ladenschluss 2015

Aber da gibt es ja noch so ein uraltes Überbleibsel - das Mittelalter wirkt noch nach: das Marktrecht. Für einige Händler war es so die einzige Chance, vor ihren Läden Tapeziertische aufzubauen, um von dort abzuverkaufen. Im Laden: Wehe! Drei Meter davor: Bitte gerne. So stellt sich NRW 2015 den Ladenschluss vor: Händler schleppen Bettwäsche, Großbildfernseher und Kaffeemaschinen im Originalkarton auf Pritschen vor der Tür. Das Dumme: Der Tapeziertisch darf nicht aus dem Lager der Läden "nachbestückt" werden. Weil... Ja warum eigentlich? Weil es Spaß macht, Leute zu drangsalieren?

Warum gibt der Klügere da nicht einfach nach? Manchmal wird es einem doch so einfach gemacht, der Klügere zu sein. Ganz einfach: Weil in der Politik niemals der Klügere nachgeben darf. Sonst passiert so was wie eine Autobahnmaut für Ausländer und die Herdprämie und dann müssen erst die Richter wieder alles einsammeln und das ist doch viel zu umständlich und peinlich.

Bruchmühlen hat sein Dorffest mit Shopping seit Jahrzehnten fest etabliert. Nachbargemeinden haben ihre Feste im Kalender drum herum drapiert. Das alles muss nun womöglich aufgegeben und neu geplant werden. Weil das da so im Gesetz steht. Weil das irgendwie gut sein soll für die Menschen. Das wirtschaftlich geteilte Dorf. Eine Idee aus Deutschland zur Feier des Tages. Und wir machen das mit. Also nochmal die Frage von Anfang: Wo sollen wir anfangen mit der NDF? Meine Güte, da kommt was auf uns zu.

Dem Autor auf Twitter folgen:



.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%