Ivanka Trump in Berlin Die Feministin in der Familie

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"Wir Industrieländer sind ja auch Rollenmodelle"

„Wir brauchen nicht nur Akteure, wir brauchen Aktivisten“, sagt die sonst eher kühl wirkende IWF-Chefin feurig. Schließlich sorge eine stärkere wirtschaftliche Rolle von Frauen für mehr Wachstum, weniger Ungleichheit, eine diversere Volkswirtschaft. So sehr, dass große Investoren bei Konzernen mittlerweile nachfragten: Wie haltet ihr es mit der Zahl der Führungs-Frauen? Und davon ihre Anlagen abhängig machen.

Diese Zahlen sind an vielen Stellen schlicht: ernüchternd. In Deutschland etwa wird nur eines von zehn Start Ups von Frauen gegründet – und in Aufsichtsräten sind diese noch immer dramatisch unterrepräsentiert, wie Kanzlerin Merkel vorrechnet. Sie hätte lange Zweifel gehabt, ob man dagegen gesetzlich vorgehen müsse, sagt Merkel – auch in Replik zur Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, Chefin des Werkzeugmaschinen-Riesen Trumpf, die auf dem Podium aus ihrer Ablehnung einer Frauenquote keinen Hehl macht.

Über Jahre habe die Politik Konzerne regelrecht angebettelt, damit Aufsichtsräte wenigstens zu einem Drittel weiblich besetzt seien, sagt Merkel. Vergeblich. Und deswegen habe man dies irgendwann eben festschreiben müssen. „Die Konzerne haben sich das Gesetz selbst erarbeitet, durch Nichtstun.“

Auch Quoten-Gegnerin Leibinger-Kammüller räumt ein, dass sie in ihrem Unternehmen eine „heimliche Quote“ eingeführt hat – und sicherstelle, dass bei jeder Bewerbung in der Endauswahl eine Frau dabei sei.

Auf diese Art der sanften Veränderung setzt auch die Kanzlerin. So will sie – „Wir Industrieländer sind ja auch Rollenmodelle“ – auf die G20-Agenda den besseren Finanz-Zugang für Unternehmerinnen setzen. Länder wie Deutschland, die Niederlande, Kanada oder die USA könnten Kapital sammeln, das von der Weltbank verwaltet und strategisch investiert werden könne.

Diese Idee unterstützt übrigens auch Trump, sie hat dazu am Dienstagmorgen einen Gastbeitrag in der Financial Times veröffentlicht, gemeinsam mit dem Weltbank-Chef. Darüber steht als Schlagzeile: „Investitionen in Frauen entfalten globale ökonomische Gewinne.“

Jetzt muss nur noch Vater Donald zuhören. Der wollte jedenfalls, so ist seinem Twitter-Feed zu entnehmen, zuschauen, wie sich seine Tochter in Berlin schlägt.

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