Hinzu kommt, dass die Indexinvestoren teuer kaufen. Die Aufnahme Chinas erfolgt erst im Laufe des kommenden Jahres. Dennoch stiegen die dortigen Börsen in Erwartung einer Aufnahme in den Index bereits auf den höchsten Stand seit 18 Monaten. Die Investoren decken sich ein, bevor die Indexfonds nachziehen müssen.
Diese können schließlich erst dann offiziell chinesische Aktien halten, wenn der Benchmark an dem sie sich orientieren dies auch tut. Wer also Fonds hält, die den Index abbilden oder sich an diesem orientieren, kann schon heute festhalten, dass er die Aktien erst später und dafür voraussichtlich teurer in seinem Portfolio hat.
Das gleiche gilt für Saudi-Arabien, dessen Aufnahme in den Index ebenfalls diskutiert wird. Alleine am Tag der Ankündigung legte der dortige Markt um 4,3 Prozent zu. Zu Recht. Denn sollte es tatsächlich zur Aufnahme des Landes kommen, müssten rund neun Milliarden US-Dollar dort angelegt werden. Egal zu welchem Preis.
Abgesehen davon dürfte sich auch Saudi-Arabien angesichts der strukturellen Probleme, vor denen das Land durch die demographische Explosion und dem zeitgleichen Ende des Ölzeitalters steht, als Ertragsbremse erweisen.
Dafür Argentinien nicht
Dabei wollen uns die Indexkonstrukteure doch schützen, sagen sie zumindest. Genau dies ist die Motivation, Argentinien – übrigens die beste Börse des Jahres 2017 bisher – nicht in den Index aufzunehmen. Mit dem erwartbaren Ergebnis: die Börse fiel um fünf Prozent und die Währung zwei Prozent gegenüber dem US-Dollar. Die Spekulation ging nicht auf.
Jetzt kann man sagen – wie es die Indexkonstrukteure des MSCI tun –, dass Argentinien keine gute Geschichte im Umgang mit ausländischem Geld hat. Mehr als einmal kam es in den letzten Jahrzehnten zu Kapitalverkehrsbeschränkungen und Staatsbankrotten. Eine Argumentation, die ich nachvollziehen kann. Allerdings passt das nicht so richtig zu der Tatsache, dass Argentinien in der vergangenen Woche eine 100-jährige Anleihe begeben hat, die immerhin mehr als dreimal überzeichnet war.
Sind das nur dumme Investoren, die man nicht vor einer unwirtschaftlichen Investition schützen konnte? Ich für meinen Teil jedenfalls hätte lieber argentinische Aktien statt Anleihen und übrigens auch lieber als Aktien von saudi-arabischen Firmen.
Den Käufern der Anleihe ist das sicherlich egal. Denn wie hier schon anlässlich der 100-jährigen Staatsanleihen von Irland und Belgien erläutert, kaufen sie die Papiere ja nicht mit eigenem Geld, sondern mit unserem.
Dabei, egal ob wir wollen
Womit wir beim Punkt sind: als Investoren in Indexfonds und in Fonds, die sich eng am Index orientieren, sind wir dabei, egal ob wir nun wollen oder nicht. Je mehr der Trend in Richtung „passives investieren“ (was nicht so passiv ist, wie es dargestellt wird) geht, desto geringer wird die Rendite der „passiven“ und desto größer die Chance für die wirklich „aktiven“ Investoren. Gerade in den kommenden Monaten wird sich das zeigen.