Berufsunfähigkeitsversicherungen Versicherungsmakler blamiert Finanztest

Die Zeitschrift Finanztest hat Versicherungen gegen Berufsunfähigkeit geprüft – und jede Menge Kritik geerntet: Zu viele Sieger, jede Menge Fehler und starke kommerzielle Interessen, lauten die Vorwürfe. Die Tester wehren sich. Doch ihr Image ist angekratzt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Versicherungsmakler Matthias Helberg kritisiert Finanztest: Der jüngste Test über Berufsunfähigkeitsversicherungen sei dilettantisch gewesen. Quelle: Handelsblatt Online

Matthias Helberg ist ein kleiner Versicherungsmakler. Als Vermittler und Berater legt er viel Wert auf seine Unabhängigkeit. Bereits seit Jahren kämpft er verbissen gegen die Zeitschrift Finanztest, einen wahren Goliath im Versicherungswesen. Denn das Urteil der Berliner gilt etwas beim Verbraucher und auch in der Branche. 

Bisher war Helbergs einsamer Kampf gegen die Tester jedoch weitgehend verpufft. Doch nun ist ihm ein Coup gelungen. Denn der Ableger der Stiftung Warentest hat einen Test veröffentlicht, mit dem die Zeitschrift mächtig an Ansehen verloren hat – jedenfalls bei Leuten, die sich auskennen. Wie Versicherungsmakler Helberg. Und das sprach sich dieses Mal viel schneller herum als früher – dank des Internets. 

„Sehr gut bei Berufsunfähigkeit“, lautete die Überschrift des Textes, mit der das ganze Heft präsentiert wird. Von 75 geprüften Angeboten erhielten überraschend viele die beste Note: insgesamt 58, also rund drei Viertel. Ein paar waren bloß „gut“ und ganze sechs „befriedigend“. Eine tolle Branche mit erstklassigen Produkten, mag da der Laie denken. 

Die Hauptgründe für eine Berufsunfähigkeit

Weit gefehlt, sagt Helberg. „Unter den sehr guten Anbietern sollten sich Kunden den für sie günstigsten heraussuchen. Wie bitte sollen Verbraucher das hinbekommen, wenn die Bewertungsmaßstäbe selber unvollständig, lückenhaft, gar dilettantisch zu bezeichnen sind und mal eben in einem Rutsch drei von vier getesteten Tarifen eine Bestbewertung wie SEHR GUT bekommen?“ 

Mit solchen Anmerkungen war Helberg der Ausgangspunkt für eine Kritikwelle von Experten in sozialen Netzwerken, wie sie die renommierte Zeitschrift Finanztest bisher noch nicht erlebt hat.

Ein Grund für diesen ungewöhnlichen Sturm: Es geht hier nicht nur um einen Test, der besser gemacht werden könnte. 

Im Fokus stand ausgerechnet zum 1. Juli zusätzlich das neue Siegel-System von Finanztest: Statt wenigen hundert Euro verlangt die Stiftung Warentest nun mehrere tausend Euro von den Versicherern, die ihren Namen für Werbezwecke nutzen wollen. Finanztest wehrte sich, fand aber nur wenige Helfer im Netz. Die Debatte, die eine ganze Branche bewegt.

Was leistet der umstrittene Test?

Die gefährlichsten Berufe
Extreme UnterschiedeWer den falschen Beruf ausübt, muss beim Versicherungsschutz mehr bezahlen. Für Handelsblatt Online hat das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) analysiert, wo die Beiträge steigen und wer weniger zahlen muss. Die gute Nachricht zuerst: Für die meisten Berufsgruppen wurde der Schutz günstiger. Von den 145 Berufen stellte M&M nur bei 30 Berufen eine Verteuerung fest. Die Analyse zeigt vor allem, dass „gute“ Risiken, also Berufe mit einer niedrigen Berufsunfähigkeitswahrscheinlichkeit überproportional profitieren. Quelle: dpa
Platz 10: ErgotherapeutEin Ergotherapeut muss einen unmittelbaren und persönlichen Kontakt zu seinen Patienten bilden. Seine Aufgabe ist es sie in ihrem Alltag zu unterstützen, um ihre Handlungsfähigkeit zu vergrößern und somit ihre Lebensqualität zu verbessern. Laut Morgen & Morgen überwiegen die "schlechten" Risiken, was einen Beitragsanstieg zur Folge hat. Quelle: Reuters
Platz 9: PflastererDer Beruf des Pflasterers wird überwiegend von Männern ausgeübt. Kein Wunder, denn die körperlichen Belastungen in diesem Beruf sind erheblich. Die hohen Beitrage zur Berufsunfähigkeitsversicherung verwundern ebenfalls nicht. Eine Baustelle birgt viele Risiken. Quelle: dpa
Platz 8: EstrichlegerAuch der Beruf des Estrichleger wird überwiegend von Männern ausgeübt. Die ungesunde Arbeitshaltung kann Gelenk- und Wirbelsäulenschäden verursachen und so zu einer verfrühten Berufsunfähigkeit führen. Im Ranking von Morgen & Morgen kommt der Estrichleger auf Platz acht der Berufe mit dem höchsten Beitragsanstiegen. Quelle: dpa
Platz 7: RangierbegleiterDer überwiegend im Bahnbetrieb ausgeübte Job verlangt ebenfalls körperliche Belastungsfähigkeit. Außerdem stellt der Arbeitsplatz spezielle Risiken dar. Auf den Gleisen neben fahrenden Zügen darf sich der Rangierbegleiter keine Unaufmerksamkeit erlauben. Quelle: dpa
Platz 6: ReinigungskraftDie Reinigungskraft kommt auf den sechsten Platz. Auch in dieser Tätigkeit ist die körperliche Belastung hoch. Jedoch wird der Beruf der Reinigungskraft vorwiegend von Frauen ausgeübt. Quelle: ap
Platz 5: GleisbauerWie der Rangierbegleiter stellt auch der Arbeitsplatz des Gleisbauers Risiken dar. Trotz signalfarbener Arbeitskleidung kann es schnell zu brenzligen Situationen mit fahrenden Zügen kommen. Auch das Montieren der schweren Gleise birgt Gefahren. Quelle: ZB

Eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit wird von Verbraucherschützern fast durchweg empfohlen, weil damit ein wichtiges Risiko abgesichert wird: der Ausfall der Arbeitskraft. Gerade für die Geburtsjahrgänge ab 1961 ist dies wichtig, weil sie nicht mehr unter einen gesetzlichen Schutz fallen, der für ältere Jahrgänge gilt. 

Finanztest wollte daher das Bewusstsein der Verbraucher für dieses große Risiko schärfen. Wie üblich wurden einige Versicherer besonders gelobt. So seien Spitzenreiter im Test die Premiumtarife von Aachen-Münchener, Europa, Hannoversche und VHV. Ideal für die Testkunden, einen Diplomkaufmann und eine Arzthelferin, seien die Tarife von der Hannoverschen und der Europa. Als sehr günstig für den Industriemechaniker wurden Huk 24 und Huk Coburg hervorgehoben. Eine Auswahl, die allerdings Widerspruch hervorrief. Denn Makler entdeckten Lücken. 

Der Rat von Finanztest lautete dann: Unter den qualitativ guten Anbietern sollten sich die Kunden den für sie günstigsten heraussuchen. „Wir können es nicht oft genug betonen: Die Qualität eines Vertrags ist das erste Kriterium bei der Wahl von Berufsunfähigkeitsschutz, der Preis erst das zweite.“ Doch da es oft genug vorkomme, dass die optimale Absicherung für viele Menschen zu teuer sei, gab Finanztest auch noch Anregungen, wie Kunden den wichtigen Schutz vielleicht doch bezahlbar machen könnten. 

Wann Kunden den Vertrag kündigen dürfen

Dies ist der zweite Teil der Titelstory, der ebenfalls viel Kritik auf sich zog. Finanztest beschreibt hier „kleine Kniffe“, um guten Schutz bezahlbar zu machen. Allerdings sollten Verbraucher achtsam vorgehen, damit sie keine zu großen Leistungslücken riskieren. Die große Frage ist: Können Verbraucher dies und schauen sie am Ende nicht doch auf den Preis? 

Die Tester jedenfalls identifizierten sieben Stellschrauben, um den Beitrag zu reduzieren. Dazu gehören der frühe Einstieg, die jährliche Zahlung und die Vermeidung von Berufswechseln genauso wie Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung, etwa eine günstigere Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Verbraucher könnten auch auf Rente verzichten, Einschränkungen im Schutz in Kauf nehmen oder die Laufzeit senken. 

Fazit von Finanztest: „Unsere Beispiele zeigen: Es muss nicht immer der Standardschutz von der Stange sein.“ Ein Gespräch mit dem Versicherer könne Wege zeigen, auch sehr guten Schutz bezahlbar zu machen.

Was kritisiert Makler Helberg?

Diese Versicherungen können Sie sich schenken
Platz zehn: Die GlasbruchversicherungEine Glasbruchversicherung lohnt sich eigentlich nur, wenn Sie einen Wintergarten besitzen oder ihr gesamtes Haus verglast ist – womöglich noch mit verspiegeltem Spezialglas. Andernfalls ist es deutlich günstiger, wenn Sie eine kaputte Scheibe selber bezahlen, als jeden Monat ein paar Euro dafür zu zahlen, dass Sie vielleicht einmal eine Scheibe ruinieren. Quelle: Bund der Versicherten e.V. Quelle: dpa
Platz neun: Die BrillenversicherungWer eine Brillenversicherung abschließt, bekommt den Wert seiner Brille im Schadensfall nicht vollständig ersetzt. Die Versicherung zahlt ein neues Gestell, wenn die Brille zerbrochen oder beschädigt oder mindestens zwei Jahre alt ist. Einfache Gläser gibt es nur bei Beschädigung oder einer deutlichen Sehstärkenveränderung (mindestens 0,5 Dioptrien). Wer spezielle Gläser oder eine schicke Fassung statt des Kassenmodells will, zahlt kräftig dazu. Also ganz so, wie beim Brillenkauf an sich auch. Quelle: dpa
Platz acht: Die KrankenhaustagegeldversicherungOb die Krankenhaustagegeldversicherung die finanzielle Grundlage fürs tägliche Obst oder für das Fernsehgerät im Krankenhaus sein muss, ist mehr als fraglich. Mit diesem Argument bieten jedenfalls Versicherer solche Policen an. Quelle: dpa
Platz sieben: Die ReisegepäckversicherungWer sein Reisegepäck gegen Diebstahl und Schaden versichern will, muss es trotzdem hüten, wie seinen Augapfel. Sonst zahlt die Versicherung nämlich nicht. Koffer dürfen nicht unbeaufsichtigt sein, Wertgegenstände sind in der Regel nur unzureichend mitversichert. Grundsätzlich werfen die Versicherer ihren Kunden gerne vor, grob fahrlässig mit dem Gepäck umgegangen zu sein. Der Geschädigte muss das Gegenteil beweisen können. Quelle: dapd
Platz sechs: Die Handyversicherung Wer ein Handy versichern möchte, sollte wissen, dass er bei Verlust oder Diebstahl nur den aktuellen Wert, nicht aber den Kaufpreis zurückerstattet bekommt – und den auch nicht vollständig. Ein neues Handy zu kaufen, dürfte nervenschonender sein. Quelle: AP
Platz fünf: Die Hochzeits-Rücktrittskostenversicherung Wenn eine Hochzeit platzt, ist das für alle Beteiligten schon unschön genug. Eine Versicherung, die die Stornokosten für Partylocation, Hochzeitstorte und Kleid anteilig übernimmt, macht es auch nicht besser. Schon gar nicht, wenn sie nur dann greift, wenn Braut oder Bräutigam schwer erkranken oder die Wohnung des Brautpaares am Hochzeitsmorgen in Flammen steht. Quelle: dpa
Platz vier: Die Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ Sie haben sich ausgesperrt? Ihre Heizung ist ausgefallen? In solchen und anderen Fällen werden Sie vermutlich einen Notdienst rufen. Zwar kostet das mehr als der Handwerker üblicherweise, aber in finanzielle Not geraten Sie damit sicherlich nicht. Deshalb wird sich eine Versicherung gegen „häusliche Notfälle“ kaum für Sie auszahlen. Denn die träte auch nur begrenzt ein. Mieter müssen ohnehin nicht für Schäden an Mietsachen aufkommen, die sie nicht selbst verursacht haben. Quelle: dpa

Wie üblich veröffentlicht Finanztest die wichtigsten Berichte seines neuen Heftes schon rund zwei Wochen vor Beginn des jeweiligen Erscheinungsmonats. Mitte Juni konnte der Versicherungsmakler Matthias Helberg daher bereits auf die Texte im Juli-Heft reagieren. Sein Fazit fiel vernichtend aus: Die Maßstäbe von Finanztest seien „unvollständig, lückenhaft, gar dilettantisch“, und der Test selbst sei „unverantwortlich gestrickt“. 

Ganze 9,5 Klauseln habe Finanztest in diesem Test bewertet. Das sei sogar noch weniger, als der Bund der Versicherten (BdV) als Mindest-Anforderung für diese Versicherung formuliere. Er listete gut ein Dutzend Punkte auf, für die sich Finanztest nicht interessiert habe. Und er nahm in seinem Beitrag auch die Testsieger von Finanztest kritisch unter die Lupe und äußerte Zweifel, ob das Urteil „sehr gut“ in allen Fällen gerechtfertigt ist. 

Aus manchen Zeilen spreche „die Leichtigkeit des Seins derjenigen, die für ihren Rat anders als Versicherungsmakler und Versicherungsberater nicht haften“, so Helberg. Das gelte beispielsweise für die Quasi-Empfehlung bei den Testkunden, dem Industriemechaniker und der Arzthelferin, eine Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis zum Alter von 60 Jahren abzuschließen. Der Grund dafür: Die Police könnte so günstiger werden. 

Helberg hält das für zweifelhaft: „Versicherungsschutz so lange auszuhöhlen, dass nur ja eine noch bezahlbare Prämie dabei herauskommt, kenne ich sonst nur von wenig vertrauenserweckenden Vermittlern in meiner Branche.“ Finanztest müsse berücksichtigen: Die Regelaltersrente gebe es heute bereits für jüngere Leute erst ab 67, die Altersrente für besonders langjährig Versicherte ab 65 Jahre. Die Tendenz steige, vor 63 gehe es nicht einmal mit Abschlägen. 

Das Problem: Wer den Versicherungsschutz braucht, hat im Alter womöglich zu wenig Geld. Die Musterkunden von Finanztest jedenfalls erlitten bei einer Berufsunfähigkeit ab 60 einen möglichen Verlust von 18.000 Euro (Industriemechaniker) beziehungsweise 12.000 Euro (Arzthelferin) pro Jahr. In der Summe macht das für sieben Jahre „einen potentiellen Verlust von 126.000 Euro beziehungsweise 84.000 Euro aus“, kalkuliert Helberg. Und er fragt die Tester: „Warum rechnet Ihr das eigentlich Euren Lesern nicht vor?“ 

Überdies legt er den Finger auf eine wunde Stelle, das neue Logo-Lizenzsystem von Finanztest. Die Versicherer würden sicher mit Begeisterung ausgezeichnete Noten kaufen – umso besser also, wenn es dafür gleich mehr als 50 Kandidaten gibt. Nach seinen Recherchen kostet eine Lizenz für ein Jahr nun 7.000 bis 15.000 Euro. Bisher verlangte Finanztest dagegen nur wenige hundert Euro von den Versicherern. Helberg: „Das spült mehr Geld in die Kasse, als wenn man genauer hinsieht und feststellen müsste, dass es eigentlich nicht mehr als ein bis zwei Handvoll Tarife sind, die dieses Qualitätsurteil wirklich verdienen.“

Warum klatschen seine Kollegen Beifall?

Die zehn größten Versicherungsirrtümer
Irrtum 10: Auch ein beschädigtes Fahrrad wird von der Hausratversicherung übernommenEs lohnt sich, bei einem teuren Fahrrad eine zusätzliche Versicherung abzuschließen, denn nur von wenigen Versicherungen werden die Drahtesel überhaupt mit in die Police aufgenommen. Grundsätzlich kostet es einen Prämienaufschlag. Es gibt aber nichts, wenn das Fahrrad beschädigt ist, und auch nichts, wenn Sattel oder Luftpumpe gestohlen wurden. Eine Haftpflichtversicherung hingegen deckt zumindest die Kosten, die anderen entstehen. Ein Fahrrad ist nur dann aus "Hausrat" versichert, wenn es durch einen Brand zerstört wird oder bei einen Wohnungseinbruch entwendet wird. Es ist aber ein Irrglaube, dass es auch in einem umzäunten Garten mitversichert wäre. Quelle: dpa
Irrtum 9: Eine Haftpflichtversicherung übernimmt alle SchädenFalsch. Eine Haftpflicht übernimmt nur dann einen Schaden, wenn man selbst für diesen Schaden hätte eintreten müssen. Das gilt nicht für Umzugshelfer: Theoretisch müsste er dafür haften, wenn er einen Gegenstand kaputt macht, allerdings hat der Gesetzgeber insbesondere Umzugshelfer geschützt, so dass der Geschädigte keinen Anspruch auf Schadensersatz hat. Dieser Anspruch entsteht erst, wenn eine grobe Fahrlässigkeit vorliegt, dann haftet der Umzugshelfer, allerdingt springt dann seine private Haftpflichtversicherung ein. Quelle: dpa
Irrtum 8: Kfz-Versicherungen können nur zum Jahresanfang gewechselt werdenDen Einheitstermin zum 1.1. gibt es. Mittlerweile bieten aber immer mehr Versicherer an, einen beliebigen Monatsanfang zu wählen. Dieser Einheitstermin war vor allem für die Autoversicherer eine Vereinfachung, schreibt die Gothaer Versicherung. "Denn ebenfalls zum 1. Januar legen sie gemeinschaftlich neue Typ- und Regionalklassen für Autos und Zulassungsbezirke fest." Vorteile des flexiblen Termins gibt es vor allem dann, wenn die Jahresprämie auf einmal ausgezahlt werden soll. Außerdem kann es zu einer finanziellen Entspannung kommen, wenn sich die "Hauptfälligkeiten" bei Belastungen besser verteilen lassen. Ein Nachteil ist es beispielsweise, dass die alte Übersichtlichkeit verloren geht - Fristen muss der Autohalter selbst im Auge behalten. Quelle: AP
Irrtum 7: Berufsunfähigkeitsversicherungen sind unbezahlbarDas ist definitiv falsch. Sie wird aber - mit ansteigendem Alter - immer teurer. Das gilt auch, wenn Vorerkrankungen bekannt sind. Dann gibt es einen Risikozuschlag von bis zu 100 Prozent und kann Prämien verdoppeln. Teurer kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung auch werden, wenn der Arbeitnehmer einen besonders gefährlichen Beruf ausübt. Deshalb gilt: Je eher damit begonnen wird in eine Berufsunfähigkeitsversicherung einzuzahlen, umso geringer sind die monatlichen Prämien. Quelle: dpa
Irrtum 6: Für Wasserschäden haftet immer die HausratversicherungEine Hausratversicherung springt nur dann ein, wenn die Schäden durch Leitungswasser entstehen. Werden die Schäden etwa durch Starkregen oder Schnee verursacht, muss die Hausrat nicht zahlen. Es handelt sich dabei durch sogenannte Elementarschäden. Quelle: dpa
Irrtum 5: Kinder sind nur bis zum Schulende mitversichertNicht ganz. Das Schulende bedeutet nicht automatisch das Ende der Mitversicherung bei den Eltern. Es ist für eine Haftpflichtversicherung egal, ob das Kind - während Lehre oder Studium - bei den Eltern wohnt oder eine eigene Wohnung besitzt. Es ist allerdings wichtig, dass es sich um eine Erstausbildung handelt und zwischen den Ausbildungsabschnitten keine großen Unterbrechungen liegen. Ein Jahr wäre in Ordnung, erst wenn nach der Beendigung ein Beruf ausgeübt wird, entfällt die Mitversicherung. Ähnliches gilt für die Rechtsschutz-Versicherung bis zum 25. Lebensjahr. Quelle: dpa
Irrtum 4: Nach einem Unfall wird eine feste und vorher vereinbarte Summe ausgezahltNur, wenn der Unfall zu körperlichen Einschränkungen geführt hat, greift die Unfallversicherung. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass darüber vor Gericht häufig gestritten wird - denn es muss nicht alles, was wie ein Unfall aussieht, auch einer sein, zumindest nicht im Sinne der Versicherungsbedingungen. Quelle: dpa

Viele Kollegen, vor allem Vermittler mit einem Anspruch auf Unabhängigkeit, klatschten laut Beifall. „Ein Traum“, reagierte einer. „Endlich setzt ein Kollege einen feinen Kontrapunkt zu den unsäglichen “Urteilen”, die die selbsternannten “Richter” von Finanztest über Finanzdienstleistungen und ihre Protagonisten fällen.“ 

Ein anderer schrieb Helberg: „Mit den Kommentaren zum Finanztest-”Vergleich” sprechen Sie mir aus der Seele.“ Der Test lasse augenscheinlich wirklich jegliche Professionalität vermissen, und es werde endlich Zeit, gegen Pseudospezialisten vorzugehen. Die gute Idee, den Verbrauchern eine Entscheidungshilfe zu geben, werde durch die Oberflächlichkeit ad absurdum geführt. 

Auf Facebook gründeten die Makler sogar eine Gruppe, um nur über diesen Test zu diskutieren: „Friends of Finanztest Baldrian Rabatt“, heißt dieses Forum. Der Name entstammt einem Wortspiel, das Helberg und einige Kollegen zunächst auf Twitter verbreiteten: „Man gebe mir Baldrian: @Finanztest hat wieder Berufsunfähigkeitsversicherungen getestet“, zwitscherte Helberg. Darauf reagierte Finanztest mit dem Satz: „Bitte Gruppe gründen Friends of Finanztest Baldrian Rabatt .RT @ms_DEVK_bo @VersRechtAngela @MatthiasHelberg.“ 

Die nahezu einhellige Entrüstung der Versicherungsmakler motivierte auch andere Akteure in der Versicherungsbranche, den Test genauer unter die Lupe zu nehmen. Unter allen diesen Reaktionen sticht die Abhandlung des anerkannten Hannoveraner Analysehauses Franke &  Bornberg hervor. Deren Ergebnis: Sowohl die fachliche Sorgfalt als auch die notwendige Tiefe fehle in der Untersuchung. 

Es sei zwar richtig, dass in dieser Sparte bereits ein Markt mit einem großen Angebot an Top-Leistungen und niedrigen Beiträgen existiere. Doch dieser sei nur noch für wenige Verbraucher offen. Das seien zudem Leute, die diesen Schutz am wenigsten benötigten. „Die Stiftung Warentest sollte sich daher nicht nur um die „Elite der noch Versicherbaren“ wenden, sondern stärker um die große Mehrheit der Nichtversicherten kümmern, statt weitere Anreize in die gegenteilige Richtung zu setzen“, stellt das Analysehaus fest. 

Die Öffentlichkeitswirkung dieses Tests sei überdies deutlich größer als das Testdesign rechtfertige. Für einige der fachlichen Mängel beziehungsweise problematische Ratschläge der Tester stünden Versicherungsmakler wahrscheinlich in der Haftung. Genau das befürchtet Helberg auch, etwa mit Blick auf Vorschläge, die Prämie durch Verzicht auf Schutz kurz vor der Rente zu senken. 

Die Makler fordern nun Konsequenten vom Gesetzgeber: „Was über allgemeine Informationen und Meinungsäußerungen hinaus geht, also individuelle Beratungen, oder die Anfertigung von Tests, Ratings und Rankings muss zur Haftung desjenigen führen, der sie erstellt“, fordert Helberg. Kollegen unterstützen dies: „Es wird Zeit, dass Politik und Gesetzgeber verstehen, dass Tests und Ratings in Finanz- und Versicherungsangelegenheiten und die Institutionen, die diese erstellen, den gleichen Voraussetzungen und Haftungsregeln unterworfen werden müssen, wie sie für Berater und Vermittler gelten.“

Wie verteidigt sich Finanztest?

Wo Autos am meisten kosten
Autounfall auf der Autobahn Quelle: dpa
Leeres Autokennzeichen von Schwerin Quelle: dpa
Platz 15: BremenAuch die Autobesitzer in der Hansestadt fahren mit ihrer Kfz-Haftpflichtversicherung vergleichsweise günstig. Ungewöhnlich für eine Stadt mit mehr als 500000 Einwohnern. Regionalklasse: 3 Veränderung zum Vorjahr: 0 Index: 91,42 Quelle: dpa
Platz 14: KielDie nächste norddeutsche Stadt. Offenbar fährt es sich in diesen Gefilden äußerst sicher. Und deshalb setzen die Versicherer die Regionalklassen entsprechend niedrig an. Regionalklasse: 3 Veränderung zum Vorjahr: 0 Index: 91,65 Quelle: AP
Platz 13: ErfurtBlick auf den Erfurter Dom. In Thüringens Landeshauptstadt sind die Versicherungen zuletzt günstiger geworden. Regionalklasse: 4 Veränderung zum Vorjahr: -1 Index: 94,24 Quelle: dapd
Platz 12: MagdeburgTeurer wurde es dagegen an der Elbe, in Magdeburg. Aus der Regionalklasse 3 wurde die Klasse 4. Regionalklasse: 4 Veränderung zum Vorjahr: +1 Index: 95,64 Quelle: dpa
Platz 11: PotsdamWährend Berlin zu den teuren Pflastern für Autofahrer gehört, kommen die Kfz-Versicherten im benachbarten Potsdam relativ günstig davon. Regionalklasse: 5 Veränderung zum Vorjahr: 0 Index: 97,88 Quelle: dpa

Finanztest wehrte sich in vielfältiger Form. So diskutierten Experten der Zeitschrift mit dem Makler Helberg direkt. Etwa eine Woche nach Bekanntgabe des Tests reagierte Finanztest auf die Kritik der Makler. Später schaltete sich auch Finanztest-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen ein, der zum Beispiel auch Beiträge in der neuen Facebook-Gruppe veröffentlichte. 

Hat Finanztest mit dem jüngsten BU-Test danebengegriffen? „Nein, Finanztest hat mit dem jüngsten BU-Test viele Verbesserungen bei den Bedingungen in den Angeboten gefunden“, reagierte Tenhagen auf Fragen von Handelsblatt Online. Alle Fachleute seien sich einig, dass Angebote für Berufsunfähigkeitsversicherungen heute weit kundenfreundlicher seien als früher. 

Die Aufregung im Netz sieht er nicht als „Shitstorm“, sondern nennt sie einen „Maklerstorm“. Die Makler störe es, wenn viele Produkte gute Noten erhielten. Sie vermuteten, dass dann weniger Kunden ihre Beratung in Anspruch nähmen. Wichtig für die Einschätzung dieses Tests sei: „Wir bewerten keine Unternehmen, sondern nur einzelne, ausgewählte Tarife. Es geht bei unseren Urteilen immer um dieses eine konkrete Produkt.“ 

Ob die Zeitschrift im nächsten Test ihr Design verändern werde, wollte Tenhagen jedoch noch nicht verraten. „Wir schauen uns Reaktionen auf unsere Tests immer an und sind im Dialog“, erklärte Tenhagen. „Wir beantworten auch regelmäßig Verbraucherfragen nach einem großen Test in einer der Folgeausgaben von Finanztest. Vor jedem neuen großen Test diskutieren wir mit Verbraucherschützern und der Branche – natürlich auch beim Test  der Berufunfähigkeitsversicherungen.“ 

Zum Streit über einzelne Tipps in den Beiträgen stellte Tenhagen klar: „Unsere Tests geben Ratschläge für viele Kunden, sie sind eben keine Einzelberatung. Unsere Frage lautet: Ist das generell ein guter Vertrag?“ Etwas völlig anderes sei es jedoch, ob im Einzelfall ein ganz bestimmtes Problem berücksichtigt werde. Wer Detailfragen habe, sollte als Verbraucher am besten einen Spezialisten heranziehen, rät Tenhagen. 

Im übrigen hat er beim Thema Siegelvergabe schon einiges erlebt: „Wenn ein Test gut ausfällt für einen Anbieter, dann wird damit Werbung gemacht. Wenn ein Test schlecht ausfällt, dann bekommt man böse Briefe.“ Mitunter von Anwälten.

Wie urteilt eine neutrale Versicherungsberaterin

In zehn Schritten zur günstigen Versicherung
Wie sich 75 Prozent der Prämie sparen lassen  Solider Schutz muss nicht teuer sein. Auch in diesem Jahr können Autofahrer ihre Prämie deutlich senken, wenn sie den Anbieter wechseln und nur die individuell notwendigen Leistungen vereinbaren. Ein Rechenbeispiel zeigt, wie Versicherte in zehn Schritten ihre Prämie um mehr als 75 Prozent senken können. Das Sparpotenzial liegt im vierstelligen Eurobereich. Quelle: dpa
Angebote vergleichenJe nach Anbieter betragen die Prämienunterschiede mehr als das dreifache. Die Unternehmensberatung Nafi berechnete die Tarife für eine verheiratete, 45 Jahre alte Krankenpflegerin aus Berlin, die sich einen VW Passat Variant 2.0 TDI (136 Ps) als Jahreswagen anschaffen möchte. Für den Tarif „Optimal“ der WGV zahlt die Familie rund 4040 Euro im Jahr. Der teuerste Anbieter würde 11.986 Euro verlangen. Das Sparpotenzial liegt also bei 7946 Euro.Das hohe Prämienniveau liegt vor allem daran, dass es sich um einen Zweitwagen handelt, für den keine Vorversicherung besteht. Außer den beiden Eltern fährt auch der 19 Jahre alte Sohn, insgesamt liegt die Fahrleistung bei 25.000 Kilometer im Jahr. Das Auto steht am Straßenrand und die Familie hat ein Einfamilienhaus Der Versicherungsschutz: Haftpflicht und Vollkasko (300 Euro/150 Euro Selbstbehalt), freie Werkstattwahl und Leistungsumfang "Standard" (Marderbiss, Mallorcapolice, erweiterte Wildschadenklausel, Verzicht auf Abzug neu für alt bei Lackierung) Die Zahlung soll vierteljährlich per Rechnung erfolgen.  Quelle: ap
Typklasse auswählenNatürlich ist das Prämienniveau mit mehr als 4.000 Euro pro Jahr inakzeptabel hoch. Die Familie setzt daher zunächst beim Fahrzeug an. Mit sinkenden PS-Zahlen reduziert sich auch die Prämie. Und: Benziner sind meist günstiger als Diesel-Fahrzeuge. Die Familie entscheidet sich daher für einen Passat Variant 1.4 TSI mit 125 PS und rutscht in eine günstigere Typklasse.  Die Prämie des gleichen Tarifs sinkt auf 3.180 Euro. Das Sparpotenzial beträgt 860 Euro. Quelle: dpa
Fahrzeugalter senkenDer Versicherungsschutz für jüngere Fahrzeuge ist häufig günstiger als für ältere. Wenn der VW Passat nur elf statt 14 Monate alt ist, sinkt die Prämie bei der WGV auf 3.102 Euro. Das Sparpotenzial beträgt weitere 78 Euro. Quelle: dpa
Zahlungsmodus anpassenWer seine Prämie einmal in Jahr statt quartalsweise überweist und noch einen automatischen Bankeinzug vereinbart, kann mit einem Rabatt zwischen drei und acht Prozent rechnen. Im konkreten Fall kostet die Prämie dann 2.954 Euro. Das Sparpotenzial beträgt 148 Euro. Quelle: dpa
Mögliche Fahrer einschränkenDas Sparpotenzial ist besonders groß, wenn junge Fahrer beim Versicherungsschutz ausgeschlossen werden. Im konkreten Fall darf der 19-Jahre alte Sohn nicht mehr das Fahrzeug lenken. Zudem profitiert die Familie von einem Rabatt für Zweitwagen beim Versicherer Direct Line. Die Prämie sinkt auf 871 Euro. Das Sparpotenzial liegt 2.083 Euro. Quelle: picture alliance / dpa
Kilometerzahl realistisch einschätzenAls Zweitwagen sind 25.000 Kilometer pro Jahr sehr hoch angesetzt. Die Prämie für Vollkasko und Haftpflicht sinkt auf 784 Euro, wenn die Eltern nur 15.000 Kilometer unterwegs sind. Das Sparpotenzial beträgt 87 Euro.  Quelle: picture-alliance/ dpa

Finanztest hat nur wenige Unterstützer unter Vermittlern und Beratern. Eine der wenigen, die Finanztest zumindest teilweise verteidigte, ist Angela Baumeister. Sie genießt als Versicherungsberaterin einen vergleichsweise neutralen Status. Denn sie hilft ihren Kunden gegen ein Honorar und vermittelt keine Versicherungsverträge – im Gegensatz zu Maklern. Letztere legen zwar auch Wert auf ihre Unabhängigkeit, verdienen aber über Provisionen an der Vermittlung von Policen.

„Man kann so einen Test nicht vernünftig gestalten, wenn eben nur X von Y Kriterien in den Test einbezogen werden und es in der Berufsunfähigkeitsversicherung eigentlich keine Musterkunden mit Musterberuf und Musteralter gibt“, reagierte Baumeister auf die Kritik von Helberg. Ähnlich argumentierte Finanztest ja auch. Die Zeitschrift will für die Allgemeinheit testen.

Um so einen Test vernünftig und brauchbar zu gestalten, müsse man so viele verschiedene Tests machen, dass dies dann auf ein Fachbuch hinauslaufen würde. Denn: Es gebe viel zu viele individuelle Besonderheiten. Der eine sei noch Schüler oder Student, der andere Berufsanfänger, der nächste stehe mitten im Beruf, wieder einer sei Beamter oder wollen noch einen zweiten Bildungsweg einschlagen. Zudem gebe es eine Vielzahl von Berufen.

Aus ihrer Sicht sind die Unterschiede bei den besten Anbietern zudem nicht sehr groß. Bei den guten und sehr guten Tarifen gehe es nur um Nuancen. Wenn man auf der Basis des Grundschutzes teste, sei der Test so falsch nicht. Das Problem des Kunden dabei: „Die Kunst ist nicht den besten/billigsten Tarif zu finden, sondern den passendsten!“

Baumeister glaubt, ein wirklich gutes Ergebnis der ganzen Diskussion könne eigentlich nur sein, dass Finanztest seine Tests in dieser Sparte komplett einstellt. Sie weiß jedoch, dass dies völlig unrealistisch ist. Finanztest wäre auch schön blöd, dies zu tun, glaubt sie. „Verbraucher wollen diese Tests. Und irgendwie müssen sie eben auch einen ersten Anhaltspunkt bekommen können.“

Ihr Fazit: Der Test wäre wohl nicht so skandalös, wenn Finanztest deutlich auf folgende Punkte hinweisen würde:

  • Er ersetzt keine Beratung.

  • Er liefert einen ersten Anhaltspunkt liefert, welche Tarife man sich näher angucken kann.

  • Er gibt Hinweise, welche Tarife zumindest einen "gängigen" Grundschutz bieten.

Was ändert sich künftig?

Wie Versicherungen ihre Vertreter heiß machen
Vorher: "Kein Unterschied mehr?"Der Finanzvertrieb MLP ist beim Thema Unisex auf allen Kanälen präsent. Wer lieber etwas in der Hand hält, bekommt die Kundenzeitschrift "Forum MLP". Wer dagegen lieber im Internet surft, kann dem Titel-Modell am Computer sogar live mit der Maus die Augen öffnen... (siehe letztes Bild)Bildquelle: Internetausgabe der Kundenzeitschrift "Forum MLP" Quelle: Handelsblatt Online
Warum werden Unisex-Tarife Ende 2012 überhaupt eingeführt? Grundlage ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 01.03.2011, das geschlechtsabhängige Tarife als Verstoß gegen das Gleichbehandlungsprinzip ansieht, erklärt der Versicherer Gothaer.Bildquelle: FAQ Unisex in der Krankenversicherung der Gothaer. Sicherheit für Berater „Wird die Versicherung mit Unisex teurer für mich? Soll ich noch schnell eine Versicherung abschließen? Soll ich meinen dringend benötigten Versicherungsschutz noch bis nächstes Jahr hinausschieben?“ Das seien die Fragen, die sich der Verbraucher angesichts der Einführung der Unisex-Tarife aktuell stelle, stellt die Gothaer in einer Pressemitteilung fest. Nichts überstürzen, sondern ganz genau prüfen, welche Policen für wen günstiger werden und welche teurer werden, warne der Verbraucherschutz. Doch wie soll der Berater dies für seine Kunden prüfen, wenn ihm eine konkrete Vergleichbarkeit von Angeboten nicht ermöglicht wird? Die Gothaer Leben biete daher den konkreten und individuellen Angebotsvergleich. Die Sicherheit, den richtigen Tarif empfohlen zu haben, erhalte der Berater nur, wenn er die Angebote angemessen prüfen und vergleichen kann. Deshalb biete die Gothaer Lebensversicherung ihren Maklern und Vermittlern schon heute die Möglichkeit, die neuen Unisex-Tarife mit den jetzigen Bisex-Tarifen zu vergleichen. Quelle: Handelsblatt Online
Musterschreiben für VermittlerDer Maklerservice Fondsfinanz hilft vielen der mehr als 200.000 Versicherungsvermittlern bei der Vorbereitung auf den Jahresschlussverkauf rund um Unisex. Um Kunden gezielt anzusprechen, müssen Vermittler vor allem wissen, in welchen Versicherungsbereichen sich durch die neuen Unisex-Regeln etwas für Mann oder Frau verändert. Als Hintergrundinformation nimmt der Maklerservice dabei auch gerne die Berechnungen der Stiftung Warentest. Fondsfinanz stellt Vermittlern zudem Musteranschreiben zur Verfügung:. "Wir haben eine Version für Frauen und eine für Männer erarbeitet, die Sie sofort an Ihre Kunden verschicken können. Laden Sie die gewünschte Datei herunter – Sie müssen nur noch Ihren Briefkopf einfügen und können die Anschreiben sofort versenden."Bildquelle: Vertriebshilfen des Service-Anbieters Fondsfinanz Quelle: Handelsblatt Online
Helden gesuchtDie Stuttgarter Lebensversicherung konzentriert sich in ihrer Werbung auf Männer. Die "Helden" sollen sich am besten sofort noch die Beitragsvorteile sichern, die sie in der neuen Unisex-Welt bei Rentenversicherungen verlieren. Verbraucherschützer warnen allerdings, nicht nur auf vermeintliche Ersparnisse zu schauen, sondern auch darauf, ob man eine bestimmte Versicherung tatsächlich braucht. Bildquelle: Flyer der Stuttgarter Quelle: Handelsblatt Online
"Männer, wollt ihr wirklich die Gleichberechtigung?... so fragt der Versicherer BBV in einem Flyer, den Vermittler mit dem eigenen Stempel verteilen können. Die Idee: die Urinstinkte der Männer wecken und durch Witzigkeit auffallen. Bildquelle: Flyer der BBV Quelle: Handelsblatt Online
Die alte KollektionDer Branchenführer Allianz stellt die Beitragsvorteile zwischen alter und neuer Versicherungswelt heraus. So lohnt sich etwa für Frauen, noch eine Risiko-Lebensversicherung abzuschließen - wenn sie noch keine haben. Das ist ein Produkt, das auch Verbraucherschützer als sinnvoll empfehlen. Der Grund: Der Beitragsvorteil für die "aktuelle Kollektion" könne bis zum 20. Dezember zwischen 30 und 55 Prozent liegen. Quelle: Handelsblatt Online
GewinnerinFrauen könnten gar nicht früh genug mit der Vorsorge anfangen, wirbt die Stuttgarter in einem Flyer, der sich an das weibliche Geschlecht richtet. Zum Thema Unisex beschränkt sich der Versicherer allerdings auf den Hinweis, dass Frauen von den neuen Unisex-Tarifen profitieren. Vielleicht kommt die Werbe-Botschaft des Versicherers bei diesem Bild auch bei so manchem Mann an. Bildquelle: Flyer der Stuttgarter Quelle: Handelsblatt Online

„Unter dem Strich gehen Helberg und seine Kollegen aus der Debatte als Sieger hervor. Es ist den Versicherungsmaklern gelungen, Finanztest öffentlich vorzuführen“, urteilte der Versicherungsmakler Sven Hennig gegenüber Handelsblatt Online. Die Botschaft „Verlass Dich nicht uneingeschränkt auf Finanztest“ sei bei vielen Verbrauchern angekommen. Die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter oder auch Newsletter böten hier völlig neue Möglichkeiten. 

Gleichwohl sind sowohl Hennig als auch Helberg pessimistisch. „Finanztest sitzt auf einem relativ hohen Ross“, sagt Hennig. Den Grund dafür sieht er auch in kommerziellen Interessen. „Einige Versicherer werben schon mit dem Siegel von Finanztest.“ Dieses Prinzip funktioniere seit Jahren und sei auch bei anderen Tests zum Thema nachzuvollziehen. Hennig: „Branchenkenner haben ausgerechnet, dass in solch einem Test ein Vermarktungspotenzial von 1,5 Millionen Euro steckt."

Für Helberg zeigen die Reaktionen aus der Finanztest-Redaktion: „Man gibt sich teflonbeschichtet - selbst fachlich fundiert begründete Kritik soll nicht anhaften. Jeder Versicherungsmakler, der so beraten würde, wie Finanztest es schreibt, müsste um seine Zulassung bangen“, sagt Helberg. Das eigentliche Desaster sieht er jedoch in folgendem Punkt: „Stiftung Warentest und Finanztest vergleichen Versicherungen wie Kaffeemaschinen oder Fotoapparate: Der Missgriff bei einer Kaffeemaschine bringt Verbraucher vielleicht um ein paar hundert oder höchstens ein paar tausend Euro. Der Missgriff bei einer Versicherung kann Kunden hunderttausende Euro kosten und ein Leben in Hartz IV bescheren.“ 

Immerhin kann er für sich persönlich ein positives Fazit ziehen. Die Anfragen in seinem Büro sind hochgeschossen. „Offenbar erkennen nun immer mehr Verbraucher, wie komplex das Thema wirklich ist. Gut so!“ Er sei sich sicher: Viele Kollegen würden ebenfalls profitieren, wenn sie auf fachlich versierte Beratung setzen. 

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%