Banken-Oligopol Bankriesen sahnen 2010 ab

Die Sieger der Krise sind mächtiger denn je - viele globale Banken machten 2009 trotz Krise Milliardengewinne. Spätestens jetzt bilden sie ein Oligopol. Für die Regierungen ist das ein Risiko, denn sie kommen nicht darum herum, den großen Instituten in einer Schieflage beizustehen. Was die Bankenwelt 2010 erwartet.

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Josef Ackermann hat gut lachen: Die Deutsche Bank machte 2009 trotz Rezession allein in den ersten drei Quartalen 3,6 Milliarden Euro Gewinn. Auch andere globale Banken sahnten kräftig ab. Für die Regierungen ist die Macht der großen Banken ein Risiko. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT. Wenn Josef Ackermann in diesen Tagen auf die Konkurrenz blickt, scheint ihn regelmäßig ein gutes Gefühl zu beschleichen. Mehrfach wies der Deutsche-Bank-Chef darauf hin, dass "die Zahl unserer Wettbewerber durch die Krise abgenommen hat" - und sich so die Margen verbessert haben.

Nicht nur die Deutsche Bank, auch rund ein Dutzend weitere globale Häuser wie Goldman Sachs, J.P. Morgan, Morgan Stanley, Barclays, HSBC, BNP Paribas oder Nomura dürfen sich als Gewinner der Krise fühlen: Spätestens jetzt bilden sie ein Oligopol.

Da die geplanten Grausamkeiten der Regulatoren noch Zeit brauchen, dürften bei den Siegern zumindest 2010 die Milliardengewinne sprudeln. Die staatlich gestützten Verlierer müssen sich derweil vor allem in Europa gesundschrumpfen. Sie kämpfen mit steigenden Kreditausfällen und suchen mitunter verzweifelt ein neues Geschäftsmodell. Hierzulande gilt das vor allem für die Landesbanken - aber auch die Commerzbank muss sich noch beweisen.

Die Schere öffnet sich

"Die Schere wird sich weiter öffnen", prophezeit Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch. "Die großen Häuser, insbesondere die mit einem starken Investment-Banking, sollten 2010 weiter sehr ordentlich verdienen." Patrick Schmitz-Morkramer, Deutschland-Chef der japanischen Großbank Nomura, sieht einen klaren Kreis an Gewinnern, die oft schwache Konkurrenten oder Teile davon geschluckt haben. "Wer ohne Staatshilfe durch die Krise kam, ist heute fast immer stärker aufgestellt", sagt der Top-Banker.

Die Schwergewichte dürfen 2010 auf sonnige Zeiten hoffen. "Ich rechne zumindest für das erste Halbjahr 2010 mit einem starken Handelsumfeld", sagt Schmitz-Morkramer. Die Experten von Sal. Oppenheim sehen höhere Provisionserlöse und steigende Gebühren aus der Beratung von Fusionen und Börsengängen als Ertragstreiber.

Die großen Spieler sitzen nicht mehr nur im Westen. Zum Jahresende kamen schon vier der zehn größten Banken der Welt aus China. Sie hatten kaum in toxische Wertpapiere investiert und profitieren nun vom starken Wachstum ihrer Heimatregionen.

Doch auch die etablierten Kräfte mit starkem Investment-Banking verdienen prächtig. Die Deutsche Bank schaffte allein in den ersten drei Quartalen 3,6 Milliarden Euro Gewinn - nach einem Rekordverlust von fast vier Milliarden Euro im gesamten Vorjahr. Goldman kam gar auf 7,4 Milliarden Dollar.

Die klassischen Kreditbanken haben hingegen oft das Schlimmste noch vor sich. Steigende Arbeitslosenzahlen und Firmeninsolvenzen werden steigende Kreditausfälle nach sich ziehen. Die große Welle - das lehrt die Erfahrung - kommt erst zum Ende der Krise. Die Risikovorsorge wird also die Gewinne 2010 schmälern.

Mehr als eine Billion Dollar Verluste

Schon im vergangenen Quartal musste die stark im Kreditkartengeschäft engagierte Bank of America sage und schreibe 11,7 Milliarden Dollar für Kreditausfälle zurücklegen. Die deutlich kleinere Commerzbank rechnet für 2009 mit einer Risikovorsorge von 4,3 Milliarden Euro.

Der Informationsdienstleister Bloomberg addiert die Verluste der Finanzkonzerne seit Beginn der Krise auf 1 170 Milliarden Euro. Um sie zu kompensieren, haben die Institute 1 029 Milliarden Euro frisches Kapital eingesammelt. In den USA haben bis auf Citigroup und Wells Fargo sogar schon alle Großbanken ihre staatlichen Hilfen zurückgezahlt.

"Viele Institute konnten ihre Kapitalbasis stärken", sagt Schmitz-Morkramer. "In Deutschland war das aber kaum der Fall." Gerade hierzulande könnten also neue Verluste das Kapital rasch aufzehren. Die Bundesbank rechnet noch mit bis zu 90 Milliarden Euro Abschreibungen.

Landesbanken müssen 2010 zittern

Zum Schicksalsjahr wird 2010 vor allem für die Landesbanken. HSH Nordbank, BayernLB, WestLB und LBBW mussten mit Milliarden gerettet werden. Im Gegenzug verordnete ihnen die EU-Kommission eine Rosskur. Deutschlands oberster Finanzaufseher Jochen Sanio fürchtet, dass "uns in den nächsten Jahren noch die eine oder andere Bank vor die Füße fallen wird".

Offen ist auch, ob sich die Commerzbank neben der Deutschen Bank als zweiter nationaler Champion etabliert. Wohl erst 2012 wird Bankchef Martin Blessing mit der Rückzahlung der 16,4 Milliarden Euro Staatshilfe beginnen. Ob es nach Milliardenverlusten schon 2010 zu schwarzen Zahlen reicht, ist unklar.

So erfreulich die Konzentrationswelle für die Top-Banken ist, so problematisch ist sie für die Regierungen. Die Gefahr, dass sie bei einer Schieflage von Banken eingreifen müssen, ist sogar noch gewachsen. In Europa sind heute die Bilanzsummen von 15 Banken größer als die jeweiligen Sozialprodukte ihrer Heimatländer. Vor der Krise waren es zehn. "Der Staat bleibt in Geiselhaft", fassen die Analysten der LBBW die Lage zusammen.

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