Salzgitter-Chef Wolfgang Leese im Interview "Abwrackprämie hat geholfen"

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Am Kupferverarbeiter Aurubis, der ehemaligen Norddeutschen Affinerie, hält Salzgitter 23 Prozent. Wann gehen Sie auf über 25 Prozent?

Das wollen wir langfristig. Aber im Moment konzentrieren wir uns bei unseren Investitionen verstärkt auf unsere Standorte in Salzgitter, Peine und Ilsenburg. Bis 2011 werden wir hier 1,7 Milliarden Euro investieren.

Die Ratingagenturen schauen sich derzeit die Stahlhersteller und deren Kapitalstärke genau an. Fürchten Sie eine Herabstufung?

Wir haben über eine Milliarde Euro Liquidität. Selbst wenn sich die derzeit schwierige Marktlage fortsetzt, sind wir bis ins Jahr 2010 hinein gut ausgestattet.

Warum lassen Sie sich dann eine Kapitalerhöhung genehmigen? 

Das ist ein reiner Vorratsbeschluss, damit wir gegebenenfalls schnell handeln können. Ein konkretes Projekt und einen Termin gibt es nicht.

Im ersten Quartal mussten Sie erhebliche Abschreibungen auf Vorräte vornehmen. Droht das im zweiten Halbjahr noch einmal? 

Nein, wir haben bisher 100 Millionen Euro auf Erzbestände abgeschrieben und sind dabei von einem Preisrückgang von 30 Prozent ausgegangen. Weitere Abschreibungen befürchten wir nicht.

Das Land Niedersachsen ist bei Salzgitter mit 26,5 Prozent Großaktionär. Ein Übernahmekandidat ist die Salzgitter AG deshalb nicht.

Wir sind mit unserem Großaktionär durchaus zufrieden und haben die Versicherung, dass uns Niedersachsen mindestens bis ins Jahr 2013 begleitet.

Das dämpft aber den Börsenwert. Der ist mit vier Milliarden Euro niedriger als die 4,3 Milliarden Euro Eigenkapital in der Bilanz.

Der Kapitalmarkt braucht Zeit. Wir sind erst im Dezember in den Dax aufgenommen worden. Allerdings bemerken wir schon, dass uns mehr Investoren detaillierter betrachten.

Auf dem Erzmarkt kündigt sich eine Kooperation zwischen den großen Produzenten Rio Tinto und BHP Billiton an, die zu höheren Erzpreisen führen dürfte. Das dürfte Ihnen kaum gefallen.

Der Erzmarkt wird schon seit Langem von wenigen großen Spielern beherrscht, auf die mehr als 70 Prozent der Produktion entfallen. Ob es nun zwei oder drei sind, ändert aus meiner Sicht nicht allzu viel. Wir gehören nicht zu den großen Stahlproduzenten und haben mehrere Lieferanten. Da wir einen Teil unserer Erzvorräte in Dollar kaufen, kommt uns dessen schwacher Wechselkurs zurzeit zugute.

Können Sie denn höhere Erzpreise überhaupt noch auf Ihre Kunden überwälzen?

Die sich entwickelnden Volkswirtschaften brauchen Stahl, etwa für den Aufbau der Infrastruktur oder die Bauwirtschaft. Wenn die Industrie wieder in normale Bahnen kommt, müssen wir zwar mit steigenden Erzpreisen rechnen, doch dann kann man diese Erhöhungen weiterreichen. Wir haben erstmals für den 1. Juli Preiserhöhungen angekündigt und werden weitere im Herbst folgen lassen, weil wir die Erlössituation verbessern müssen.

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