
Wer auf die Homepage verbraucherschutz.de klickt, findet viel zu unliebsamen Themen: Abofallen, Abzocke, Telefonterror. Öffentlich gemachte Beschwerden von Internetnutzern und Ratgebertipps lassen die Seite seriös wirken. Zumindest auf den ersten Blick. Doch nun warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vor dem Internetportal und bezeichnete dessen Treiben als "dubios".
Grund sind vor allem die Empfehlungen von Unternehmen, welche der Seitenbetreiber, der Verein VBS Verbraucherschutz in Seevetal bei Hamburg, vergibt. Das Konzept von verbraucherschutz.de ist einfach. Firmen, welche die Seitenbetreiber für empfehlenswert halten, werden direkt angesprochen. Sie dürfen mit einem Stempel werben – allerdings gegen eine monatliche Verwaltungsgebühr. Darüber finanziert sich die Seite, die als gemeinnütziger Verein eingetragen ist.
Konsum läuft gut
Wie ein Unternehmen zur Empfehlung kommt, ist oft nicht nachvollziehbar. Das Internetportal weist ausdrücklich darauf hin, dass das Siegel weder etwas über das Preisleistungsverhältnis der Firma noch über deren Qualität etwas aussagt. "Bei uns heißt seriös kundenfreundlich", sagt Gunda Lauckenmann von verbraucherschutz.de.
Der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen genügen die vom Portal zugrunde gelegten Standards offenbar nicht. "Man muss sich die Frage stellen, ob es es darum geht, viele Empfehlungen zu verkaufen, oder den Verbrauchern zu helfen", kritisiert Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die empfohlenen Dienstleister fänden sich oft in problematischen Branchen: Schlüsseldienste, Bestattungsunternehmen und Finanzdienstleister. Manche bieten auch Leistungen an, die der Nutzer nach Ansicht der Verbraucherzentrale gar nicht braucht, beispielsweise ein Berater für Firmengründungen auf Malta.
Auch die in der Rubrik "Erfolge" ausgewiesene Bilanz von über hundert erfolgreichen Fällen, in denen Verbraucherinteressen vertreten worden seien, bewertet die Verbraucherzentrale als mager. Inzwischen würden sich auch die Verbraucher selbst über Firmen beschweren, die ihrer Meinung nach den Empfehlungsstempel zu Unrecht bekommen haben, sagt Georg Tryba.
Gunda Lauckenmann hingegen verteidigt das Konzept des Internetportals: "Da wir keine staatlichen Zuschüsse bekommen wie die Verbraucherzentrale, sind wir darauf angewiesen, dass Firmen die Verwaltungsgebühr zahlen, um uns beim Verbraucherschutz zu unterstützen", sagt sie. Wie hoch die Zahlung ausfalle, sei unterschiedlich und hänge unter anderem von der Größe der Firma ab.





Auch sind die Erfolgsfälle auf der Seite nur ein kleiner Teil der Gesamterfolge, so Lauckenmann. "Wir sind eher damit beschäftigt, aktuelle Anfragen zu beantworten", sagt die Sprecherin. Zum Auflisten jedes einzelnen Falles bliebe keine Zeit. Zur Zeit betreuen 15 Mitarbeiter die Seite.