Reich mit Risiko Festgeld für Mutige

Wer vor exotischen Kreditinstituten nicht zurückschreckt und sein Erspartes für mehrere Jahre fest anlegt, bekommt tatsächlich noch Zinsen oberhalb der Wahrnehmungsschwelle. Die höchsten Festgeld-Zinssätze im Überblick.

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Hohe Zinsen in kurzer Zeit – das gibt es nur für ein gewisses Risiko. Quelle: Reuters

Köln Wer etwas Geld übrig hat, ist mittlerweile schon froh, wenn seine Bank fürs Tagesgeld keinen Strafzins verlangt. Für Sparer, die ihr Geld auf absehbare Zeit nicht brauchen, könnte Festgeld eine Alternative sein. Hier zahlen Kreditinstitute tatsächlich noch Zinsen oberhalb der Wahrnehmungsgrenze, zumindest, wenn man bereit ist, Geld bei ausländischen oder deutschen Instituten der zweiten Reihe zu parken. Anders gesagt: „Spürbare Zinsen gibt es derzeit nur für Sparer, die ein gewisses Risiko einzugehen bereit sind“, sagt Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH.

FMH wertet regelmäßig Konditionen unterschiedlicher Kreditinstitute für Geldanlagen aus. Aktuell haben die Finanzberater Festgelder mit Laufzeiten von zwei bis vier Jahren unter die Lupe genommen und die zinsstärksten Angebote zusammengestellt (siehe Tabellen). Die Laufzeiten sind bewusst gewählt: „Unterhalb von zwei Jahren Laufzeit bieten Festgelder kaum mehr Zinsen als Tagesgeld“, sagt Herbst. Längere Laufzeiten empfehlen Experten derzeit wiederum nicht, weil die Zinsen in den kommenden Monaten steigen könnten, zumindest moderat. „Dafür spricht die stark angestiegene Inflation im Euroraum“, sagt Herbst.

Laufzeiten von zwei bis vier Jahren hält der Experte derzeit für einen guten Mittelweg. Unabhängig von der Laufzeit muss Sparern klar sein, dass Festgeld wirklich fest und in der Regel nicht vorzeitig kündbar angelegt ist. Man sollte also immer einen Puffer auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen, um bei kurzfristigem Finanzbedarf liquide zu bleiben.

Wo er sein Festgeld schließlich parkt, bleibt der Risikoneigung eines jeden Sparers überlassen. Das Risiko hängt beim Festgeld davon ab, wie wahrscheinlich eine Insolvenz des jeweiligen Kreditinstituts ist – und ob bei einer Pleite jemand einspringt, um die Zahlungsverpflichtungen der Bank zu übernehmen. Die in der FMH-Tabelle genannten Institute unterliegen allesamt einer gesetzlichen Einlagensicherung, die EU-weit bis zu 100 000 Euro vor einer Pleite abschirmt.

Heißt: Ist das Geld des Sparers durch Insolvenz der Bank in Gefahr, zahlt der Staat bis zu eben dieser Höchstgrenze. Grundsätzlich sind bei der aktuellen Auswertung von FMH in dieser Hinsicht zwei Arten von Kreditinstituten zu unterscheiden: Auf der einen Seite stehen Banken mit gesetzlicher Einlagensicherung eines ausländischen Staates nach EU-Recht. Auf der anderen Seite sind da die Banken mit einer erweiterten deutschen Einlagensicherung, die über der gesetzlichen Sicherung liegt und damit auch Festgeldkonten sichert, auf denen mehr als 100 000 Euro liegen.


Osteuropa-Banken bieten hohe Zinsen

Erstere stammen meist aus Ost- und Südeuropa mit im Vergleich zu Deutschland entsprechend weniger soliden Staatsfinanzen und damit auch weniger verlässlicher Einlagensicherung. „Wie hoch man dieses Risiko bewertet, muss jeder Sparer selbst entscheiden“, sagt Herbst. „Einerseits hat etwa in Griechenland bislang noch kein Sparer Geld verloren, und bei einer Staatspleite in Ländern wie Estland oder Portugal würde vermutlich die EU einspringen. Deshalb halte ich die Risiken für überschaubar.“ Andererseits machten manchem Sparer schon kleine Unwägbarkeiten zu schaffen: „Wer sein Geld bei einer portugiesischen Bank parkt und dann jedes Mal schlaflose Nächte hat, wenn Portugal mit negativen Schlagzeilen in den Nachrichten auftaucht, sollte auf den Zinsvorteil verzichten.“

Wer sich so leicht nicht um seinen Schlaf bringen lässt, hat die Wahl, sein Geld bei einer ausländischen Direktbank mit Vertrieb in Deutschland anzulegen – oder über einen Vermittler, der in der Regel noch exotischere Banken im Portfolio hat und entsprechend die höchsten Zinsen bietet: Wer beispielsweise über den Vermittler „Weltsparen“ für drei Jahre bei der Banco Portugues de Gestao Geld festlegt, bekommt mit 1,75 Prozent pro Jahr den derzeit höchsten Zins der aktuellen FMH-Auswertung.

Bei zwei Jahren Laufzeit zahlt das Institut mit Sitz in Lissabon jährlich immer noch beachtliche 1,6 Prozent. Auf Rang zwei folgt die estländische Versobank, die über den Vermittler Savedo jährlich 1,65 Prozent bei drei und 1,55 Prozent bei zwei Jahren Laufzeit bietet.  

Bei den in Deutschland vertretenen Direktbanken liegen die Zinsen schon spürbar niedriger: Die ebenfalls aus Estland stammende Bigbank zahlt bei zwei Jahren Laufzeit 1,05 Prozent Zinsen pro Jahr und damit in dieser Zeitspanne unter den in Deutschland präsenten Direktbanken den höchsten Zins im aktuellen FMH-Vergleich. Die türkische Vakifbank liegt bei vier Jahren mit 1,26 Prozent pro Jahr marginal vorne. Bei dieser Laufzeit zahlen die Bigbank und die türkische Denizbank jeweils 1,25 Prozent pro Jahr. Letztere befindet sich im Besitz der russischen Sberbank. Festgelder unterliegen allerdings der österreichischen Einlagensicherung und gelten damit als vergleichsweise sicher.

Wem solche Angebote zu abenteuerlich klingen, der ist mit Banken besser beraten, die der erweiterten deutschen Einlagensicherung angeschlossen sind. An der Spitze der aktuellen FMH-Auswertung steht dabei die in Frankfurt ansässige Akbank, eine deutsche Tochter der gleichnamigen türkischen Bank. Sie zahlt für Festgeld mit vier Jahren Laufzeit immerhin 1,15 Prozent Zinsen pro Jahr, bei drei Jahren 1,05 Prozent und bei zwei Jahren 0,8 Prozent jährlich. Auf Rang zwei folgt die Cronbank mit Sitz im hessischen Dreieich, die für vier Jahre 1,05 Prozent pro Jahr zahlt, für drei Jahre 1,00 Prozent und für zwei Jahre 0,75 Prozent.

In jedem Fall lohnt neben dem Zinsvergleich ein Blick ins Kleingedruckte: Die meisten Banken zahlen die Zinsen jährlich, einige jedoch erst endfällig mit Rückzahlung der festgelegten Summe. Fast noch wichtiger: Einige Banken legen das Geld nach Ablauf der Festgeld-Frist automatisch wieder neu an. Um diesem Fallstrick aus dem Weg zu gehen, sollten Sparer am besten gleich zu Beginn der Laufzeit eine Kündigung aussprechen. „Damit ist man auf der sicheren Seite, wenn man eine direkte Wiederanlage vermeiden will“, sagt Herbst.

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